USA: Entsetzen über Attentat auf den indischen Autor Rushdie
Ein Reporter der Nachrichtenagentur Associated Press sah, wie ein Mann die Bühne stürmte und begann, auf Rushdie einzustechen, als er gerade vorgestellt wurde. Die Polizei teilte weiter mit, der 75-jährige Autor sei mit Stichwunden am Hals per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben seines Agenten wurde Rushdie notoperiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Nervenstränge in seinem Arm seien durchtrennt und seine Leber sei beschädigt worden, erklärte der Manager. Rushdie könne ein Auge verlieren.
Der Angreifer wurde von Zuschauern überwältigt und von einem anwesenden Polizisten festgenommen. Das Motiv des 24-Jährigen aus Fairfield im nahe New York gelegenen Bundesstaat New Jersey ist bislang unklar.
Reaktionen aus aller Welt
Stimmen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und der Welt zeigten sich entsetzt. So sagte etwa UN Generalsekretär Guterres: ?In keinem Fall ist Gewalt eine Antwort auf Worte, die von anderen in Ausübung ihrer Meinungs- und Ausdrucksfreiheit gesprochen oder geschrieben wurden.“
Auch der Britische Premier Johnson meldete sich zu Wort: ?Ich bin entsetzt, dass Sir Salman Rushdie bei der Ausübung eines Rechts, das wir immer wieder verteidigen sollten, niedergestochen wurde. Im Moment sind meine Gedanken bei seinen Angehörigen. Wir alle hoffen, dass es ihm gut geht.“
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron twitterte: ?Seit 33 Jahren ist Salman Rushdie ein Symbol für Freiheit. Hass und Barbarei haben ihn gerade getroffen, so feige. Sein Kampf ist der unsere und universell. Heute sind wir mehr denn je an seiner Seite."
Auch die US-Regierung verurteilte die Tat. Die USA und die Welt seien Zeugen eines ?verwerflichen Angriffs" auf den Autor geworden, erklärte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan. ?Diese Gewalttat ist entsetzlich." Die gesamte US-Regierung bete für eine schnelle Genesung des 75-Jährigen. Der US-Senator und Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, schrieb auf Twitter, die Tat sei ein ?Angriff auf die Rede- und Gedankenfreiheit".
Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth bezeichnete die Attacke als Angriff auf die Freiheit der Literatur und die Freiheit des Denkens. Bundesjustizminister Marco Buschmann zeigte sich erschüttert und wünschte Rushdie gute Besserung.
Auch Kollegen, wie etwa Stephen King und J.K Rowling zeigten sich in den Sozialen Medien ?entsetzt“ und ?schockiert“ über den Anschlag. Eine weitere Stimme kommt etwa von Suzanne Nossel, Leiterin der Presseorganisation Pen America, sie sagt: ?Wir können uns keinen vergleichbaren Vorfall eines öffentlichen Angriffs auf einen Schriftsteller auf amerikanischem Boden vorstellen. Salman Rushdie wurde jahrzehntelang wegen seiner Worte angegriffen, aber er hat nie zurückgeschreckt oder gezögert. Er hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, anderen zu helfen, die verletzlich und bedroht sind. Wir kennen zwar weder die Ursprünge noch die Motive dieses Angriffs, aber all diejenigen in der ganzen Welt, die Worten Gewalt entgegensetzen oder dazu aufrufen, machen sich schuldig, diesen Angriff auf einen Schriftsteller zu legitimieren, während er seiner wichtigen Aufgabe nachging, mit den Lesern in Kontakt zu treten."
Der norwegische Verleger William Nygaard, der 1993 nach der Veröffentlichung von Rushdies Werk angeschossen und verwundet wurde erklärte: ?Rushdie hat einen hohen Preis gezahlt. Er ist ein bedeutender Autor, der so viel für die Literatur bedeutet hat, und er hatte in den Vereinigten Staaten ein gutes Leben gefunden." Der afghanisch-amerikanische Schriftsteller Khaled Hosseini, Autor von The Kite Runner: ?Ich bin zutiefst entsetzt über den feigen Anschlag auf Salman Rushdie. Ich bete für seine Genesung. Er ist eine wichtige Stimme und darf nicht zum Schweigen gebracht werden."
Hintergrund
Rushdie der seit Jahrzehnten unter Polizeischutz steht, weil er wegen des Buchs ?satirische Verse“ aus dem Jahr 1988 war er einst mit einer Fatwa belegt worden, die zu seiner Tötung aufforderte. Einige Muslime fühlten sich durch das Werk in ihrem religiösen Empfinden verletzt. Der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini erließ ein islamisches Rechtsgutachten, das zur Tötung Rushdies und all derer aufrief, die an der Verbreitung des Buches beteiligt waren.
Ein Japanischer Übersetzer wurde nach dem Aufruf sogar getötet. Der Autor musste untertauchen und erhielt jahrelang Polizeischutz. Nach Angaben von Rushdies Verlag aus dem vergangenen Jahr hat die Fatwa des Ajatollahs für Rushdie inzwischen keine Bedeutung mehr. Er sei nicht mehr eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit und brauche auch keine Bodyguards mehr. Die Jahre des Versteckens gingen jedoch nicht spurlos an dem Schriftsteller vorüber. Er verarbeitete diese Zeit in der nach seinem Aliasnamen benannten Autobiografie ?Joseph Anton" aus dem Jahr 2012.
(pm – schw)
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