Myanmar: Weitere Angriffe auf Kirchen
Das Bistum Loikaw liegt Kayah-Staat, der besonders umkämpft ist. Seit März haben die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Armee und bewaffneten Einheiten des Karen-Volkes an Intensität zugenommen. Im Bereich der Kirche gab es laut Angaben des Priesters Francis Soe Naing aus dem Bistum Loikaw bereits seit fünf Tagen Kämpfe zwischen der Nationalen Befreiungsarmee der Karen (KNLA) und der Militärjunta. Tausende Dorfbewohner sind laut Aussagen des Priesters auf der Flucht.
Gezielte Attacke
Der jüngste Angriff war aus Sicht des Kirchenmanns geplant: ?Wir gehen davon aus, dass die Kirche, die erst 2017 eingeweiht wurde, absichtlich angegriffen wurde, weil der Kirchenkomplex direkt neben der Militärbasis liegt."
Der Angriff auf die katholische Kirche zeige, dass die Kämpfe im Kayah-Staat weitergehen. ?Zehntausende von Menschen sind gezwungen, aus ihren Häusern und Wohnorten zu fliehen. Viele weitere Menschen wurden schon vertrieben und leben nun an überfüllten Orten, so dass sie von chronischer Vertreibung bedroht sind. Viele Menschen haben zudem nicht nur ihr Zuhause sondern auch Angehörige verloren", betont Priester Francis Soe Naing. Er bittet erneut um Frieden: ?Bitte - das ist der letzte Appell - beten Sie weiter für die Menschen in Myanmar".
Zuvor war im Juni, ebenfalls im Kayah-Staat und im Bistum Loikaw die katholische Kirche ?Our Lady of Peace" zwischen die Fronten geraten. Die Kirche hatte ihre Einrichtungen für Menschen zur Verfügung gestellt, die vor den Bombenangriffen geflohen waren.
Der asiatische Pressedienst ?Ucanews" berichtete am Donnerstag zudem über Attacken im Unionsstaat Chin. Laut lokalen Medien sollen zudem vier Kirchen im Unionsstaat Kayah beschossen worden sein.
Hintergrund
Das Militär hatte am 1. Februar geputscht und die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi abgesetzt. Einige der zwei Dutzend bewaffneten Gruppen Myanmars - darunter die KNLA - unterstützen Gegner der Junta. Bei dem Versuch, die Proteste gegen den Putsch niederzuschlagen, kamen auch zahlreiche Zivilisten ums Leben; viele Menschen in Myanmar sind auf der Flucht.
Seit dem Beginn der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen den Militärputsch hat die Armee in den überwiegend christlichen Unionsstaaten Kayah und Chin immer wieder Kirchen beschossen, zerstört und entweiht.
Chin im Westen Myanmars hat sich in den vergangenen Monaten zu einem Hauptschauplatz des bewaffneten Widerstands gegen die Junta entwickelt. Bewaffnete Milizen der Chin brachten der Armee in den vergangenen Wochen schwere Verluste bei. Nach Informationen der UN-Menschenrechtskommission in Genf bereitet die Armee in Chin sowie in Sagaing und Magwe eine Großoffensive gegen die Rebellenmilizen vor. Bereits jetzt würden unbewaffnete Zivilisten angegriffen, Wohnhäuser zerstört und willkürliche Massenverhaftungen durchgeführt, wobei immer wieder Menschen in Militärgewahrsam ums Leben kämen.
Mehr als 20.000 Menschen sind in Chin nach UN-Informationen bereits auf der Flucht vor den Kämpfen. Tausende seien in den benachbarten, überwiegend christlichen Bundesstaat Mizoram geflohen.
Papst Franziskus hat seit Beginn des Staatsstreichs wiederholt ein Ende der Gewalt in Myanmar gefordert - jüngst etwa nach seinem Angelus-Gebet vom 3. Oktober 2021.
(sir/kap/kna- sst)
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