Myanmar: Gottesdienste im Wald und Hilfen für Flüchtlinge
In den Gebieten, die am stärksten von den Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den Rebellengruppen der Volksverteidigungskräfte betroffen sind, mussten Hunderttausende ihre Häuser verlassen und fanden Zuflucht in den Wäldern. Daraufhin verließen Fides zufolge auch viele Priester, Ordensleute und Katecheten ihre Kirchen, um den Vertriebenen beizustehen, die in prekären Bedingungen in Baracken, Hütten oder Zelten leben.
In der Diözese Loikaw, deren Gebiet sich über den Bürgerkriegsstaat Kayah im Osten Myanmars erstreckt, wurde Bischof Celso Ba Shwe aus seiner Kathedrale vertrieben. Die Armee attackierte und besetzte die Kirche und machte sie zu ihrem Basislager. Der Bischof verbrachte daraufhin ein ?Weihnachten unter Flüchtlingen“, indem er die verschiedenen Pfarreien der Diözese bereiste, die Sakramente feierte, Flüchtlingslager besuchte und Familien in Not segnete. Die Weihnachtsmesse feierte er mit Gläubigen in einer hölzernen Kapelle im Wald.
Der vertriebene Bischof
Gott habe ihm ?eine Zeit des erzwungenen Unterwegsseins geschenkt“, zitiert Fides den Bischof. Er wisse zwar nicht, in welchem Zustand er die Güter und Dokumente seiner Ortskirche vorfinden werde, wenn er zurückkehren könne, nehme aber diese Umstände als ?Gnade mit offenem Herzen an. Der Herr erlaubt mir, so vielen Menschen zu begegnen, den Menschen so nahe zu sein wie nie zuvor, zuzuhören und zu trösten".
Auch die Priester der Diözese Loikaw reisen durch gefährliche Kampfgebiete. Denn man sei sich bewusst, dass ?die Menschen in Zeiten der Angst und Ungewissheit unsere Anwesenheit und Ermutigung brauchen", erklärt ein von Fides befragter Pfarrer namens Paul. Er berichtete von einer Pfarrei, auf deren Gebiet Menschen in mehr als 20 Vertriebenenlagern leben. Von den 35 Pfarreien der Diözese seien mehr als die Hälfte verlassen, weil die Priester und Ordensschwestern mit den Gläubigen in Lager im Dschungel geflohen sind. ?Die Sonntagsmesse wird im Freien oder in einfachen, von den Gläubigen gebauten Holzkapellen gefeiert“, so der Pfarrer. ?Die Menschen sind verängstigt und traumatisiert".
Seelsorger leben gefährlich
Für Priester, Ordensleute, Katecheten, Pastoral- und Caritasmitarbeiter sei diese Lage auch politisch heikel. ?Wenn sie den Flüchtlingen geistlichen Beistand und humanitäre Hilfe leisten, können sie vom Militär beschuldigt werden, den Widerstand zu unterstützen, und so verhaftet und ins Gefängnis gebracht werden", erklärte der Priester. Seit Beginn des Konflikts engagiert sich die Kirche in Loikaw in der humanitären Arbeit, auch unter prekären Bedingungen: Wenn die Frontlinie sich verändert, müssen die Vertriebenen oft weiterziehen. Daher seien die Infrastrukturen für Unterkünfte, Wasserversorgung, Nahrungsmittel und der Versuch, Schulen zu organisieren, eine ständige Herausforderung, erzählte der Priester. Die Kirche vor Ort habe aber, auch dank ausländischer Hilfe, mobile Kliniken, Nothilfepläne und Bildungsprogramme für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende organisieren können, die seit bald zwei Jahren nicht mehr regelmäßig zur Schule gehen.
?Wir hoffen und beten, dass die Menschen in diesem Land wieder in Frieden, in Menschenwürde und in wahrer Freiheit leben können“, zitiert Fides den Bischof von Loikaw, Celso Ba Shwe. ?Wir beten jeden Tag für die Wiederherstellung von Frieden und Gerechtigkeit im Land, für die Versöhnung und Bekehrung unseres Volkes."
Unterdessen geht die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung weiter. Bei einem Luftangriff am 7. Januar im Westen des Landes tötete die Armee 17 Zivilisten, darunter auch Kinder, und verwundete mehr als dreißig Menschen. Der Angriff fand während eines Gottesdienstes in der Stadt Kanan zwischen Khampat und Boukkan im Bezirk Tamu statt, der zur katholischen Diözese Kalay gehört. Durch Angriffe dieser Art steigt die Zahl der Binnenflüchtlinge, allesamt Zivilisten, vor allem ältere Menschen, Frauen und Kinder, weiter an. Derzeit ist von mehr als 2,5 Millionen Vertriebenen die Rede.
(fides – gs)
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