Libanon: Folgenschwere Krise christlicher Schulen
Der Beginn des Schuljahres im Libanon ist für Zehntausende von Kindern ungewiss. Aufgrund der schweren Krise droht vielen christlichen Schulen, die die Ärmsten in ländlichen und städtischen Gebieten unterrichten, die Schließung. Grund ist Verschuldung, weil Eltern das Schulgeld für ihre Kinder nicht mehr zahlen können und weil staatliche Subventionen ausblieben. So könne Lehrern teils kaum noch Gehalt gezahlt werden. Betroffen sind laut Kirchenangaben christliche Schulen in den Sunniten-Gebieten im Norden, den Schiiten-Gebieten im Süden, den drusischen Bergen und Armenvierteln von Beirut.
Vor allem Arme bleiben außen vor
Die soziale und wirtschaftliche Krise im Libanon entwickele sich zu einer ?dramatischen Bildungskatastrophe“, zitiert cath.ch Pater Michel Abboud, Präsident von Caritas Libanon. Die soziale Ungleichheit beim Zugang zu Bildung habe sich weiter verstärkt, viele Lehrer in Existenznöten dächten an Auswanderung. Vor allem arme Kinder liefen Gefahr, ?geopfert zu werden“, kommentiert die Ordensschwester Rita Aoun, Leiterin der Notre-Dame-Schule in Ain El Kharroubé im Libanongebirge. Dabei sei Bildung für diese Kinder ?von strategischer Bedeutung, denn sie ist ihre einzige Chance, in die Gesellschaft einzutreten“.
Ein Bildungsnotstand droht
Die von verschiedenen Orden und Kirchen betriebenen Privatschulen des Libanon nehmen Schüler unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit auf und sind unter Muslimen sehr beliebt. Zu ihrem Lehranspruch gehört die Erziehung zu Frieden und sozialem Zusammenhalt. Katholische, orthodoxe, protestantische und muslimische Privatschulen versorgen insgesamt 70 Prozent der gesamten Schulbevölkerung des Libanon.
Vor Hintergrund der massiven politischen und wirtschaftlichen Krise sowie der Corona-Pandemie sind seit Oktober 2019 im Libanon mehr als 1,2 Millionen Kinder nicht zur Schule gegangen. Bildung gilt neben dem Gesundheitswesen und dem Bankensystem als eine der Säulen des libanesischen Wohlstandes. All diese Pfeiler drohen derzeit zusammenzubrechen.
(cath.ch – pr)
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