Bethlehem: Eine neue Friedenssaat und die Bewahrung der Sch?pfung
Mario Galgano und Cecilia Seppia - Vatikanstadt
?Heute ist eine Missionszeit und Zeit für Mut! Mut, um wankende Schritte zu stärken, um wieder Lust zu bekommen, sich für das Evangelium einzusetzen. Es ist eine Zeit des Mutes, auch wenn Mut nicht gleichbedeutend mit einer Erfolgsgarantie ist. Wir müssen mutig sein, um zu kämpfen, nicht unbedingt um zu gewinnen; um zu verkünden, nicht unbedingt um zu bekehren. Wir müssen den Mut haben, alternativ zu sein, aber niemals polemisch oder aggressiv zu werden.“
Sardin Mitbegründerin des ersten Laudato si'-Vereins im Heiligen Land
Das sind Worte, die Papst Franziskus beim gesprochen hat und die sich Veronica Coraddu seit ihrer Jugend zu eigen gemacht hat, als sie im Alter von 19 Jahren ihr geliebtes Sardinien verließ, um nach Rom zu ziehen und einen Weg der Mission und Zusammenarbeit einzuschlagen. Zusammen mit ihrem späteren Ehemann Fabio Palumbo, einem Mitarbeiter von VIS (?Volontariato Internazionale per lo Sviluppo“, zu Deutsch: Internationale Entwicklungshilfe, Anm. d. Red.), begann Veronica, die Welt zu bereisen, vor allem Afrika - von Malawi über Tansania bis zum Südsudan, bis sie in Palästina, Bethlehem, landete, wo sie mit anderen Mitreisenden den ersten Laudato si'-Verein im Heiligen Land gründete.
Veronica ist heute 35 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Sie beschloss während der Pandemie, einen Abschluss in Sprachen und Kulturen zu machen, um Sprachen zu vermitteln, und begann, Online-Kurse zu belegen. Dieser jungen Frau mangelt es weder an Mut noch an Leidenschaft für Umweltfragen, und so beschloss sie, sich kopfüber in diese neue Herausforderung zu stürzen. ?Das Heilige Land ist wunderschön“, sagt Veronica, ?es strahlt an jeder Ecke Geschichte aus, aber es fehlt an Grünflächen und es gibt nicht viel Respekt für die Umwelt, die das erste der gemeinsamen Güter ist; oft gibt es entlang der Straßen Müllberge, die Leute werfen Müll aus rasenden Autos; es fehlt eine ökologische Kultur, und deshalb wollen wir uns dafür einsetzen, die zu verbreiten, indem wir katholische und orthodoxe Christen, unsere muslimischen Geschwister und alle anderen, die mitarbeiten wollen, einladen, das Haus zu verteidigen, das Gott uns gegeben hat.“
Saat der Hoffnung
Der Bethlehem-Laudato-si´-Kreis wurde am 13. Mai, dem Welttag der Erde, anlässlich der Einweihung des Cremisan-Parks, der auf dem Gelände des Salesianerklosters in Beit Jala errichtet wurde, offiziell vorgestellt: Ein Projekt, das von der italienischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (AICS) kofinanziert und von einer Reihe von Nichtregierungsorganisationen umgesetzt wird, darunter VIS, ?Pro Terra Sancta“ und die ?Johannes Paul II.- Stiftung“. Die Salesianer Don Boscos, die seit 130 Jahren in Cremisan präsent sind und mit dem ?Joint Service Council for Solid Waste Management“ des Gouvernements Bethlehem zusammenarbeiten, haben ihr Engagement in den Fußstapfen ihrer Gründer stets auf die Erziehung junger Menschen, die Hoffnung und das Versprechen auf Veränderung in allen Bereichen, einschließlich derer, die im Text von Franziskus angesprochen werden, gerichtet. Oberflächlich betrachtet mag es wie ein gewöhnlicher Spielplatz aussehen, aber dieser Ort ist viel mehr: Er ist die konkrete Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen Freude zu bereiten und sie über Unterschiede hinweg zusammenwachsen zu lassen.
Zahlreiche Aktivitäten zur Erziehung der Kinder
Es ist ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung, eine Möglichkeit, das städtische Umfeld aufzuwerten und die Anziehungskraft der Ökologie zu verstärken, sowie eine Freiluft-Schule, in der Umwelterziehung betrieben und etwas über die noch immer vernachlässigte palästinensische Artenvielfalt gelernt werden kann.
Guglielmo Giordano, AICS-Direktor in Palästina, sagt: ?Die Bedeutung des Projekts liegt im Wesentlichen im Geist der Integration. Das ist ein Land, in dem man vor allem versucht, die Unterschiede herauszustellen, während das Projekt auf das verweisen will, was uns gleich macht, was uns ähnlich macht, und die Kindheit, die Kinder, sind überall gleich.“ Durch das Spielen, fügt Luigi Bisceglia, VIS-Vertreter in Palästina, hinzu, ?wollen wir ihnen bewusst machen, wie wichtig es ist, die Umwelt zu respektieren, und gleichzeitig wollen wir die Tatsache feiern, dass es endlich einen neuen Spielplatz in einer Grünanlage gibt, der allen Familien des gesamten Gouvernements Bethlehem zur Verfügung steht.“
Pater Alejandro León, Salesianer-Provinzial für den Nahen Osten, äußert sich ebenfalls: Cremisan, so sagt er, ?ist so oft in den Nachrichten ein Ort der Spaltung, ein Ort des Streits, und wir wollen, dass er eine Oase des Friedens wird, eine Oase der Begegnung, eine Oase des Wissens, in der wir erkennen - wie Papst Franziskus sagen würde - dass wir ein gemeinsames Haus haben. Möge es ein Ort sein, an dem junge Menschen in dieser Verbundenheit mit der Natur, untereinander und vielleicht auch in der guten Beziehung zwischen ihnen und Gott, wachsen können.“
Veronicas Zeugnis
In diesem Zusammenhang hat der erste Laudato si'-Kreis im Heiligen Land Wurzeln geschlagen mit dem Ziel, den Samen der integralen Ökologie in diesen Gebieten zu säen. ?Es ging alles sehr schnell“, fährt Veronica fort, ?als ich gefragt wurde, ob ich dieser Initiative Leben einhauchen möchte, habe ich sofort zugesagt, und jetzt habe ich viele Ideen im Kopf, die ich umsetzen möchte. Wir sind zwar nur wenige und dazu noch jung, aber es fehlt uns nicht an Enthusiasmus und an dem Willen, unsere Talente in den Dienst des gemeinsamen Hauses zu stellen, beseelt vom gleichen Geist wie der heilige Franziskus. Bei der Einweihung des Cremisan Parks haben wir uns zum ersten Mal der Gemeinde vorgestellt und wurden sehr gut aufgenommen. Wir haben mit den Kindern Aktivitäten mit Recycling-Materialien durchgeführt, kleine Erdbeersetzlinge gepflanzt, Plastikflaschen recycelt und begonnen, sie mit der biologischen Vielfalt dieses geliebten Landes vertraut zu machen.“
Veronica sieht sich als Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen und freut sich, dass eine junge Palästinenserin dem Kreis beigetreten ist: In dieser Stadt, erklärt sie, ?sind die Katholiken eine Minderheit, 90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, aber dieses Missverhältnis entmutigt uns nicht, sondern macht uns sogar noch bereit, diese Herausforderung anzunehmen. Außerdem hat Bethlehem für uns Christen eine tiefe Bedeutung: Hier begann die Geschichte der Liebe und der Erlösung. Jesus wurde hier geboren, diese Orte sind alle von seiner lebendigen Gegenwart geprägt, es sind Orte, an denen er gepredigt hat, an denen er gewandelt ist, hinter uns liegt die Wüste der Versuchung, und es ist schade, dass dieses Land in Bezug auf die Umwelt etwas 'misshandelt' wird. Die Menschen müssen verstehen, dass der Schutz des historischen und künstlerischen Erbes nicht von der Sorge um die Umwelt, um die Natur, getrennt werden kann.“
Eingliederung und Dialog
Veronica hat ganz klare Vorstellungen und versteht sehr gut die Rolle des interreligiösen Dialogs für den Frieden, aber auch für die Überwindung gemeinsamer Herausforderungen: ?Mit einem Laudato si'-Kreis hier zu sein, ist wie ein Loblied auf Gott, wie es Franziskus im Sonnengesang geschrieben hat, für alles, was uns umgibt, aber diese Botschaft muss gemeinsam neu entdeckt werden. Die Menschen müssen neu angeregt werden. Wir wollen den Geist der Inklusion und das Konzept, dass niemand allein gerettet wird, konkretisieren und den Menschen begreiflich machen, dass der Zusammenschluss verschiedener Religionen, auch wenn es um die Umwelt geht, etwas bewirken kann.“
Veronica empfindet diese Mission als ihre eigene und hat die Ermahnung von Papst Franziskus, auf den Schrei der Erde und der Armen zu hören, in ihr Herz eingeprägt. Die Worte von Papst Franziskus sind eine starke Ermutigung, sagt sie, aber auch eine präzise Vorgabe, ?denn es liegt an uns, Ideen und Initiativen zum Blühen zu bringen, und wie alle Laudato si'-Kreise wollen wir, indem wir in die Realität von Bethlehem eintauchen, die Leidenschaft einbringen, die Werte verbreiten, die für die Bewahrung der Schöpfung notwendig sind, ökologische Erziehung betreiben, aber auch die Ärmel hochkrempeln und, warum nicht, anfangen, diese Stadt vom Müll zu befreien - ohne dabei das Gebet und die Treffen zur Ökospiritualität zu vergessen. Dies ist keine ökologische Stadt, es wird viel Plastik vergeudet und verbraucht, es gibt keine Kultur der Mülltrennung, und auf den Straßen wird man oft Zeuge einer Verunstaltung durch Unrat überall. Und es ist auch schwierig, den Jüngsten, angefangen bei meinen Kindern, zu vermitteln, dass wir nicht wegwerfen, verschmutzen, verschwenden dürfen, dass wir jeden Tag kleine mutige Entscheidungen treffen müssen. Was mich am meisten antreibt, ist die Notwendigkeit, auf den Schrei der Armen zu hören. Wir haben uns nach dem Südsudan radikal dafür entschieden, wirklich eine missionarische Familie zu sein, und wenn man das Gute um sich herum verbreitet, dann zirkuliert das Gute, und wir wollen auch hier ein Netzwerk für die Betreuung des Gemeinsamen Hauses aufbauen.“
(vatican news)
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