Papst an Redemptoristen: Keine Angst, neue Wege zu beschreiten
Hannah Krewer - Vatikanstadt
Seit Anfang September tagt das Generalkapitel der Redemptoristen in der Nähe von Rom und hat mit Pater Rogério Gomes aus Brasilien bereits einen neuen Generaloberen gewählt. An diesem Samstag sind die Teilnehmer zu einer Audienz mit Papst Franziskus in den Vatikan gekommen.
Nicht an alten Sicherheiten festhalten
?Habt keine Angst, neue Wege zu beschreiten, den Dialog mit der Welt im Lichte eurer reichen moraltheologischen Tradition zu führen. Habt keine Angst, euch die Hände schmutzig zu machen im Dienste der Bedürftigsten und der Menschen, die nicht zählen“, ermunterte Papst Franziskus die versammelten Ordensmitglieder in einem Redetext, den er ihnen überreichen ließ.
Man dürfe nicht an alten Sicherheiten festhalten, so Franziskus weiter, weil das das Wirken des Geistes im menschlichen Herz behindere: ?Stattdessen dürfen wir dem erneuernden Wirken des Geistes keine Hindernisse in den Weg legen, vor allem nicht in unserem eigenen Herzen und Lebensstil. Nur auf diese Weise werden wir zu Missionaren der Hoffnung!“ Es gehe darum, das Charisma der Gemeinschaft im Licht der Zeichen der Zeit zu überdenken.
Koordinator der Redemptoristen in Europa: ?Was bedeutet der Glaube praktiksch?“
Mit dabei beim Generalkapitel ist auch der Koordinator der Redemptoristen in Europa, Johannes Römelt. Bereits vor Beginn des Generalkapitels sprach er mit Radio Vatikan darüber, welche großen Themen und Herausforderungen auf dem Generalkapitel besprochen werden. Auch ihm sind der Einsatz für Benachteiligte und die Glaubhaftigkeit in einer säkularen Welt wichtig: ?In welchem Verhältnis steht die Verkündigung des Evangeliums mit einem sozialen Einsatz? Das ist unsere Aufgabe als Redemptoristen“, so Römelt.
?In einer säkularen Welt wird immer mehr auch die Frage gestellt wird: Was bedeutet denn der Glaube praktisch? Also worin, in welchen Handlungen, wirkt er sich aus? Nicht nur in explizit religiösen Handlungen, sondern auch in welchem Lebensstil? Die ganze Umweltfrage kommt da rein, aber eben auch der Umgang mit Migration, mit Minderheiten oder mit Benachteiligten. Auch das gehört für uns als Redemptoristen zu unserer DNA: Wir sind zu den Benachteiligten gesandt.“
Perspektive der Weltkirche
Wenn dazu Mitglieder aus allen Teilen der Welt aufeinandertreffen, kommen natürlich ganz unterschiedliche Traditionen zusammen. Trotzdem seien ähnliche Themen für alle wichtig, erzählt Römelt: ?Wir haben im Augenblick nicht die starken ideologischen Kämpfe die es in den 70er Jahren gab, wo sehr konservative und befreiungstheologische Richtungen gegeneinanderstanden“, sagt er. ?Es ist eigentlich eher eine gemeinsame Bemühung: Wie können wir innerhalb einer säkularen Welt überzeugend und glaubhaft von Jesus Christus sprechen, das Evangelium leben, all das, was uns am Herzen liegt? Und das gilt weltweit, nicht nur für Westeuropa, nicht nur für Nordamerika.“
Zudem sei es eine wichtige Aufgabe des Generalkapitels, die weltweite Zusammenarbeit zu verbessern: ?Wir sind eine Ordensgemeinschaft, die relativ dezentral organisiert ist. Das Bestimmen über die Finanzen und die Personalfragen liegt zumeist bei den Provinzialen. Wir merken aber, dass wir da gerade an unsere Grenzen stoßen. Wir brauchen mehr Zusammenarbeit, das ist für uns kein leichter Prozess.“
Das Generalkapitel endet mit der Versammlung der Redemptoristen in Ciampino noch nicht. Im nächsten Jahr geht es dann auf der Ebene der verschiedenen Kontinente ganz konkret um die Umsetzung, sagt Römelt: ? Wie machen wir das jetzt in Europa, in Südamerika oder in Asien? Denn unsere Situationen sind ja wirklich sehr unterschiedlich. Da müssen wir uns mit den Impulsen des Generalkapitels dann wieder auf den Weg machen, damit wir vor Ort auch wirklich etwas bewegen.“
Papst: Niemals die Armen und Verlassenen vergessen
Bei allen Prozessen der Neugestaltung und Erneuerung der Kongregation, darauf wies Papst Franziskus in seinem schriftlichen Redetext an die Redemptoristen hin, dürften jedoch drei Grundpfeiler nicht vergessen werden: ?Die zentrale Bedeutung des Geheimnisses Christi, das Gemeinschaftsleben und das Gebet. Das Zeugnis und die Lehren des heiligen Alfons rufen Sie immer wieder auf, in der Liebe des Herrn zu bleiben. Ohne ihn können wir nichts tun; indem wir in ihm bleiben, bringen wir Frucht.“
Er wünschte der neuen Generalleitung ?Demut, Einigkeit, Weisheit und Unterscheidungsvermögen, um Ihr Institut in dieser schönen und herausfordernden Zeit unserer Geschichte zu leiten“. ?Ich bete zum Herrn, dass ihr in eurer Mission treu und beharrlich seid und niemals die Ärmsten und Verlassensten vergesst, denen ihr dient und denen ihr die Frohe Botschaft der Erlösung verkündet“, schloss der Papst seine Ansprache.
(vatican news - hk)
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