Brasilien: Bischofskonferenz will Zusammenhalt f?rdern
Silvonei José Protz und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Im Interview mit Radio Vatikan berichtet der Erzbischof von Belo Horizonte, wie es um sein Land steht - und wie die Kirche helfen will.
?Wir haben ein polarisiertes Brasilien, weil Grundsätze und Perspektiven geklärt werden müssen. Vor allem sollte man in dieser Lage nicht denken, dass politische Ideologien der Rechten oder der Linken die Antwort für unsere Zeit sind. Die Antwort liegt vielmehr im Dialog, im Gemeinwohl, in der Demokratie und in der Möglichkeit, eine Gesellschaft zu fördern, in der soziale Gerechtigkeit vorherrscht", betont der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, der Erzbischof von Belo Horizonte, Walmor Oliveira de Azevedo.
2022 ist ein entscheidendes Jahr für Brasilien, das Möglichkeit zum Wandel bietet: Im Oktober stehen nämlich Präsidentschaftswahlen an.
Wiederaufbau der Gesellschaft nötig
?Es ist ein Wahljahr von großer Bedeutung für eine demokratische Gesellschaft. Der Beitrag der Kirche mit ihrer Soziallehre und ihren Orientierungen ist hier von besonderer Bedeutung: Wir sind keine politische Partei, verfolgen auch keine politischen Ideologien. Wir wollen uns für das Gemeinwohl stark machen und für den sehr dringend nötigen Wiederaufbau der gesamten brasilianischen Gesellschaft. Wir als Bischofskonferenz sind uns unserer Rolle bewusst und wollen unseren Beitrag leisten, damit es eine neue Antwort im wirtschaftlichen, sozialen, politischen, kulturellen und gesundheitlichen Leben der gesamten brasilianischen Gesellschaft gibt."
Nicht nur die Coronapandemie bringt zusätzliche Probleme im Land mit sich - jüngst erst kam auch eine Flutkatastrophe hinzu, weshalb der Erzbischof von Belo Horizonte sogar seinen Termin mit Papst Franziskus etwas nach hinten schieben musste:
?Aufgrund der starken Regenfälle in unserer Region konnte ich nicht wie eigentlich geplant in den Vatikan kommen. Ich bin in Brasilien geblieben, um einen Notfallplan für alle in Schwierigkeiten geratenen Menschen auszuarbeiten und um ihnen nahe zu sein. Bei seinem Mittagsgebet hat der Papst auch seine Verbundenheit mit dem von der Flutkatastrophe betroffenen Brasilien zum Ausdruck gebracht und für uns gebetet und Worte des Trostes gesprochen."
Pfingstbewegungen auf dem Vormarsch
Ein weiteres Thema, mit dem sich die brasilianischen Bischöfe auseinandersetzen müssen, ist die Zukunft der Katholiken und der katholischen Kirche im Land. Protestantismus und Pfingstbewegungen verbreiten sich in ganz Lateinamerika immer mehr - sehr wahrscheinlich wird Brasilien daher künftig keine katholische Mehrheit mehr haben. Dazu der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz:
?Diese Perspektive sorgt uns, aber wir können ihr dennoch gelassen begegnen: Für mich ist die Antwort die Erfahrung der persönlichen und gemeinschaftlichen Begegnung mit Jesus Christus. Wir stehen vor der Herausforderung, die Glaubenserfahrung der Menschen zu fördern. Das ist die Antwort: Die Kraft des Wortes Gottes, der Eucharistie, des Gemeinschaftslebens", so der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, der Erzbischof von Belo Horizonte, Walmor Oliveira de Azevedo.
(vatican news - sst)
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