Ukraine: Russische Bombe t?tet 52 Zivilisten in Hroza
Svitlana Dukhovych - Vatikanstadt
In den letzten beiden Tagen haben insbesondere zwei russische Anschläge die Region Charkiw erschüttert. Einer ereignete sich am Donnerstag gegen 13.15 Uhr Ortszeit in dem Dorf Hroza, das im Bezirk Kupiansk liegt, 35 km von der Frontlinie entfernt. Die russische Rakete schlug in ein Café ein, in dem sich zu diesem Zeitpunkt rund 60 Menschen aufhielten. Sie gedachten, wie in der Ukraine üblich, bei einem Mittagessen eines im Krieg gefallenen Soldaten, der zwar schon vor einem Jahr ums Leben gekommen war, aber erst jetzt in seinem Heimatdorf bestattet werden konnte. Rund 330 Menschen lebten zuvor in dem kleinen Ort – über 50 von ihnen wurden nun durch diese Attacke ausgelöscht, darunter auch ein sechsjähriger Junge.
Pavlo Honcharuk, Bischof der lateinischen Kirche von Charkiw-Saporischschja, berichtet, dass auch die Frau des Soldaten, sein Sohn und andere Verwandte, die fast alle gekommen waren, um ihrem verstorbenen Angehörigen die letzte Ehre zu erweisen, bei dem Angriff ums Leben gekommen seien. Drei weitere Personen würden vermisst, doch ?da die Rakete direkt einschlug, ist es wahrscheinlich, dass keine einzige Spur von ihnen gefunden wird“, fügt der Bischof mit Bedauern hinzu.
Täglich gibt es Tote
Auch am Freitag schlugen weitere russische Raketen in Wohnhäuser und zivile Infrastrukturen im Zentrum von Charkiw ein. ?In dieser Woche“, so Bischof Honcharuk, ?wurden wir, wenn ich mich nicht irre, bereits zum vierten Mal getroffen. Am Freitag schlug eine Rakete 180 Meter vom Bischofssitz entfernt ein. Wir wissen bereits, dass man unter den Trümmern eines Gebäudes die Leiche eines 10-jährigen Jungen und die seiner Großmutter gefunden hat. Es handelt sich um das Zentrum der Stadt, neben einem mehrstöckigen Gebäude, in dem Zivilisten leben, es war kein Militär dort. Aber die Russen handeln so: In unserer Region Charkiw werden systematisch Städte und Dörfer angegriffen, so dass jeden Tag ein oder zwei Menschen getötet werden. Der Krieg geht weiter, und leider sterben viele Menschen, aber wir sind weiterhin in der Nähe der Menschen: wir beten, wir helfen ihnen... Wir sind uns der Gefahr bewusst, wir wissen, dass wir jeden Moment sterben können, aber wir versuchen, nicht so viel darüber nachzudenken und einfach zu tun, was wir können.“
Priester und Ordensfrauen bleiben
Auch für Bischöfe und Priester ist es nicht leicht, mit der Realität zurechtzukommen, in der sich die schrecklichen Szenen von Tod und Zerstörung fast täglich wiederholen. ?Die Psyche hat wohl gelernt, sich irgendwie zu verteidigen“, sagt der Bischof, ?auch wenn die Gesundheit darunter leidet. Und doch bleiben wir hier, weil es Menschen gibt, die unsere Fürsorge brauchen, weil dies unser Land ist, weil dies die Menschen sind, die unser Heimatland verteidigen. Deshalb bleiben alle - Priester und Ordensfrauen - an ihrem Platz“.
Papst Franziskus hatte die Gläubigen aufgefordert, im Monat Oktober den Rosenkranz auch für den Frieden ?in der gemarterten Ukraine und in allen vom Krieg verwundeten Ländern" zu beten (Angelus, 1. Oktober 2023). Diesem Aufruf sich der Bischof von Charkiw-Saporischschja dankbar an: ?Ich möchte vor allem allen für ihre Gebete und ihre Hilfe danken. Zweitens möchte ich auch darum bitten, dass wir nicht vergessen und dass wir nicht denen nachgeben, die sagen, wir müssten aufhören, der Ukraine zu helfen. Deshalb bitte ich Sie zu beten und sich zu verpflichten, uns zu helfen, diese Aggression zu stoppen, denn jeden Tag sterben Menschen, sterben Kinder, sterben alte Menschen. Es ist nicht richtig, dass jemand in ein fremdes Gebiet, in ein fremdes Haus eingedrungen ist, um jeden zu töten, den er trifft. Wir können nicht gleichgültig bleiben, deshalb danken wir Ihnen für Ihre Gebete, wir bitten Sie, weiter zu beten und wir bitten um Hilfe.“
(vatican news - cs)
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