Afghanistan: ?Frauen werden wie Gegenst?nde behandelt“
Die Frau gehörte zu den letzten katholischen Ordensfrauen, die Afghanistan nach dem Sieg der Taliban verlassen haben. Gegenüber ?Kirche in Not“ erzählt sie, wie die Zeit vor der Taliban-Machtübernahme gewesen sei. Schon damals sei es für sie schwierig gewesen.
Kruzifix tragen nicht erlaubt
?Wir konnten die Sonntagsmesse nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der italienischen Botschaft in Kabul feiern. Die größte Schwierigkeit war, dass wir uns nicht frei bewegen konnten. Wir Frauen mussten immer von einem Mann begleitet werden. Frauen werden wie Gegenstände behandelt.“
Die Religionsfreiheit sei auch schon vor Abzug der westlichen Truppen in Afghanistan nicht respektiert worden, erklärt die Ordensfrau. Als Christen seien sie ständig von den Behörden kontrolliert worden. ?Wir Ordensschwestern mussten uns wie die einheimischen Frauen kleiden. Ein Kreuz durften wir nicht tragen.“
Sozialer Einsatz
Dennoch sehe sie ihren Einsatz in Kabul als Erfolg. Sie und weitere ausländische Ordensfrauen betrieben eine Schule für geistig zurückgebliebene Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren. Auch viele Kinder mit Downsyndrom seien darunter gewesen. Die Zusammenarbeit lief über Religionsgrenzen hinweg: ?Einheimische Lehrer, Wachpersonal und Köche arbeiteten mit uns zusammen.“ Es sei ein Trost für sie, dass ihre engsten Mitarbeiter mithilfe des italienischen Militärs ebenfalls aus Afghanistan ausgeflogen werden konnten. Doch eine große Sorge bleibt: ?Die Familien unserer Kinder, die uns weiter kontaktieren und um Hilfe bitten, blieben in ihren Häusern und sind in Gefahr.“
Flucht nach Italien
Die Ordensfrau hatte bis zum 25. August allein in Kabul ausgeharrt. Das Haus hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon länger nicht mehr verlassen können. Schließlich war es gelungen, zusammen mit anderen Ordensfrauen und 14 schwerstbehinderten Kindern den letzten Flug nach Italien zu nehmen – nur einen Tag vor dem Anschlag im Umfeld des Flughafens mit mehr als hundert Toten und Verletzten. ?Die Fahrt zum Flughafen war schwierig. Es gab Schießereien, wir mussten zwei Stunden anhalten und uns in Sicherheit bringen. Aber am Ende haben wir es geschafft.“
(pm – mg)
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