Moldau: Station auf der Flucht aus der Ukraine
Jean-Charles Putzolu - derzeit in Moldau und Rumänien unterwegs
Lange Schlangen bilden sich am Grenzposten von Sculéni, der an der Grenze zwischen Moldau und Rumänien liegt. Eine enorme Anzahl von Autos mit ukrainischem Kennzeichen, in denen vor allem Frauen und Kindern sitzen. Nachdem sie die Formalitäten hinter sich gebracht haben, betreten sie nach mehreren Stunden des Wartens endlich die Europäische Union. Dort werden sie von Freiwilligen der rumänischen Organisation ?Schönheit des Lebens“ empfangen. Livio steht hier jeden Tag: ?Sie sind müde, sie sind hungrig, wir geben ihnen warme Getränke und Lebensmittel und dann wechseln wir ein paar Worte“, erzählt er. Das Ziel der Anstrengungen bestehe darin, trotz aller Schwierigkeiten wieder ein ?Lächeln auf die Gesichter“ zu zaubern.
Giorgiana ist die Leiterin der NGO. Seit zwei Tagen kommt sie kaum mehr zum Schlafen, da sie rund um die Uhr am Grenzposten aushilft. Die junge Frau ist an Konfliktschauplätze gewöhnt. Sie hat ihre Organisation unter anderem nach Afghanistan gebracht – doch nie hätte nie gedacht, dass sie eines Tages hier, in ihrer Heimat, unter diesen Bedingungen arbeiten würde.
Zahlreiche Rumänen aus den umliegenden Dörfern kommen zum Helfen. Zwar kannten sie die humanitäre Organisation von Giorgiana vorher nicht, aber auch sie sind schockiert und wollen nicht einfach zusehen, wie sich vor ihren Augen ein Drama abspielt.
Helena kommt auf ein heißes Getränk an den Stand der Organisation. Sie stammt aus Kiew und hat die Republik Moldau durchquert, bevor sie hier ankam. Kaum 300 Kilometer Entfernung erforderten 48 Stunden Fahrt mit endlosen Wartezeiten an den Grenzen. ?Neben meiner Wohnung ist ein Haus komplett abgebrannt“, sagt sie, ?und alle Städte sind jetzt gefährlich. Also haben wir uns entschieden, zur Grenze zu fahren. In der Ukraine weiß man nicht, ob man morgen noch am Leben sein wird, weil sie die Zivilisten töten. Sie sagen, dass die Menschen in humanitären Korridoren fliehen können, aber dann ziehen sie ihre Waffen und schießen auf Zivilisten.“ Sie, das sind die russischen Soldaten. Helena erzählt, dass sie auch die obersten Stockwerke nach Menschen in ihren Wohnungen durchsucht haben, und dass sie selbst gesehen hat, wie Menschen durch Kugeln und Bomben gestorben sind.
In Kiew betrieb Helena ein Reisebüro. Sie verdiente gut, jetzt hat sie sich ohne alles auf die Flucht begeben - sie habe ihre gesamten Ersparnisse gespendet, um ?den Soldaten zu helfen“, erzählt sie. Sie weiß noch nicht, wohin sie gehen wird und für wie lange sie die Ukraine verlassen hat. Wenn sie Glück hat, wird sie auf ihrem Weg in einem Hotel untergebracht, denn einige stellen ihre Zimmer den Geflüchteten aus dem Nachbarland gratis zur Verfügung.
In Moldau hilft die katholische Kirche
In der Hauptstadt der Republik Moldau, Chisinau, sind 390 Menschen in Einrichtungen der katholischen Kirche untergebracht. Bischof Anton Cosa war es von Anfang an ein Anliegen, für die Aufnahme der Flüchtlinge zu sorgen.
In diesem Zusammenhang wurde auch ein solidarisches Netzwerk ins Leben gerufen. Familien haben sich bereit erklärt, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Die Diözese bietet Begleitdienste, psychologische und gesundheitliche Unterstützung an. Die katholischen Suppenküchen, die schon immer aktiv waren, haben ihre eigenen Räumlichkeiten und andere Aufnahmeeinrichtungen zur Verfügung gestellt, um Mahlzeiten zu verteilen.
Außerdem werden Frauen und Minderjährige über die Risiken aufgeklärt, denen sie nun ausgesetzt sind - damit sie nicht in die Hände eventueller skrupelloser Menschenhändler fallen.
(vatican news - cs)
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