Tschad: Immer mehr Sudan-Flüchtlinge
Nach Kämpfen und Zusammenstößen in der sudanesischen Region Darfur sind zehntausende Menschen im Mai in den Tschad geflohen, um in der Grenzregion des Nachbarlandes Schutz zu suchen. ?Den Ankommenden fehlt es an allem“, erklärt der Büroleiter der deutschen ?Diakonie Katastrophenhilfe“ im Tschad, Régis Jabo. ?Viele Kinder sind unterernährt, und die Hygienesituation macht uns große Sorgen.“
Die örtlichen Strukturen seien längst überlastet, weil sich viele Menschen in Dörfern niederlassen. ?Zahlreiche Flüchtlingscamps sind überfüllt, und viele wollen die Grenzregion nicht verlassen, um in der Nähe ihrer Heimat zu bleiben“, so Jabo.
Die Zeit rennt den Helfenden davon
Zusammen mit dem Partner ?Lutherischer Weltbund“ startet die ?Diakonie Katastrophenhilfe“ in der Grenzprovinz Wadai Hilfsmaßnahmen. Mehr als 10.000 Geflüchtete erhalten in den kommenden Monaten Kochutensilien und Hygienesets, Latrinen und Duschen. Die Zeit rennt allerdings den Helfenden davon: ?In den nächsten Wochen beginnt die Regenzeit im Tschad. Dann sind die meisten Straßen unbefahrbar und es drohen Überschwemmungen. Hilfslieferungen sind dann kaum noch möglich“, befürchtet Jabo.
Seit dem Ausbruch der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der sudanesischen Armee und der Miliz der ?Rapid Support Forces“ (RSF) am 15. April sind laut den Vereinten Nationen mittlerweile mehr als eine Million Menschen innerhalb des Sudans vertrieben worden. 330.000 Menschen sind in Nachbarländer wie den Tschad geflohen, das sich seit 2021 in einer politisch schwierigen Phase befindet.
?Der Tschad kann das nicht allein stemmen“
Der Tschad war bereits vor dem jüngsten Konflikt im Sudan Heimat von rund 600.000 Geflüchteten. Zwei Drittel kommen aus dem Sudan. Sie hatten in den vergangenen Jahren vor allem die Region Darfur verlassen, die Schauplatz eines blutigen Konflikts war.
?Als eines der ärmsten Länder der Welt kann der Tschad diese zusätzliche Herausforderung nicht allein stemmen“, betont Jabo. ?Internationale Hilfe ist deshalb gerade jetzt wichtig, damit nicht die gesamte Region an den Folgen der Sudan-Krise leidet und destabilisiert wird.“ Die Preise für Treibstoff und Nahrungsmittel seien deutlich gestiegen, was die Versorgung der einheimischen Bevölkerung erschwert.
Im Tschad sind bereits rund sechs Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vor allem Kinder leiden unter Mangel- und Unterernährung. Dennoch stehen bis dato nur rund ein Fünftel der finanziellen Mittel zur Verfügung, die insgesamt im Tschad für humanitäre Hilfe benötigt werden.
(pm – sk)
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