Verheerendes Beben: “Wir sind alle Haiti“
Die beiden Erdstöße, die bis zu 7.2 Punkte auf der Richter-Skala erreichten, haben den Südwesten der Insel, 140 km von der Hauptstadt Port-au-Prince, verwüstet. Mehr als 300 Menschen starben, etwa 2.000 Menschen wurden verletzt.
Der lateinamerikanische Bischofsrat Celam veröffentlichte zusammen mit einigen anderen Organismen, darunter der Caritas, noch am Samstag einen dringenden Appell: Haiti brauche ?Unterstützung in diesem Moment der Unsicherheit und des Schmerzes“, auch angesichts seiner schon länger anhaltenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise.
Hunderte von Todesopfern
?Bei uns im Nordwesten des Landes gibt es keine Schäden“, sagt uns die aus Italien stammende Missionarin Maddalena Boschi telefonisch. ?Wir haben das Beben zwar auch gespürt, sogar sehr stark, aber es hat hier keine Schäden angerichtet, es gibt auch keine Opfer. Auch nicht in der Hauptstadt Port-au-Prince, die dem Epizentrum näherliegt als wir. Vor allem im Süden war das Beben verheerend, rund um die Stadt Jérémie.“
Schon 2010 hat ein schweres Erdbeben die Menschen auf Haiti in die Knie gezwungen; damals starben über 200.000 Menschen. Zu den notorischen Problemen Haitis gehören außerdem das Zusammenbrechen des Staates, Bandenkriege, Korruption, extreme Armut und neuerdings auch die Corona-Pandemie. Anfang Juli wurde Staatspräsident Jovenel Moise von Bewaffneten in seiner Residenz ermordet.
?In Jérémie ist gerade ein Krankenhaus des Kamillianer-Ordens im Bau; wir konnten mit ihnen sprechen, bei ihnen hat es zum Glück keine größeren Schäden gegeben. Anders sieht es im Stadtzentrum aus. Von dort und aus Les Cayes kommen schreckliche Bilder und Nachrichten… Wir versuchen, die Ordensleute zu erreichen, die wir kennen, und wir sind alle schockiert und sehr traurig. Jeder denkt natürlich jetzt an das Beben von 2010 – und jetzt schon wieder dieses Leid! Es ist klar, dass die am meisten Betroffenen wieder die Armen sind. Sie werden wieder einmal erfinderisch sein müssen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dabei sind sie eigentlich längst völlig am Ende ihrer Kräfte…“
Ausnahmezustand verhängt
Nach dem Beben vom Samstag herrscht auf der Insel nun der Ausnahmezustand. Das Ausmaß der Verwüstungen ist noch nicht zu überblicken; unter anderem ist das Dach der Kathedrale von Jérémie eingestürzt. Die am stärksten betroffenen Gebiete sind telefonisch derzeit kaum zu erreichen. US-Präsident Joe Biden hat ?Soforthilfen“ angekündigt.
Haiti ist das bei weitem ärmste Land in der westlichen Hemisphäre. Etwa ein Drittel seiner 11 Millionen Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze.
(vatican news – sk)
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