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Schülerin im Beiruter Vorort Bursch Hammud - Aufnahme vom letzten April Schülerin im Beiruter Vorort Bursch Hammud - Aufnahme vom letzten April 

Libanon: Schlimmste Wirtschaftskrise seit Menschengedenken

80 Prozent der Bevölkerung im Libanon leben mittlerweile in Armut. Darauf weist Claudia Prantl, Leiterin der Auslandshilfe der Caritas Salzburg, in einem Interview hin.

„Der Libanon steckt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte", betonte sie im Gespräch mit der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt. „Ich glaube, es war noch nie derart hoffnungslos. Es ist sehr traurig, das Land und seine Menschen so verzweifelt und verwundet zu sehen“, berichtete Prantl: „Wir sehen, dass immer mehr Menschen Unterstützung brauchen, damit sie überleben können.“ Der Libanon ist ein traditionelles Schwerpunktland der Caritas Salzburg.

Nach Caritas-Einschätzung wollen aktuell sechs von zehn Libanesen das Land verlassen, mitten im Winter. Der gesamte Nahe Osten leidet derzeit unter einer Kältewelle. Doch geheizte Wohnungen, warmes Wasser und ausreichend Lebensmittel sind vor Ort nicht selbstverständlich. Wegen Treibstoffmangels hätten viele Haushalte kaum Strom. Zudem fehle es an Medikamenten und an Lebensmitteln.

Am verzweifeltsten sind die Migranten

„Den Libanesen geht es also selbst sehr schlecht. Noch verzweifelter sind die Migranten im Land, die aus Äthiopien, Sudan, Indien, Syrien oder Bangladesch stammen“, berichtet Prantl. Der Libanon brauche wirkliche Reformen, eine Abkehr von der Klientelpolitik und Persönlichkeiten an der Spitze des Staates, die bereit sind, Kompromisse einzugehen. Die Explosion im Sommer 2020 im Hafen von Beirut sei bis heute nicht aufgearbeitet und schüre weitere politische Spannungen.

Syrische Flüchtlinge in einem Camp im Libanon, Ende Januar
Syrische Flüchtlinge in einem Camp im Libanon, Ende Januar

Kinder und Familien weiter unterstützen

Trotz der angespannten Lage im Land gehe die Arbeit der Projektpartner der Caritas Salzburg weiter, wenn auch mit Einschränkungen. In der Schule Beth Aleph in Beirut werden etwa Kinder aus Flüchtlings- und Migrationsfamilien unterrichtet und begleitet. Aufgrund der Energiekrise, dem Mangel an Medikamenten durch lange Lieferzeiten, oder der Knappheit an Baumaterialien verzögere sich einiges. „Wichtig ist, dass wir die Kinder von Beth Aleph und ihre Familien weiter unterstützen“, betonte Prantl.

Die Hilfe sei auch weiter gelaufen, als die Schule aufgrund der Coronapandemie geschlossen hatte. Das Team vor Ort habe Handywertkarten verteilt, damit die Kinder Zugang zum Online-Unterricht hatten. „Die Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen hielten dann über WhatsApp Kontakt zu ihnen“, erzählte die Caritas-Mitarbeiterin. Die große Explosion im Sommer 2020 hatte Beth Aleph wie viele Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Mittlerweile wurden die Schäden repariert.

In einem Beiruter Café
In einem Beiruter Café

Viel mehr als Unterricht...

130 Kinder besuchen derzeit das Kindergarten- und Schulprojekt Beth Aleph der Caritas in der Hauptstadt Beirut. Sie lernen, spielen, erfahren Geborgenheit und Wärme. Und wenn die Schulklingel zum letzten Mal läutet, gibt es Mittagessen - oft die einzige warme Mahlzeit des Tages.

Die von der Caritas unterstützten Bildungsprojekte im Libanon umfassen „weit mehr als Unterricht: medizinische Versorgung, Schultransport, Schulmaterialien und Essen. Familien können sich all das nicht leisten“" Alleine das Geld für den Schulbus aufzubringen, sei für viele Eltern eine zu große Hürde in der aktuellen schweren Krise. Zudem werde Covid-Nothilfe geleistet und sichergestellt, dass chronisch Kranke Unterstützung erhalten. Für Arbeitsmigrantinnen und Flüchtlinge seien die derzeitigen Hilfsgüterverteilungen und finanziellen Überbrückungen lebensnotwendig, damit sie überhaupt irgendwie über die Runden kommen.

(kap – sk)

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04. Februar 2022, 11:54