Montenegro: Neue Regierung ?ndert Religionsgesetz
Die am 4. Dezember ins Amt gekommene neue Regierung von Montenegro hat der Abänderung des Religionsgesetzes höchste Priorität gegeben. Der Text der Gesetzesänderung sei fertig, die umstrittenen Paragrafen des Gesetzes aus der Ära von Präsiden Milos Djukanovic seien gestrichen oder neu formuliert, so Leposavic.
Der Streit um das Religionsgesetz war ein Zentralthema des Wahlkampfs gewesen; bei der Wahl unterlag Djukanovic, der aus der kommunistischen Jugend kam, aber zum Liebkind der NATO mutierte, knapp, aber doch.
Heftige Auseinandersetzung
Das Religionsgesetz hatte in Montenegro zu einer heftigen öffentlichen Auseinandersetzung zwischen den Anhängern von Djukanovic und der serbisch-orthodoxen Kirche des Landes geführt. Der inzwischen der Corona-Pandemie zum Opfer gefallene montenegrinische Metropolit Amfilohije (Radovic) stand an der Spitze des orthodoxen Widerstands.
Präsident Djukanovic, der sich persönlich als Agnostiker bezeichnet, favorisierte eine kleine Gruppierung, die sich als ?montenegrinisch-orthodoxe Kirche“ bezeichnet und die Unabhängigkeit von der serbisch-orthodoxen Kirche einforderte.
Komplexe Geschichte
Die unklaren Formulierungen des Djukanovic-Religionsgesetzes ließen die serbisch-orthodoxe Kirche befürchten, dass die wichtigsten Gotteshäuser und Klöster Montenegros der in ihren Augen kleinen schismatischen Gruppierung übereignet werden könnten, weil die Geschichte des Landes überaus komplex ist. Das Gesetz hatte u.a. vorgesehen, dass die im Lande tätigen Kirchen den Eigentumsstatus von Gebäuden und Immobilien klären müssen, die vor 1920 in ihren Besitz gelangt waren.
Von 1878 bis zum Ersten Weltkrieg war Montenegro ein souveräner Staat. Die Metropolie von Cetinje wurde in den Rang eines Erzbistums erhoben und in ihrer Autokephalie von der orthodoxen Weltkirche bestätigt. Die montenegrinisch-orthodoxe Kirche beruft sich in ihrer Existenz auf dieses Erzbistum von Cetinje, das sich 1920 mit der Metropolie von Belgrad, der Metropolie von Sremski Karlovci, der Metropolie von Bosnien-Herzegowina und der Metropolie von Dalmatien zur serbisch-orthodoxen Kirche vereinigte und heute als Erzbistum innerhalb der serbisch-orthodoxen Kirche besteht. Nach der Auffassung der Anhänger der kleinen unabhängigen montenegrinisch-orthodoxen Kirche wurde das selbständige Erzbistum von Cetinje 1920 von der serbisch-orthodoxen Kirche freilich annektiert und 1993, mit der Gründung dieser Kirche, sei das Erzbistum von Cetinje erneuert worden. Von der Weltorthodoxie ist die kleine Kirche allerdings nicht anerkannt.
(kap – sk)
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