?thiopien: Frieden und Dialog für Tigray alternativlos
Francesca Sabatinelli und Anne Preckel – Vatikanstadt
In dem Konflikt zwischen der äthiopischen Bundesregierung und den Kämpfern der TPLF (Tigray-Volksbefreiungsfront) hatten sich die Fronten zuletzt verhärtet. Nach dem gescheiterten Versuch eines Waffenstillstandes intensivierten sich die Kämpfe wieder; auch Soldaten aus dem benachbarten Eritrea sollen im von der Außenwelt weitgehend abgeschnittenen Tigray im Einsatz sein.
?Wir sind in einer Phase, in der sich die verschiedenen Positionen stark radikalisiert haben“, kommentiert der Malteser-Botschafter in Äthiopien, Paolo Borin, die aktuelle Lage im Interview mit Radio Vatikan. ?Jede Seite ist vielleicht auf dem Höhepunkt ihrer Unnachgiebigkeit.“
Drohende Hungersnot
Tausende von Menschen sind seit dem Ausbruch der Gewalt in Tigray getötet worden, rund zwei Millionen wurden vertrieben, über 400.000 droht der Hungertod – unter anderem, weil die humanitären Hilfen aufgrund von Blockaden und Kämpfen kaum durchkommen. Dazu Borin:
?Die Gefahr einer Hungersnot ist immer akuter. Es fehlt praktisch alles: Nahrung, Wasser, Elektrizität, Kommunikation, Treibstoff, Medikamente, sanitäres Material im Allgemeinen, Anästhetika und Desinfektionsmittel. Ich würde auch Unterkünfte für die Hunderttausende von Vertriebenen hinzufügen, die in dem Gebiet umherwandern. Kurzum, eine tragische Einkaufsliste für ein humanitäres Drama, dessen Auswirkungen leider noch lange nachwirken werden.“
Land am Ende seiner Kräfte
Der vor acht Monaten entflammte Tigray-Konflikt habe Äthiopien auch insgesamt in eine Krise gestürzt, so Borin weiter – intern und extern nehme der Druck zu, so der Malteser-Botschafter, der als Ständiger Vertreter bei der Afrikanischen Union wirkt.
?Das Land ist am Ende seiner Kräfte, und es gibt Unruhen auch in anderen Landesteilen. Nach Jahren des Wachstums befindet sich die Wirtschaft im Sinkflug, die Inflation ist sehr hoch, die Kaufkraft zusammengebrochen, Investoren fliehen. Nach außen hin übt die internationale Gemeinschaft, die lange Zeit geschwiegen hat, zunehmend Kritik an den Vorgängen in Tigray und an den Menschenrechtsverletzungen.“
Dialog und Hilfen - um Schlimmeres abzuwenden
Der Malteserorden bemühe sich auf diplomatischem und humanitärem Wege um eine Linderung des Notstandes vor Ort. So setzten sich die Malteser für einen ?wirklichen und dauerhaften Waffenstillstand“ sowie den Schutz der Menschenrechte in Tigray ein, besonders von Frauen und Kindern. Auch drängten sie sie auf Einrichtung humanitärer Kanäle sowie den Schutz von Gesundheits- und Infrastrukturen – diese seien auch für den späteren Wiederaufbau unerlässlich. Ohne eine Befriedung der Region sieht der Malteser die Zukunft des gesamten Landes schwarz. Eigentlich dürften dies auch die Konfliktparteien wissen, ist er überzeugt:
?Vernunft und Herz müssen in die einzig mögliche Richtung führen: die des Schweigens der Waffen und der Aufnahme von Friedensgesprächen. Dies sind die Voraussetzungen dafür, dass das Land auf den eingeschlagenen Entwicklungspfad zurückkehrt, der so viele Erwartungen für seine Zukunft geweckt hatte.“
(vatican news – pr)
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