Holocaust-Gedenktag: ?Zusammen mit dem Papst gegen Antisemitismus"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Bei seiner Generalaudienz in dieser Woche erinnerte Papst Franziskus - wie jedes Jahr - an den internationalen Holocaust-Gedenktag am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Der schreckliche Massenmord an Millionen von Juden möge alle daran erinnern, dass die Logik des Hasses und der Gewalt ?niemals gerechtfertigt ist“, sagte der Papst. ?Im Lauf der Jahre haben der Heilige Vater und die Kurie sehr deutlich gemacht, dass sie sich dafür einsetzen, die Erinnerung an den Holocaust zu bewahren und über die Opfer des Holocaust zu sprechen“, erklärte Eichner. ?Das ist für uns sehr wichtig. Und wir sehen in Papst Franziskus auch in dieser Angelegenheit einen großartigen Partner und einen großen Freund.“
Eichner verwies auf eine Online-Kampagne des Jüdischen Weltkongresses mit dem Titel ?Wir erinnern uns", an der Papst Franziskus vor einigen Jahren teilnahm. ?Die Förderung des Gedenkens an die Opfer ist heute, nach den schrecklichen Anschlägen im letzten Jahr, noch wichtiger“, so Eichner weiter. ?Wir wissen es sehr zu schätzen, dass der Heilige Vater die Gläubigen darauf hinweist und das Thema um dieses Datum herum anspricht.“
7. Oktober veränderte Realität von Juden überall
Der Jüdische Weltkongress (World Jewish Congress, WJC) vertritt die politischen Belange der jüdischen Gemeinschaften außerhalb Israels in mehr als 100 Ländern. Die Terror-Attacke der Hamas auf Israel vom vergangenen 7. Oktober habe die Realität der jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt verändert, hielt der gebürtige Ungar Eichner fest. ?Der Angriff der Hamas hat unsere tiefsten Befürchtungen bestätigt. Sie verübten Gewalt in einem Ausmaß, das wir nie gedacht hätten, Vergewaltigung, Folterung von Zivilisten und Tötung von Kindern, Frauen und Männern. Dies hat die jüdischen Gemeinden in der ganzen Welt und zutiefst verunsichert.“ Die Zunahme von Gewalt und gewalttätiger Rhetorik gegen jüdische Gemeinden weltweit nach dem 7. Oktober nannte Eichner ?beispiellos.“
?Unterschied zwischen Terrorismus und Verteidigungskrieg"
Aus jüdischer Sicht ist mit Blick auf den Krieg in Nahost Unterscheidungsvermögen bei Partnern und Verbündeten gefragt, so der Rom-Repräsentant des Jüdischen Weltkongresses. ?Wir sind unseren Freunden, die uns unterstützen, sehr dankbar, aber wir müssen auch darauf bestehen, dass es einen sehr bedeutenden Unterschied zwischen Terror und Verbrechen gegen die Menschlichkeit einerseits und einem Verteidigungskrieg gegen diese Übel andererseits gibt. Und wir zählen darauf, mit dem Heiligen Vater und dem Heiligen Stuhl zusammenzuarbeiten und den Kampf gegen den Antisemitismus fortzusetzen.“
Die vergangenen Monate hätten gezeigt, wie schnell das gedeihliche Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in vielen Ländern kippen könne, fuhr Eichner fort. ?Wir sind der Meinung, dass auch unsere Freunde gegen den Antisemitismus kämpfen müssen, denn der Kampf gegen den Antisemitismus und der Schutz des jüdischen Lebens ist nicht nur eine jüdische Angelegenheit, sondern eine Angelegenheit der Öffentlichkeit und der jüdischen Gemeinschaft zusammen.“ Jüdische Gemeinden seien in den Ländern, in denen sie leben, ?tief verwurzelt, sie möchten dort leben und ein sicheres Leben führen.“
Alles in allem schätzt der Jüdische Weltkongress die Zahl der Juden auf rund 15 Millionen, davon etwa 7 Millionen in Israel und 6 Millionen in den USA. Die großen Gemeinden in Europa befinden sich in Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Wachsende Gemeinden gibt es nach Eichners Angaben in Mitteleuropa wie etwa Ungarn und in anderen mitteleuropäischen Hauptstädten. ?Die jüdische Gemeinschaft wächst langsam, aber sie wächst, und es ist sehr wichtig für uns, dass dies so bleibt. Wir möchten die jüdischen Gemeinden unterstützen und bewahren und sie ermutigen, in Frieden zu leben und mit anderen Partnern zusammenzuarbeiten.“
Im Oktober 2023 eröffnete der Jüdische Weltkongress sein Vatikan-Büro in der Via della Conciliazione in unmittelbarer Vatikan-Nähe. Aus diesem Anlass besuchte WJC-Präsident Ronald Lauder Papst Franziskus in Audienz. ?Unser Ziel ist es, eine noch engere Beziehung aufzubauen und eine Brücke zwischen der katholischen Kirche und den jüdischen Gemeinden in aller Welt zu sein“, fasst Viktor Eichner das Anliegen zusammen. ?Es ist für uns wichtig, den interreligiösen Dialog zu fördern und eine starke Beziehung zu den katholischen Gemeinden vor Ort, aber auch auf institutioneller Ebene aufzubauen.“
(vatican news – gs)
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