Griechenland: Rückgabe der Parthenon-Fragmente auch Frucht der ?kumene
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Das Parthenon, das vor rund 2.500 Jahren auf der Akropolis gebaut wurde, gilt als bedeutendster Tempel der griechischen Antike. Drei Marmor-Fragmente daraus – einen Pferdekopf, einen bärtigen Mann und einen Jungen darstellend - befanden sich seit mehr als 200 Jahren in den Beständen der Vatikanischen Museen. Papst Franziskus, der gute brüderliche Beziehungen mit dem orthodoxen Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Hieronymus II., unterhält, ließ die Fragmente nun zurückgeben.
Hieronymus sprach am Freitagabend von einer Geste ?historischer Bedeutung“ mit vielen positiven Auswirkungen. ?Zunächst einmal ist sie ein greifbarer Beweis für die Früchte, die die brüderlichen Beziehungen unter uns Christen hervorbringen, die von Wahrheit, Liebe, gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt sind“, sagte das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche. In einer von Ungerechtigkeit geprägten Welt beweise die Restitution durch den Vatikan, ?dass Lösungen für alle bestehenden Probleme und Meinungsverschiedenheiten möglich sind, sofern guter Wille und der aufrichtige Wille zur Zusammenarbeit vorhanden“ seien.
Restitutionen: ?Papst zeigt, dass dies möglich und realistisch ist“
Persönlich und aufrichtig hoffe er, ?dass diese Initiative weitere Nachahmer finden möge“, fügte Hieronyms hinzu: ?Papst Franziskus hat gezeigt, dass dies möglich und realistisch ist.“
Skulpturen und Friese, die vor langer Zeit aus dem Parthenon entfernt wurden, sind derzeit in Museen wie dem British Museum in London, dem Louvre in Paris und dem Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt. Italien hat im vergangenen Jahr einen Präzedenzfall für ihre Rückgabe geschaffen. Das Archäologische Regionalmuseum Antonino Salinas in Palermo brachte ein Fragment nach Athen zurück, das den Fuß einer Göttin zeigt.
Die mit Abstand meisten Parthenon-Fragmente hält das British Museum. Sie sind als Elgin-Marbles bekannt, nach dem Namen des britischen Botschafters, der sie im frühen 19. Jahrhundert heraussägen und in sein Heimatland verschiffen ließ. Die Debatte um eine von Griechenland erwünschte Restitution durch Großbritannien hat sich in den vergangenen Monaten verstärkt.
Starke ökumenische Beziehungen zu Griechenland
Papst Franziskus hatte zusammen mit Erzbischof Hieronymus 2016 und 2021 die griechische Flüchtlingsinsel Lesbos besucht; mit dabei war beide Male auch der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. als Ehrenoberhaupt der Orthodoxie. Franziskus empfing Hieronymus im Dezember 2021 auch in Audienz in Rom. Dabei entschuldigte er sich bei dem orthodoxen Erzbischof von Athen und ganz Griechenland für unbrüderliches Verhalten in der Vergangenheit. In der katholischen Kirche habe es ?Handlungen und Entscheidungen“ gegeben, ?die wenig oder gar nichts mit Jesus und dem Evangelium zu tun haben, sondern eher von Profit- und Machtstreben geprägt sind, die Gemeinschaft verkümmern lassen“, sagte Franziskus damals mit Blick auf das Verhältnis von Katholiken und Orthodoxen.
Deutsche Archäologin Speier identifizierte Pferdekopf
Eines der drei nun zurückgegebenen Fragmente aus dem Vatikan war erst nach dem Krieg als dem Parthenon zugehörig identifiziert worden. Die deutsche Klassische Archäologin Hermine Speier, die seit 1934 die Fotothek der Vatikanischen Museen aufgebaut hatte, konnte mit akribischen Studien und der Untersuchung des Verlaufs von Regenspuren auf dem Fragment 1950 nachweisen, dass der vatikanische Pferdekopf zum Zweiergespann der Athena im Westgiebel des Parthenon gehörte. Das Marmorfragment lagerte zuvor im Magazin und erhielt nach seiner Zuordnung durch Speier einen Platz in der Sammlung griechischer Originale der Vatikanischen Museen.
(vatican news – gs)
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