Gedenken an koptische M?rtyrer: ?Gemeinschaft im Leiden“
?Dies ist als ein Zeichen der Zeit und eine prophetische Initiative zu sehen. Zum ersten Mal nimmt die katholische Kirche Heilige in das römische Martyrologium auf, die einer Kirche angehören, die nicht mehr in historischer Gemeinschaft mit Rom steht. Es sind Märtyrer, die gleichzeitig getrennte Brüder sind. Dies entspricht der Ökumene des Blutes, die von Papst Franziskus geschmiedet wurde“, sagt der Koptologe im Interview mit Radio Vatikan.
Ökumene des Blutes
Bei dem ökumenischen Gebet unter Vorsitz von Kardinal Kurt Koch wurde am Donnerstag der Opfer einer Attacke des ?Islamischen Staates“ vom Februar 2015 gedacht; 20 ägyptische Gastarbeiter und ein ghanaischer Arbeitskollege wurden auf einem Strand enthauptet.
Wo der theologische Dialog langsam und ?manchmal enttäuschend“ sei, verweise das gemeinsame Gedenken an die Märtyrer auf eine ?Gemeinschaft im Leiden und in der Verfolgung, die insbesondere im Nahen Osten angesichts des Fanatismus Katholiken, Protestanten und Orthodoxe teilen“, so Cannuyer.
Heiligkeit von Glaubenszeugen als einendes Element
Bei der Gedenkfeier konnten am Donnerstag die Reliquien der Märtyrer verehrt werden. Die Kopten hätten eine ?sehr starke Sensibilität für das Phänomen des Märtyrertums“, so Cannuyer. So beginne das koptische Zeitalter mit der Herrschaft des Kaisers und Christenverfolgers Diokletian im Jahre 284 n. Chr., in einem ?Zeitalter der Märtyrer“. Die Spuren dieser Verfolgung spiegelten sich in den koptischen Kirchen mit ihren vielen Märtyrer-Ikonen wider, so der Experte. Bis heute gebe es angesichts eines erstarkenden Islamismus regelmäßig christliche Märtyrer, erinnert er.
Die Einrichtung einer Kommission für neue Märtyrer und Glaubenszeugen aus allen christlichen Konfessionen durch den Papst im Sommer 2023 bezeichnet der belgische Ägyptologe als ?vielversprechende Intuition“. Er hofft, dass die ?getrennten Kirchen die Heiligkeit dieser Glaubenszeugen eines Tages anerkennen müssen, die die Geschichte der Kirchen seit ihrer Trennung geprägt haben“.
?Wenn ich beispielsweise nach Äthiopien reise, bin ich immer wieder erstaunt über die Verehrung, die viele orthodoxe Christen für die kleine Therese vom Kinde Jesus hegen. Ebenso empfinden viele katholische Christen große Bewunderung für die Spiritualität eines heiligen Seraphim von Sarow. In Ägypten ist die 1968 so populäre Jungfrau der Erscheinungen von Zeitoun in Wirklichkeit das Abbild der Jungfrau von der Rue du Bac, die Katharina Labouré erschienen ist. Diese Kapillaren der Heiligkeit berühren unsere Kirchen, trotz der historischen und theologischen Trennungen, die sie voneinander trennen.“
Geschwisterlichkeit hat Vorrang
1973 unterzeichneten der damalige Kopten-Papst Shenouda III. und Papst Paul VI. eine gemeinsame christologische Erklärung, in der sie sich trotz historischer Trennungen zu demselben Herrn Jesus Christus bekannten. Shenoudas Nachfolger, Tawadros II., und Papst Franziskus beschlossen, dieser Vereinbarung jedes Jahr zu gedenken und sie zu einem Tag der Freundschaft und Brüderlichkeit zwischen der koptischen Kirche und der Kirche von Rom zu machen.
Papst Franziskus sowie den amtierenden und vorherigen Kopten-Papst eine ?die Überzeugung, dass die menschliche Brüderlichkeit immer Vorrang vor theologischem Exklusivismus haben muss“, so der Ägyptologe weiter: ?Alle drei sind davon überzeugt, dass Gott nicht zulässt, dass Menschen in seinem Namen töten und sich gegenseitig bekämpfen. Alle drei stoßen in dieser Frage auf den Widerstand derjenigen, die an einer sehr exklusivistischen, ja sogar ,kriegerischen‘ Sicht der Religion festhalten.“
Mit Interviewmaterial von Delphine Allaire (Pope - französischsprachige Sektion).
(vatican news – pr)
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