Pakistan: Bibi fordert Schutz von Blasphemie-Angeklagten
?Schützt die Unschuldigen, anstatt sie auf Polizeistationen zu verprügeln; die Unschuldigen müssen freigelassen werden. Lange Haftstrafen für etwas ohne Beweise sind eine große Ungerechtigkeit in unserem Land.“ Das sagte Asia Bibi in einem Online-Interview, von dem die asiatische katholische Nachrichtenagentur ucanews berichtet.
Bibi selbst war acht Jahre lang wegen angeblicher Blasphemie in Pakistan in Haft, zuletzt in der Todeszelle. 2018 hob das Oberste Gericht das Urteil gegen sie auf; daraufhin konnte sie nach Kanada ausreisen, wo sie heute lebt.
In dem Interview von Anfang Dezember fordert Bibi die Behörden auf, Straftaten im Zusammenhang mit Blasphemie in Pakistan ?gründlich“ zu untersuchen. Wörtlich sagte sie: ?Um Gottes willen, habt Erbarmen! Pakistan ist nicht nur für Muslime da. Ich werde wütend, wenn gute Muslime zur Zielscheibe werden, weil sie mit armen religiösen Minderheiten sympathisieren.“
Das Blasphemiegesetz im heutigen Pakistan geht auf das Jahr 1927 zurück. Es stellt die Beleidigung von religiösen Führern, darunter dem islamischen Propheten Mohammed, unter Strafe. Immer wieder werden in Pakistan Menschen wegen angeblicher Blasphemie vor Gericht gestellt; das trifft vor allem Muslime, aber auch die Angehörige religiöser Minderheiten, darunter Christen. Auch in anderen Staaten, etwa Afghanistan oder Nigeria, gibt es Blasphemiegesetze.
Bisher noch nie eine Hinrichtung wegen Blasphemie
Zum Vollzug der Todesstrafe wegen Blasphemie ist es in Pakistan bisher noch nie gekommen, wohl aber zur Lynchjustiz oder zur Ermordung von Beschuldigten oder von Gegnern des Gesetzes. Auf einen dieser Fälle, den Fall Taseer, verwies auch Asia Bibi in ihrem Interview.
Der Gouverneur des Punjab, Salman Taseer, war 2011 ermordet worden, nachdem er das Blasphemie-Gesetz ein ?schwarzes Gesetz“ genannt hatte. Der amtierende Minderheitenminister Shahbaz Bhatti wurde 2011 ermordet, weil er sich für eine Reform des Blasphemiegesetzes eingesetzt hatte.
Bibi beklagte in dem Gespräch, sie habe auch in Kanada mit vielen Problemen zu kämpfen, darunter mit der Sprachbarriere und mit finanziellen Engpässen. ?Die Leute denken, dass wir durch das Asyl viel verdienen. Die kanadische Regierung hat uns nur ein Jahr lang unterstützt“, sagte sie.
?Auch meine Töchter konnten wegen meiner Tortur nicht studieren und sehen nun einer ungewissen Zukunft entgegen. Jahre des Leidens haben uns geschwächt.“ Drei ihrer Kinder seien noch in Pakistan.
Was der Anwalt denkt
Saif ul Malook - der Anwalt von Asia Bibi - machte sie gegenüber ucanews für ihre eigene Misere verantwortlich. NGOs hätten ihr ?falsche Versprechungen gemacht“: ?Da sie Analphabetin ist, weiß sie nicht, wie sie sich selbst vermarkten soll, und ist deshalb deprimiert“.
(ucanews – sk)
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