Auszeit vom Krieg: Pfadfinder aus der Ukraine im Sommerlager
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
In der italienischen Region Abbruzzen ist gerade ein Pfadfinderlager zu Ende gegangen, das auch besondere Gäste hatte: Pfadfinder aus Ternopil in der West-Ukraine. Lange sind sie mit dem Bus unterwegs gewesen; an der ukrainischen Grenze gab es ewige Kontrollen, aber schließlich hat alles geklappt. Sieben ukrainische Mädchen zwischen elf und 15 Jahren und zwei zwölfjährige Jungs konnten in den Abbruzzen eine Woche lang die Schrecken des Krieges in ihrer Heimat ein wenig vergessen. Begleitet wurden sie von der ukrainischen Pfadfinder-Gruppenleiterin Valentina:
?Diese Reise ist für uns ein Zeichen der Geschwisterlichkeit und des Zusammenhalts unter den Pfadfindern. Freundschaft kennt keine Grenzen, sie umspannt die ganze Welt. Die Leute sind super nett zu uns, und es ist wirklich schön für uns hier zu sein - wir vergessen hier auch fast den Krieg, die Alarmsirenen, die Bomben in unseren Städten. Es ist wie eine neue Welt, eine Auszeit von Angst und Sorgen. Wir machen uns natürlich immer Gedanken um unsere Freunde und Familien in der Heimat, aber wir fühlen uns hier wirklich sicher", berichtet sie.
Erholung und Kraft tanken sei besonders durch die liebevolle Aufnahme vor Ort möglich gewesen:
?Die Leute sind alle total nett und haben uns herzlich Willkommen geheißen. Es ist eine richtige schöne Pfadfindererfahrung gewesen, wir haben uns ausgetauscht und voneinander gelernt. Auch die Menschen im Ort waren total nett, wenn sie uns mit unserer Pfadfinderuniform sahen. Sie fragten auch gleich, ob wir etwas brauchten, Essen oder Hilfe. Sehr, sehr freundliche und hilfsbereite Menschen. Auch die Natur war unglaublich schön, die Berge haben uns total gut gefallen. Wir sind zu Fuß zu einem See gewandert, das Wetter war wunderbar, wir sind Kanu gefahren, geschwommen, das Wasser war warm, es war wirklich sehr schön."
Wie alles begann
Die italienische Organisatorin des Pfadfinderlagers, Stefania, war gleich begeistert von der Idee, mit einer Gruppe aus der Ukraine das Lager zu gestalten. Im Interview mit Radio Vatikan erinnert sie sich, wie alles begann:
?Das erschien mir eine interessante Idee. Unsere Gruppe war auch alleine nicht so motiviert, weil wir sehr wenige waren. Also habe ich das vorgeschlagen und wir haben uns beworben. Dann haben wir die organisatorischen Sachen geklärt, einen Übersetzer gesucht, und unsre Pfadfinderorganisation hat dann das Partnerlager in der Ukraine gefunden und uns in Kontakt gebracht. So hat alles begonnen."
Alles gemeinsam gemacht
Und jetzt waren dann alle zusammen in den Abruzzen. Der See von Scanno und die Naturerfahrung in Italien haben der Pfadfinder-Gruppe aus der Ukraine ebenso geholfen etwas durchzuatmen wie die herzliche Aufnahme überall. Auch für die Pfadis aus Italien war es ein ganz besonderes Sommercamp.
?Wir haben typische Lager-Aktivitäten gemacht: Das Lager aufgebaut, Sport, Wettkämpfe. Wir haben alles zusammen gemacht. Außerdem haben wir einen Ukraine-Tag gehabt: Wir haben die ukrainische Flagge im Camp gehisst, die ukrainische Gruppe hat den Tag organisiert, sie haben was Typisches gekocht - Borscht - es war so lecker, wir haben alle nochmal einen Nachschlag geholt."
Am schönsten war für Stefania, wenn sie merkte, dass die Gruppe aus der Ukraine wirklich für einen Moment mal die Sorgen in der Heimat und den Krieg dort vergessen konnte. Auch das gemeinsame Pfadi-Lagerfeuer am Abend hat sie noch in guter Erinnerung:
?Wir haben immer abwechselnd gesungen. Ein Lied auf Italienisch, eins auf Ukrainisch. Sie haben uns auch gezeigt, was Mut bedeutet und dass nichts unmöglich ist: Sie sind 30 Stunden unterwegs gewesen, durch verschiedene Länder gereist. Das ist Pfadfindergeist. Es war wirklich eine sehr tiefgehende Erfahrung."
(vatican news - sst)
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