Heiliges Land: Katholiken im Gazastreifen feiern Ostern trotz Corona
Zwar sehe man in Israel und Jerusalem bereits das Licht am Ende des Tunnels, hatte Patriarch Pizzaballa erklärt, doch in Palästina und im Gazastreifen sieht die Situation derzeit noch anders aus. Die Pandemie verschärft die seit Jahren schwierige Lage der Bevölkerung, die in einem ?Gefängnis unter offenen Himmel“ lebt, spürbar. In Israel gehen die Infektionszahlen dank der massiven Impfkampagne des Premiers Benjamin Netanyahu kurz vor Ende seiner Amtszeit zurück, doch in Gaza spricht der Gesundheitsminister Magdy Dahir von einer ?gefährlichen epidemiologischen Situation“ mit mehr als 65.000 Fällen und 610 Todesopfern bei einer Bevölkerung von zwei Millionen Menschen.
Ausnahmegenehmigungen für Christen
Dennoch haben die Katholiken ?ihren Glauben nicht verloren“, unterstreicht der Argentinier Gabriel Romanelli, der als Pfarrer für Gaza zuständig ist. Über 90 Prozent der Katholiken nähmen an den Feiern teil, gemeinsam mit Dutzenden von Orthodoxen. In der Pfarrei könnten die Gläubigen trotz einiger herrschender Beschränkungen an den Zelebrationen teilnehmen, erläutert der Pfarrer. Denn die Palästinensische Autonomiebehörde habe zwar ein Verbot für die Nutzung von Autos erlassen – die Bürger können sich nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen – aber eine Ausnahmegenehmigung für die Christen erteilt. Da diese oftmals weit von der Kirche weg lebten und notwendigerweise mit dem Auto anfahren müssten, habe die Behörde deren Autoschilder erfasst, um ihnen freie Fahrt zu gewähren. ?Vergangenes Jahr waren nur Priester und Ordensleute anwesend, dieses Jahr können wir mit unserem Volk feiern“, zeigt sich der Pfarrer erleichtert.
?Trotz der Pandemie wollen die Gläubigen anwesend sein, so wie es in den vergangenen Tagen mit den Messen, den Rosenkränzen, den Beichten und dem Kreuzweg war, der letzte Woche von jungen Menschen dargestellt wurde und an dem viele Gläubige teilgenommen haben.“ Auch bei der Abendmahlsmesse hätte mindestens ein Mitglied je katholischer Familie teilgenommen, berichtet Romanelli: ?Wir sind insgesamt 133, davon 13 Ordensleute, also eine kleine Zahl, aber der Glaube und der Gemeinsinn sind tief verankert.“
Bürokratische Hürden spürbar verschärft
Am Samstag würden dann Eier, Schokolade und Weihwasser verteilt, während am Sonntag die feierliche Prozession mit dem auferstandenen Christus auf dem Programm steht. Bei diesen Gelegenheiten seien auch die muslimischen Nachbarn involviert, die es nicht versäumten, den Christen ihre Osterwünsche zu überbringen, betont der Pfarrer.
Traurig sei nur, dass es den Christen verwehrt bliebe, aus dem Gazastreifen auszureisen, um die Osterfeierlichkeiten in Jerusalem oder im Westjordanland mit Verwandten zu begehen. Bereits in der Vergangenheit waren die Passierscheine rares Gut, doch die Pandemie habe diese praktisch annulliert, klagt Romanelli: ?Israel hat kein Zeichen der Öffnung gegeben, und auch die Genehmigungen, die wir Ausländer beantragen müssen, haben sich vervielfacht. Pass, Visum für religiöse Zwecke, Genehmigung der militärischen Autoritäten und nun auch ein Verfahren, dass die Diözese einbezieht, eine dritte Organisation und die israelischen Autoritäten, die dann ihre Genehmigung erteilen. Viel mehr Bürokratie… Zum Glück hat Hamas, besser als so viele ?christliche“ Regierungen im Westen, erlaubt, dass die Feierlichkeiten hier im Gazastreifen stattfinden und die Menschen daran teilnehmen können. Die Bevölkerung von Gaza ist sowieso schon seit geraumer Zeit daran gewöhnt, im Gefängnis zu leben, deshalb nimmt sie die zusätzlichen Verbote und Einschränkungen mit Ironie und sagen: ,wir sind schon immer eingesperrt‘…“
(asianews - cs)
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