Ukraine: ?Benedikt für mich Vater und Lehrer christlichen Lebens"
Svitlana Dukhovych und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Aus dem vertraulichen Brief zu Beginn des Krieges ging laut dem ukrainischen Großerzbischof hervor, ?dass Benedikt sofort verstanden hatte, was geschah, wer das Opfer war und wer ,derartige Untaten´ beging“, erklärte Schewtschuk. Der emeritierte Papst habe ?seine große Solidarität mit unserem leidenden Volk, mit unserer Kirche“ ausgedrückt. Noch vergangenen November konnte der Großerzbischof Benedikt an seinem Alterssitz im Vatikan besuchen. ?Ich war eine der letzten, die Papst Benedikt empfangen konnte. Er war sehr klar im Kopf und hatte großes Einfühlungsvermögen für das Leiden unseres Volkes. Er sagte mir: ,Ich bete und ich kann Ihnen versichern, dass mein Gebet ein Gebet für die Ukraine ist.´ In der Person von Papst Benedikt haben wir wirklich einen Schutzengel hier auf Erden gehabt, und ich bin ganz sicher, dass er dies auch weiterhin sein wird, unser Fürsprecher bei Gott für die leidende Ukraine.“
Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk ist heute 51 Jahre alt, seine kirchliche Laufbahn nahm bereits im Pontifikat Benedikts seinen Anfang. ?Für mich war und ist das Bild von Benedikt XVI. immer das eines Vaters und Lehrers des christlichen Lebens“, so der Großerzbischof der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche. Der deutsche Papst habe ihm ?das Vertrauen eines Vaters in den Sohn entgegengebracht“.
Benedikt XVI. hatte Schewtschuk mit 38 Jahren zum damals jüngsten Bischof der Weltkirche ernannt, danach zum Administrator der Eparchie von Buenos Aires. Als die Synode der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche Schewtschuk zu ihrem Oberhaupt wählte, habe Benedikt diesen Entscheid mit Mut bestätigt und ihn persönlich empfangen, so Schewtschuk. ?In diesem Moment sah ich in seinen Augen wirklich die ganze Kraft des Nachfolgers Petri, die Kraft des Felsens, auf den ich mich immer stützen konnte. Und genau so war er im Umgang mit mir: Einerseits zeigte er mir großes Vertrauen, andererseits unterstützte er mich mit einer Intelligenz, die es auch in schwierigen Zeiten verstand, zu beraten, zu begleiten und zu helfen.“
Ukraine feiert Weihnachten im Krieg
Die griechisch-katholische Kirche, die dem Julianischen Kalender folgt, feiert am 6. und 7. Janaur Weihnachten. Wegen des Krieges sei rund ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung im eigenen Land vertrieben, vielerorts sei es dunkel und kalt, sagte Schewtschuk. ?Doch gerade unter den Bedingungen des Krieges offenbart uns der Herr eine andere Bedeutung dieses Festes“, so der Erzbischof. ?Wir lernen, das Ereignis der Geburt unseres Erlösers unter den Menschen nicht nur aus einer menschlichen, sondern aus einer göttlichen Perspektive zu betrachten: nicht als ein menschliches Fest, das wir oft gefeiert haben, sondern als eine ewige Bedeutung von Weihnachten, die für alle Menschen aller Zeiten und Kulturen gilt. Wir sehen, dass der Herr in die menschliche Geschichte eingetreten ist, um mit allen zu fühlen, mit uns, die wir leiden.“ Menschlich gesehen, sei es unmöglich, im Krieg zu feiern. “Aber wir sehen, dass sogar inmitten der Tränen die Freude geboren wird, die göttliche Freude, nicht die menschliche Freude, denn die Engel selbst singen: Ehre sei Gott in der Höhe. In diesem vom Krieg bedrohten Land verkünden die Engel dem von Gott geliebten Volk den Frieden.”
(vatican news - gs)
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