?Luftbrücken und humanit?re Korridore für Afghanistan“
Anne Preckel und Federico Piana – Vatikanstadt
Von Seite der italienischen Bischofskonferenz wurde der Ruf nach einer gemeinsamen Hilfsaktion der Länder laut, die bislang militärisch am Hindukusch operierten. ?Wir müssen sofort mit einer gemeinsamen Aktion eingreifen, die auch diejenigen einbezieht, die sich in der Vergangenheit zu militärischen Aktionen verpflichtet hatten“, sagte der Flüchtlingsbeauftragte der italienischen Bischofskonferenz, Erzbischof Giancarlo Perego, im Interview mit Radio Vatikan.
Rettung und Aufnahme
Hilfe und Solidarität müsse sich jetzt einerseits in Rettung, andererseits in der Aufnahme Schutzsuchender in Europa zeigen, sagte der Vorsitzende der Bischofs-Kommission für Migration der Italienischen Bischofskonferenz:
?Es muss durch Luftbrücken und die Schaffung von humanitären Korridoren geholfen werden, die Sicherheit für alle Bedürftigen bieten können. Wir fordern zugleich alle europäischen Länder dazu auf, die Aufnahme von Afghanistan-Flüchtlingen zu verstärken. Nochmal, dies muss sofort mit Luftbrücken geschehen. Afghanistan braucht weiterhin unsere Hilfe und unsere Solidarität!“
Aber auch langfristig müssten ?geschützte humanitäre Wege“ für jene Menschen geschaffen werden, ?die Afghanistan verlassen wollen, dies aber nicht auf eigene Faust tun können“, so der Erzbischof mit Blick auf die Zukunft Afghanistans weiter. Perego verwies etwa auf Frauen und Kinder, ältere und behinderte Menschen im Land.
NGO-Bündnis appelliert an österreichische Bundesregierung
In Österreich trat am Dienstag ein breites Bündnis von NGOs mit einem Appell an die Bundesregierung, auch im Fall von Afghanistan die Menschenrechte zu beachten, an die Öffentlichkeit. Die Hilfsorganisationen, darunter Caritas und Diakonie, riefen bei einer Pressekonferenz in Wien zur Rettung von Menschenleben in Afghanistan auf und forderten ein humanitäres Aufnahmeprogramm in Österreich sowie eine österreichische Beteiligung an der Evakuierung besonders gefährdeter Menschen aus Afghanistan.
Klaus Schwertner, geschäftsführender Wiener Caritasdirektor, appellierte eindringlich an die Bundesregierung, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Es brauche keine ?realitätsfernen populistischen Diskussionen“ über Abschiebungen, sondern Hilfe: ?Das offizielle Österreich sagt heute: 'Wir können nicht alle retten.' Das ist schon richtig. Doch im Umkehrschluss gar niemanden zu retten kann keine Alternative sein“, sagte Schwertner. Er sprach von nicht mehr als einigen hundert Personen, um die es ginge. Auf konkrete und detaillierte Zahlen wollte er sich nicht festlegen.
Es müsse jedenfalls um beides gehen: Um wirksame Hilfe vor Ort und die Evakuierung von Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind, so der Caritasdirektor: ?Das ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.“ Schon in der Vergangenheit sei es in Österreich unter der ehemaligen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gelungen, mit humanitären Aufnahmeprogrammen zu helfen und Menschenleben zu retten. Zwischen 2013 und 2018 habe man im Rahmen dreier Programme rund 1.250 Menschen aus Syrien, dem Libanon und der Türkei aufgenommen und integriert, erinnerte Schwertner: ?An diese Tradition sollten wir auch jetzt anknüpfen. Unzählige Gemeinden, Bürgermeister aller Couleurs und Pfarrgemeinden stehen bereit.“
Klares Mandat zur Hilfe
Solidarität mit den notleidenden Menschen in Afghanistan bekundete derweil auch Caritas international in Kabul. ?Wir haben ein ganz klares Mandat als Hilfsorganisation“, stellte der Leiter des Caritas-Büros in der afghanischen Hauptstadt, Stefan Recker, klar. Dazu werde man auch mit den Taliban kooperieren, sagte Recker am Montag im Deutschlandfunk. Wenn man in einem solchen Land als Hilfsorganisation arbeiten und helfen wolle, müsse man auch mit Leuten reden, mit denen man nicht unbedingt reden wolle. Die für die Hilfsarbeit bereitgestellten Gelder und Spenden würden dabei an die Not leidende Bevölkerung und nicht an die Taliban gehen, versicherte der Caritas-Vertreter, der in der vergangenen Woche aus Afghanistan ausgereist war.
Aus Sicht von Menschenrechtlern hat die internationale Politik den gesellschaftlichen Friedensprozess in Afghanistan nicht ausreichend in den Blick genommen und den Fokus zu sehr auf militärische Sicherheit gelegt. So sagte die Ärztin und Frauenrechtlerin Monika Hauser von medica mondiale im Interview mit Tagesschau.de: ?Die Menschenrechte zu stärken, die Rechtstaatlichkeit zu stärken, das Land zusammen mit der Bevölkerung wieder aufzubauen - darum hätte es gehen müssen.“
Beim G7-Treffen zu Afghanistan geht es neben der Frage der Notevakuierungen auch um die längerfristige Entwicklung des nun von den Taliban kontrollierten Landes. Auch die Frage, wie die zivilgesellschaftlichen Früchte der letzten 20 Jahre in Afghanistan – etwa die Bildung von Mädchen und die Rechte von Frauen und Minderheiten – gerettet werden können, soll angegangen werden.
(vatican news/diverse/kap – pr)
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