Kriegsfolgen in Zentralafrika: Steigende Preise versch?rfen Not
Jean-Charles Putzolu – Vatikanstadt
Die Sicherheitslage in Zentralafrika hatte sich gerade verbessert. So seien die Rebellen, die seit 2013 gegen die Regierungstruppen kämpften, aus den großen Städten zurückgedrängt worden, berichtet Kardinal Nzapalainga, auf 80 Prozent des Territoriums scheine wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Doch während Konflikte und Gewalt halbwegs eingedämmt seien, bereite in Zentralafrika nun die Ernährungslage Sorgen. Wegen des Krieges in der Ukraine sei alles teurer geworden, nicht allein Nahrungsmittel. Der Kardinal gibt Beispiele:
?Früher hat man in der Zentralafrikanischen Republik einen Sack Zement für 8500 Francs gekauft. Heute kostet ein Sack 17.000, also doppelt so viel. Der Preis für Eisen ist gestiegen, der Preis für Salz ist gestiegen, der Preis für Zucker ist gestiegen, weil wir nicht alle diese Materialien herstellen. Wir sind abhängig und leiden unter dieser Situation. Es gibt also negative Auswirkungen. Die arme Mutter, die noch traditionell arbeitet, kann sich den Kauf nicht mehr leisten. Für viele Haushalte ist es schwierig, sich mit dieser Krise, die anderswo ausgelöst wurde und hier ihre Folgen hat, über Wasser zu halten.“
Bereits die Corona-Pandemie ließ die Preise steigen
Einen ersten Anstieg der Nahrungsmittelpreise hatte es bereits 2021 als Folge der Covid-Pandemie und wegen extremer Trockenheit gegeben. Aus der Ukraine und auch aus Russland wurden damals noch Weizen, Mais, Speiseöl und andere Grundnahrungsmittel im Milliardenwert nach Afrika transportiert. Dieser Handel ist wegen des Krieges nun eingebrochen oder eingeschränkt.
Um die Zentralafrikanische Republik wirtschaftlich zu unterstützen, sei internationale Hilfe unerlässlich, erinnert Kardinal Nzapalainga. Von den durch die Vereinten Nationen kalkulierten 461 Milliarden US-Dollar seien bislang nur 22 Prozent aufgebracht worden, so der Kardinal nicht ohne Unmut:
?Da fühlt man sich schon irgendwie alleingelassen. Die Leute, die versprochen und nicht gegeben haben, sollten sich Fragen stellen: Warum haben wir etwas versprochen? Warum haben wir es nicht gegeben? Was sind die Konsequenzen? Für andere Dinge wird gegeben, aber um Menschenleben zu retten oder den sozialen Zusammenhalt zu garantieren – da wird es schon schwieriger...“
Nicht nur auf Hilfe warten
Der Erzbischof von Bangui fordert seine Landsleute zugleich dazu auf, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Immerhin kann der Großteil der Bevölkerung heute in Zentralafrika wieder halbwegs seinen Geschäften nachgehen und landwirtschaftliche Flächen bewirtschaften. Die Menschen sollten deshalb nicht auf Hilfe warten, sondern selber tätig werden, appelliert Nzapalainga:
?Wir dürfen nicht immer nur warten. Auch wenn wir wenig haben, müssen wir uns damit zufriedengeben und den Wandel einleiten. Diese Situation fordert uns heraus, denn wenn ich sage, ich muss warten, bis das Geld kommt, um mein Feld zu bestellen, mein Haus zu bauen, meine Familie zu gründen und ein neues Leben zu beginnen, kann ich lange warten und die Zeit vergeht [...] Die Menschen müssen selbst aufstehen, vorwärts gehen, nach Lösungen suchen. Ich appelliere da an alle, die guten Willens sind: der Glaube versetzt Berge, wir müssen widerstandsfähig sein, entschlossen, Hoffnung haben! Ja, wir sind dazu in der Lage. Ja, wir können uns verändern.“
(vatican news – pr)
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