Papst in der Mongolei: ?Zeichen, Ausgegrenzten nahe zu bleiben“
Linda Bordoni und Christine Seuss - Ulaanaatar/Vatikanstadt
?Der Papst kommt hierher, zu einer kleinen Gemeinschaft von Christen, und auch die Mongolei ist nicht allzu sehr bekannt. Das ist ein Zeichen der Hoffnung und auch dafür, dass er denen nahe ist, die weit ab vom Schuss liegen und vielleicht nicht allzu sehr bekannt sind“, zeigt sich Schwester Anne Waturu, die Landes-Direktorin von Caritas, im Gespräch mit unserer Korrespondentin Linda Bordoni erfreut über den Papstbesuch:
?Und ich spüre, dass das ein Vermächtnis ist, welches er uns hinterlässt, dass wir weiterhin denen nahe sein müssen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt und nicht anerkannt werden. Das ist eine große Lektion und auch ein Vermächtnis, das uns hilft, Hoffnung gibt und auch Mut, mit unserer Arbeit weiterzumachen, denen nahe zu sein, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden.“
Ein Vermächtnis, das Mut macht
Und dies ist auch dringend nötig: denn die Kluft zwischen Arm und Reich in der Mongolei werde immer tiefer, bestätigt Nasansjargal Jamaa, die Verwaltungsleiterin der Caritas-Organisation in der Mongolei, die seit 15 Jahren in der Caritas-Organisation wirkt. ?Die Reichen werden immer reicher, und die Armen immer ärmer. Das war vor 20 Jahren noch anders. Heute haben wir eine größere Anzahl an Menschen, sogar Kindern, die in sehr prekären Verhältnissen leben, auch die Ausbildung betreffend. Also müssen wir wirklich unsere Arbeit fortführen.“
Eine Arbeit, die sich auf den verschiedensten Ebenen abspielt, wie Caritas-Direktorin Sr. Anne erläutert. Zwischen 1999 und 2000 hatte die Caritas in der Mongolei ihre Tätigkeit mit der Unterstützung von Hirten aufgenommen, die in diesem Zeitraum von extremen Winterbedingungen, dem sogenannten Zud, betroffen waren. 2010 wurde sie offizielles Mitglied des Netzwerks Caritas Internationalis.
So geht es mittlerweile nicht mehr nur darum, den Menschen dabei zu helfen, mit den Folgen von immer wieder vorkommenden Naturkatastrophen fertig zu werden oder ganz allgemein den Bedürftigen speziell in den Randgebieten der Großstadt, in der sich fast die Hälfte der gesamten mongolischen Bevölkerung drängt, zu helfen, sondern auch darum, die Menschen dazu zu befähigen, sich aus der Bedürftigkeit zu befreien, berichtet Sr. Anne: ?Wir haben auch Erziehungsangebote für die kleinen Kinder, weil Ausbildung dabei hilft, Armut zu überwinden. Damit versetzen wir ebenso die Eltern in die Lage, sich nach einer Arbeit umzusehen“, so die Ordensfrau, die auch auf die Hilfe für emigrierte Mongolen hinweist, die wieder zurück in das Land mit ausnehmend geringer Besiedelungsdichte kommen wollen.
Vielfältige Hilfe
?Wenn sie zurückkommen, helfen wir ihnen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. All das mit Hilfe all unserer Partnerorganisationen.“ Insbesondere Missio und Misereor erwähnt die Ordensfrau dabei, aber auch Unterstützung aus offiziellen Töpfen der EU erhält die Caritas in der Mongolei für ihre Projekte. Ein weiteres Problem, mit dem sich die vielseitigen Helfer konfrontiert sehen: geschlechtsbedingte Gewalt. Dabei haben sie nicht nur die Opfer im Fokus, sondern auch die Täter, die dabei unterstützt werden sollen, einen Weg aus dem gewalttätigen Verhaltensmuster zu finden:
?Und dann gibt es noch das Problem der Nahrungsunsicherheit, das nicht nur die Mongolei, sondern die ganze Welt betrifft. Wir helfen der Gesellschaft, Farmen anzulegen, indem wir Gewächshäuser bauen. In der Mongolei haben wir einen langen Winter. So haben wir die Gewächshäuser eingeführt, die sechs oder sogar neun Monate lang bearbeitet werden können, je nach Jahr. Wir helfen ihnen auch dabei, zu lernen, wie man anbaut, und wie sie die Dinge, die sie ernten, besser haltbar machen können.“
Lernen, wie man Gemüse anbaut
Gemüseanbau ist in der mongolischen Kultur eine relativ junge Kunst, sind die Mongolen doch traditionell eher Nomaden, die mit ihren Viehherden auf der Suche nach Nahrung weite Wege zurücklegen. Doch die Mongolen zeigten sich sehr aufgeschlossen für die neuen Möglichkeiten durch den Anbau, berichtet Sr. Anne weiter: ?Diejenigen, mit denen wir diese Projekte aufgesetzt haben, sind begierig, mehr darüber zu lernen. Und wenn sie es lernen, dann betreiben sie es wirklich mit Leidenschaft.“
Während die Anbaumöglichkeiten in der Stadt begrenzt sind und sich auf kleine Gewächshäuser beschränken, in denen die Menschen Gemüse, Karotten, Salat und andere Lebensmittel anbauen, die auch während des langen Winters verzehrt werden können, gibt es auf dem Land auch ausreichend Platz für den Anbau von Weizen und größere Gewächshäuser, erzählt Sr. Anne, deren Kollegin Nasansjargal Jamaa auch die Schwierigkeiten ihrer Organisation einräumt: ?Wir sind eine katholische Organisation und manchmal denken die Leute, dass unsere Arbeit darin besteht, Menschen zu bekehren. Wenn sie aber verstehen, dass wir hier sind, um soziale Arbeit zu tun, dann ändern sie ihre Einstellung mit der Zeit. Auf der anderen Seite hängen wir für unsere Arbeit immer von externen Geldgebern ab, und das ist sehr herausfordernd, das Personal zu unterhalten, die Güter zu bezahlen, die Arbeiten durchzuführen… Unsere Existenz in der Mongolei ist sehr herausfordernd.“
Laudato si' wichtige Botschaft in der Mongolei
Doch die Mongolei sei andererseits auch ein Land, das äußerst reich an natürlichen Ressourcen sei, betont die Caritas-Verwaltungsdirektorin, die sich vom Besuch des Papstes und seiner Aufmerksamkeit für die Umwelt eine klare Botschaft erhofft: ?Ich denke, Laudato si‘ ist eine der größten Enzykliken und ich denke, er wird einige Worte sagen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, und ich denke, das ist sehr wichtig. Die richtige Botschaft für die Mongolen würde sehr viel bedeuten, denn wir müssen wirklich für unser Land und die Umwelt sorgen. Das kommt allen zugute! Denn das Land gehört so vielen Menschen, und auch unsere Nachbarn profitieren davon.“
Aufmerksamkeit für eine reiche Kultur
Die Mongolei und ihre Bewohner würden nicht oft in den weltweiten Fokus gerückt, räumt Sr. Anne abschließend ein. ?Ich würde mir vom Papstbesuch erhoffen, dass die reiche Kultur der Mongolei vor die Augen der Welt gerückt wird, ein Reichtum, den nicht viele Menschen kennen. Wir kennen ihn, aber viele wissen nicht, wie tiefsinnig, wie schön dieses Land ist. Und ich hoffe, dass die Journalisten, die über diesen Besuch berichten, dies der Welt zeigen werden, so dass die Menschen in engeren Kontakt mit der Mongolei treten möchten.“
(vatican news)
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