?thiopien: ?Missionsstation als Rettungsanker“
Giancarlo La Vella und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
?Die Situation ist ernst, vor allem, weil humanitäre Hilfe nicht überall ankommt. Sie erreicht die städtischen Gebiete, aber die Menschen in den Dörfern sind von der Versorgung abgeschnitten; es fehlt an Nahrung und Wasser. Die Vertriebenen wissen nicht, wo sie hin sollen, und aus Verzweiflung besetzen sie Schulen. Der Krieg hat Gesundheitseinrichtungen zerstört und in einigen Gebieten auch Fabriken. Viele Menschen sind daher arbeitslos.“
Humanitäre Hilfe, Nahrung und Wasser kommen kaum an
Der Nahrungsmangel wiederum führt zu extrem hohen Preisen für das, was es auf den Märkten noch gibt. Leisten kann es sich kaum einer. In der Konfliktregion Tigray, im Norden des Landes, sind laut UNICEF rund 350.000 Menschen von Hunger bedroht; darunter auch zehntausende Kinder, die in Gebieten leben, die von Hilfslieferungen abgeschnitten sind. Der Einsatz der Don Bosco Schwestern, die seit gut 30 Jahren in Äthiopien aktiv sind, ist in dieser Situation - gerade auch in Adua, also in der Konfliktregion - ein Rettungsanker.
?Unsere Schule ist die einzige, die nicht von Vertriebenen besetzt ist. Daher ist sie für die Bevölkerung zu einer Anlaufstelle für bestimmte Bedürfnisse, wie z.B. Wasser, geworden, weil wir in der Mission Brunnen haben. Das Aquädukt funktioniert nicht mehr. Also wird Wasser verteilt, das im Vergleich zum Flusswasser eine gute Qualität aufweist. Das Kidane Ameret Krankenhaus ist die einzige katholische Gesundheitseinrichtung, die es in Adua noch gibt. Alle Mitarbeiter der Mission sind dort hin, um zu helfen.“
Das Krankenhaus war eigentlich noch gar nicht vollständig in Betrieb gewesen, berichtet Schwester Paola Labella. Nun ist es aber voll im Einsatz: Seit November wurden mehr als 1.500 Babys geboren, etwa 300 Patienten werden täglich behandelt. Das Krankenhaus zu unterstützen, ist eine große Herausforderung für die Mission der Don Bosco Schwestern, auch wirtschaftlich:
?Die Schule ist seit zwei Jahren geschlossen, alle Ressourcen werden für das Krankenhaus verwendet: Medizin, Essen, Gehälter. Wir denken auch immer daran, dass hinter jedem unserer Mitarbeiter eine Familie mit Kindern steht, die aktuell auf eine sehr ungewisse Zukunft blicken.“
Papst Franziskus bringt Hoffnung
Papst Franziskus‘ Friedensappelle für Tigray empfinden die italienische Ordensfrau und die ganze katholische Kirche, die in Äthiopien eine Minderheit bildet, als Stärkung und Ermutigung in dieser Situation:
?Seinen Appell haben wir als Zeichen der Hoffnung und Ermutigung aufgenommen, weiter zu machen. Wir Missionare und die Ortskirche versuchen, die Bevölkerung mit konkreten Gesten zu begleiten, vor allem mit einer Präsenz, die ermutigt, stützt und ihnen hilft, die Hoffnung nicht fahren zu lassen.“
Neben Adua haben die Don Bosco Schwestern fünf weitere Missionsstationen im Land. Dort sind nicht nur viele internationale Don Bosco Gemeinschaften aktiv, sondern auch – das ist Schwester Paola Labella wichtig –, viele lokale Laienmitarbeiter. Gemeinsam setzen sie sich besonders für die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen und für Frauenförderungsprogramme ein.
?Unsere Gemeinschaften sind Zentren des Lebens und der friedlichen Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Religionen und ethnischer Gruppen. Die Situation im Land war in den letzten Monaten schwierig. Es gab Zusammenstöße in verschiedenen Bereichen, und in dieser Gemengelage zu handeln ist nicht einfach. Kürzlich wurde in Äthiopien gewählt, und wir wünschen uns, dass alle dieses Recht auch in Zukunft in Frieden genießen können.“
Hoffnung auf Frieden und landesweite Wahlen
In der Region Tigray und in insgesamt 100 von 547 Wahlkreisen konnten nämlich aufgrund des anhaltenden Konflikts bisher noch keine Parlamentswahlen stattfinden. Die Wahlen dort sollen im Herbst nachgeholt werden, versprach Premierminister Abiy Ahmed. Erst 2019 hatte er den Friedensnobelpreis bekommen – für seine Bemühungen um den Frieden mit Eritrea und seine Rolle als Vermittler in regionalen Konflikten. Im November 2020 eskalierte dann allerdings ein Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Tigrinischen Volksbefreiungsfront TPLF.
(vatican news/diverse – sst)
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