Slowenien: Religionen warnen vor Gesetz zu assistiertem Suizid
Darin betonen die Religionsspitzen unter anderem, dass die gesetzliche Einführung der Möglichkeit des assistierten Suizids einen indirekten Anreiz für Patienten darstelle, ihr eigenes Leben zu beenden, ?was wir kategorisch ablehnen". Es handle sich um eine ?ethisch nicht vertretbare Maßnahme" in der Hilfe für unheilbar Kranke, die den Weg für eine Unterscheidung zwischen ?würdigem" und ?unwürdigem" Leben ebne.
Stattdessen müsse alles getan werden, um leidenden Menschen zu helfen, ihre Schmerzen zu lindern, ihnen nahe zu sein und ihnen jedwede medizinische, religiöse und seelische Unterstützung zu geben, die sie bräuchten, heißt es in der Erklärung. Auch habe jeder Mensch schon jetzt die Möglichkeit, ?jene Therapien abzulehnen, die Leiden und Krankheit nicht beseitigen, sondern nur den Todeskampf verlängern würden", weisen die Religionsvertreter hin. ?Die Ressourcen der Gesellschaft müssen in eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und in den Ausbau der Palliativmedizin investiert werden."
In Slowenien ist assistierter Suizid derzeit nicht erlaubt. Hintergrund der Erklärung der Religionsvertreter ist ein dem Parlament vorliegender Vorschlag für ein ?Gesetz zur Beihilfe beim freiwilligen Lebensende". Es sieht im Kern für Personen über 18 Jahren unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit zu einem Antrag auf Suizidbeihilfe vor. Unter anderem soll eine eigene Kommission die Anträge prüfen und auch ein psychiatrisches Gutachten eingeholt werden. Für den Gesetzesentwurf hatte eine NGO im Frühjahr erfolgreich Unterstützungserklärungen von mehr als 5.000 Bürgerinnen und Bürgern gesammelt. Entsprechend muss das Parlament in Ljubljana darüber beraten und abstimmen.
Religionsgemeinschaften als moralisches Korrektiv
?Der Versuch, den assistierten Suizid einzuführen, bedeutet eine Veränderung der Kultur und des Menschenbildes und der Menschenwürde", warnte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Andrej Saje, nach Angaben des Onlineportals ?druzina.si" am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Ljubljana, an der u.a. auch der Präsident der Jüdischen Gemeinde Sloweniens, Boris Cerin-Levi, der lutherische Bischof Leon Novak und Vertreter aus Orthodoxie Pfingstkirchen teilnahmen.
Nevzet Poric, Mufti der islamischen Gemeinschaft in Slowenien, betonte, die Entscheidung über den assistierten Suizid müsse gesamtgesellschaftlich getroffen werden, etwa in einer Volksabstimmung. ?Die Religionsgemeinschaften sind das moralische Korrektiv der Gesellschaft, in der wir leben, daher ist es unerlässlich, dass wir auf das Problem aufmerksam machen und für den Wert des Lebens eintreten."
(kap – gs)
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