Indien: Schwester wegen angeblicher Blasphemie entlassen
Nach mehrtägigen Protesten ist am vergangen Monat Schwester Mary Prabha Selvaraj von ihrem Arbeitgeber, der St. Gerosa English Medium Higher Primary School, entlassen worden. Die Schule wird von den Schwestern der Nächstenliebe in Mangaluru (ehemals Mangalore) betreiben. Wie ucanews am Freitag meldete, hatten Hindunationalisten unter der Leitung lokalen Abgeordneten der regierenden Bharatiya Janaty Partei von Premierminister Narendra Modi so lange protestiert und Druck ausgeübt, bis sich die Schulleitung gezwungen sah, auf die Forderungen einzugehen.
Arbeitsgeber konnte öffentlichem Druck nicht standhalten
Der Schwester wurde ein kurzer Audioclip zum Verhängnis, der in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde. Darauf rezitiert eine Stimme, die diejenige der Schwester sein soll, das Gedicht ?Arbeit ist Lobpreis“ des indischen Nationalpoeten und Nobelpreisgewinners Rabindranath Tagore. In dem Gedicht heißt es, dass Gott an keinen festen Verehrungsplatz gebunden sei. Kurz nach Bekanntwerden des Clips forderten Hindus dazu auf, christliche Schulen zu boykottieren. Die Schwester habe den Glauben beleidigt. Die Distriktsregierung wies daraufhin die Schule an, die Ordensfrau zu entlassen, um ?recht und Ordnung“ aufrechtzuerhalten. Die Schule konnte dem öffentlichen Druck nicht widerstehen und folgte den Anweisungen.
Pater J. B. Saldanha, der Pressesprecher sagte gegenüber ucanews, dass die Anschuldigungen gegenstandslos seien und die Schule eine Anzeige gegen den Urheber des Audioclips vorbereite. ?Die Schwester wurde ohne irgendeinen Beweis außer einem ungeprüften Audioclip entlassen“, so Saldanha. ?Doch die Wahrheit wird herauskommen, wenn die Polizei den Urheber findet.“ Auch der Erzbischof der Diözese Bangalore, Peter Machado, hat den Vorfall verurteilt. ?Einige religiöse Fundamentalisten erheben falsche Anschuldigungen gegen Christen, um sich zu rächen oder um religiöse Feindseligkeiten zu schüren“, so der Bischof. Christen würden stets alle anderen Religionen respektieren.
Strenges Anti-Konversions-Gesetz
Die Schule steht momentan unter Polizeischutz. In Kanataka gilt ein strenges Anti-Konversions-Gesetz, das häufig gegen Christen eingesetzt wird. Die momentan in dem Bundesstaat regierende Kongresspartei hat sich eigentlich zur Aufgabe gemacht, alle religiösen Gemeinschaften zu schützen. Christen machen in dem Bundestatt nur 1,87 Prozent der Bevölkerung aus. Mehr als 80 Prozent sind Hindus. Dennoch hat die Diözese Mangalore eine reiche christliche Vergangenheit. Mehr als 50 Bischöfe in Indien stammen aus der Diözese, die erstmal 1521 von portugiesischen Missionaren besucht wurde.
(ucan – ww)
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