?Mauritianer sind ein Vorbild für die Welt"
Claudia Kaminski - Vatikanstadt
Die ganze Insel freue sich auf den Papst, so White. Menschen aller Religionen, mit denen sie gesprochen habe, freuten sich und seien sehr stolz. Natürlich erwarteten sie auch, dass er sich auf Père Laval, den Inselheiligen, beziehe, denn der habe allen geholfen, unabhängig von Hintergrund oder Hautfarbe. Die Mauritianer fühlten sich geehrt, so White, nach dem heiligen Johannes Paul käme ja nun schon der zweite Papst auf die kleine Insel: ?Es ist eine Quelle der Freude für unser kleines Land, es bedeutet für jeden sehr viel, dass der Papst kommt."
Bedeutsame Reiseroute des Papstes
Besonders wichtig ist für die Mauritianerin die Reiseplanung von Papst Franziskus: ?Es ist sehr heilend, dass Papst Franziskus erst nach Mosambik, dann nach Madagaskar und dann nach Mauritius reist. Denn die Sklaven, die nach Mauritius gebracht wurden kamen aus Ost-Afrika – sie kamen aus Mosambik und Magadaskar.“ Sie glaubt, dass dieser Besuch Heilung für eine sehr traurige Periode in der Geschichte ihres Landes und auch der Welt bringen wird. Schließlich habe es Sklaverei über Jahrhunderte gegeben und es sei gut, dass Papst Franziskus genau die Länder besuche, aus denen die meisten Sklaven in Mauritius stammten.
Überhaupt ist Mauritius ein Beispiel für Multi-Kulti, betont White: ?In Mauritius sind Eheschließungen unter verschiedenen Religionen oder Rassen nichts Ungewöhnliches, weil es so ein kleines Land ist.“ Sie selbst sei in einem Haushalt aufgewachsen, in dem Hindus, Katholiken und Muslims lebten und arbeiteten, und von Kindheit auf sei sie mit allen möglichen Religionen in Berührung gekommen: ?Und weil Mauritius so klein ist, toleriert man die anderen Religionen. Man kann es sich nicht leisten, sich gegenseitig zu bekriegen oder zu bekämpfen. Mauritianer leben lieber in Harmonie.“ Mangel an Respekt oder Aggressionen auszuleben, mache man einfach nicht. Deshalb seien die Mauritianer eben auch ein Vorbild für die Welt. Gerade in einer Zeit, in der Terrorismus sich immer mehr ausbreite und es so viele Krisenherde weltweit gebe, meint White.
Mit Turban in die Heilige Messe
Ihr eigenes Leben ist wie das von vielen Mauritianern geprägt von verschiedenen Religionen: Der Vater ein australischer Katholik, die Mutter eine amerikanische Baptistin. Zwar wurde sie auf Mauritius geboren, aber als sie ein Jahr alt war, lebte die Familie kurzzeitig in Perth, Australien, und den Eltern fiel auf, dass man versäumt hatte, sie zu taufen: ?Da wurde ich in der Church of England getauft. Warum genau weiß ich nicht. Die Schule meines Vaters gehörte zur Church of England.“ Beide Eltern praktizierten ihren Glauben jedoch nicht – und zurück auf Mauritius war das dem muslimischen Fahrer der Familie ein Dorn im Auge: ?Seine Frau, eine Katholikin, war meine Nanny, und er merkte, dass wir nicht in die Kirche gingen. Da fragte er meine Mutter, ob er mich sonntags in die Kirche bringen dürfe!“ Er wusste nicht, dass die Familie nicht katholisch war und für die kleine Sarah war es ein Abenteuer: ?Das muss ein toller Anblick gewesen sein: das kleine mauritianische Mädchen geht mit dem turbantragenden Muslim in die Kirche.“ Sie habe nicht gewusst, wie sie sich benehmen soll, da habe sie einfach alles gemacht, was die Gemeinde auch machte – sie sei sogar zur Kommunion gegangen, weil sei nicht gewusst habe, dass man das nur als Katholik darf. Sie selbst praktiziert heute ihren Glauben, den sie nie wirklich kennenlernte, nicht.
Pilgern zu Père Laval
Aber zu Père Laval hat auch sie eine Beziehung: Sie lernte in Frankreich einen jungen Priester namens Laval kennen, den Groß-Großneffen des Inselheiligen. Das veranlasste sie vor drei Jahren auch, zu ihm zu pilgern. Das sei ein großes Fest gewesen und sie war beeindruckt vom Frieden und der Harmonie – und alle hätten mit den anderen Pilgern geteilt. Eine wirklich zauberhafte Wallfahrt, betont White.
Abschließend sagt sie, dass sich ihr Land gut auf den hohen Besuch vorbereite. Jimmy, der Gärtner, gehört zur Gemeinschaft ?Jésus vrais hommes“ ("Zezi vrai zom" in Kreol) und ist für die Logistik verantwortlich. Man werde die Pilger in Gruppen zu hundert zusammenbringen, erzählt er, damit die Pilgerströme ordentlich und friedlich fließen können. Derzeit erwarte man rund 60.000 Pilger bei der großen Heiligen Messe – doch White glaubt, dass es bis zu 150.000 werden könnten. Sie selbst würde Papst Franziskus sehr gern sehen, hat aber Bedenken wegen der Menschenmassen. Vielleicht wird sie Jimmy fragen, ihr zu helfen.
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