Bethlehem: ?bertragung der Mitternachtsmesse auch auf Deutsch
Pilger, die normalerweise die Weihnachtstage über Bethlehem bevölkerten, fehlen in diesem Jahr leider völlig. Doch auch die deutschsprachigen Gläubigen können sich nun wenigstens von ihrem Zuhause aus mit der Feier zur Geburt Christi in Bethlehem verbinden. Diese besondere Messübertagun wird durch die Borromäerin Schwester Gabriela Zinkl moderiert, die dem Publikum von Radio Vatikan bereits durch ihre Betrachtungen für die Sendung Unser Sonntag bekannt ist. Wir haben mit ihr gesprochen.
Radio Vatikan: Wie kam es dazu, dass Sie diese Heilige Messe und diese Feier moderieren, haben Sie das schon einmal gemacht?
Sr. Gabriela Zinkl: Unsere Schwesterngemeinschaft der Borromäerinnen hier in Jerusalem ist deutschsprachig, und wir bekamen vor wenigen Tagen einen Anruf vom Christian Media Center, ob jemand von uns bereit wäre, den deutschen Kommentar zur Mitternachtsmesse in Bethlehem zu übernehmen, natürlich ehrenamtlich. Unsere Oberin schlug mir das vor, und ich habe gerne zugesagt und freue mich schon sehr darauf.
Radio Vatikan: Wie bereiten Sie sich vor - und das ausgerechnet in der Heiligen Nacht, wenn alle feiern...
Sr. Gabriela Zinkl: Wir haben mit dem Organisationsteam den Ablauf der Vigil, der Messfeier und der abschließenden Prozession in die Geburtsgrotte genau besprochen. Es gibt ein mehrsprachiges Textheft zur Mitternachtsmesse, das auch für jeden via Internet heruntergeladen werden kann.
Die Texte der Lesungen in der Heiligen Nacht sind sehr besonders, noch dazu weil sie direkt vom Ort des Geschehens, hier in Bethlehem, berichten. Dazu bereite ich für die besinnlichen Momente der Übertragung auch Gebete vor, passend zu Weihnachten und zur Geburtskirche.
Radio Vatikan: Was bedeutet es für Sie persönlich in der Heiligen Nacht?
Sr. Gabriela Zinkl: Es ist für mich eine große Ehre, in der Heiligen Nacht in Bethlehem dabei sein zu können. Wir dürfen ganz nah am Ort des Geschehens vor über 2.000 Jahren sein, das wird sicher sehr ergreifend. Noch dazu findet das Ganze in der Nacht statt, der Heiligen Nacht. Das in diesen Tagen oft benutzte Wort wird so nochmal ganz anders greifbar, Sein Stern führt uns auf der Suche nach Christus, dem Erlöser.
Es gibt zwei Momente, auf die ich mich schon jetzt besonders freue: Einmal wenn in der Vigilfeier das Martyrologium Romanum zum 25. Dezember gesungen wird. Die Geburt Christi ist nach dessen Chronologie nicht irgendeine fromme Phantasie, sondern – für uns als Christen – das einschneidende Ereignis in der Weltgeschichte. Daran glaube ich fest.
Der zweite Moment ist mit der Heiligen Nacht und mit diesem Ort der Geburt Christi verbunden: Nämlich wenn wir nach Ankunft der Prozession in der Geburtsgrotte das Lukasevangelium hören. Ich denke, das ist auch für jede Pilgergruppe hier im Heiligen Land der Weihnachtsmoment, wenn sie auf ihrer Reise vor dem Stern in der Geburtsgrotte stehen, den wir als Ort der Geburt Christi verehren. Heute Nacht ist bei der Live-Übertragung aus Bethlehem etwas zu hören und mitzulesen, das so nur hier betont werden kann: ?Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr.“ Und ?Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in dieser Krippe liegt“.
Christus ist in unsere Welt gekommen, wir dürfen einstimmen in das Gloria der Engel – Halleluja, darauf freue ich mich wirklich sehr!
Radio Vatikan: Wie geht es den Menschen im Heiligen Land? – Speziell in Bethlehem, Weihnachten im Lockdown... Welche Hoffnung gibt es?
Sr. Gabriela Zinkl: Das ist eine sehr traurige Angelegenheit. Wegen der Pandemie gibt es im Gebiet um Bethlehem schon seit einigen Tagen eine nächtliche Ausgangssperre. Für den Patriarchen und das Fernsehteam gibt es für heute Nacht eine Sondergenehmigung, damit wir überhaupt dorthin fahren und uns aufhalten können. Im Gottesdienst selbst werden deshalb sehr wenige Mitfeiernde sein, ganz ähnlich wie auch in Deutschland.
Die Corona-Krise hat gerade Bethlehem und andere heilige Stätten im Westjordanland sehr, sehr hart getroffen. Seit März können keine Pilger mehr ins Land kommen, davon sind die Hotels, die Reiseleiter, Busfahrer, die Olivenholzschnitzer, Kaffeebesitzer – in Bethlehem also so gut wie jede zweite Familie betroffen. Uns als Ordensgemeinschaft erreichen verstärkt Hilferufe von Familien, die größte Not haben, den Kindern morgen etwas zu essen zu geben. Mehr als 2000 Jahre nach der Geburt Christi braucht gerade Bethlehem Hilfe, und kein Mensch weiß, wie lange diese Situation noch andauern wird.
Die Fragen stellte Claudia Kaminski. Die Feier beginnt um 23.30 Uhr Ortszeit (22.30 Uhr MEZ), unser Partnersender EWTN-TV überträgt mit deutschem Kommentar ab 0.30 Uhr.
(vatican news - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.