Vermehrt Kirchensch?ndungen in Frankreich
Das dramatische Feuer in der Kathedrale von Paris, Notre Dame, hat die Aufmerksamkeit auf die katholische Kirche in Frankreich gelenkt. Doch über den zunehmenden Vandalismus gegen christliche Gotteshäuser sprach bisher kaum jemand. 2017 waren es 1.038 Akte der Verwüstung, die sich gegen Kirchen oder Friedhöfe wandten, 2018 stieg diese Zahl auf 1.063.
Oft verschwiegen: Vandalismus gegen Tabernakel
Kurz nach dem Brand in Paris waren es zwei Dörfer in der Normandie, deren Kirchen geschändet wurden: Der Tabernakel geleert, die geweihten Hostien zu Boden geworfen; Anfang April hatten Vandalen in Montluçon im Zentrum Frankreichs den Tabernakel aufgebrochen und das Ciborium mit den geweihten Hostien gestohlen. Besonders schlimm war der Februar für Kultstätten in Frankreich: Auf dem jüdischen Friedhof von Quatzenheim im Elsass richteten Unbekannte große Schäden an und in nur einer Woche wurden fünf katholische Kirchen in Dijon, Burgund, Nîmes, Okzitanien und in Maison-Laffitte, nahe Paris, entweiht. In Nîmes ereignete sich die Schändung mit dem Kreuz aus Kot an der Wand.
Pater Gabriel Tchonang kommt aus Kamerun und lebt seit 20 Jahren im Elsass. Gegenüber der Zeitung ?Die Welt“ betonte er, dass wir in einer Gesellschaft leben, die ?das Christentum abgeschafft hat“. Ihn schockiert es, dass Vandalismus in Kirchen immer häufiger vorkommt, dass aber nicht darüber gesprochen wird. Tchonang berichtet von dem Angriff auf seine Kirche in Reichstett: Satanssymbole an der Außenwand, ein altes Kirchenfenster eingeschlagen.
Der Bischofsvikar von Straßburg, Didier Muntzinger, sieht eine Welle von ?Antisemitismus, Rassismus und Christianophobie" im Elsass. In seiner Église Saint-Louis hatten Schüler zunächst in der Kirche geraucht und hinter den Altar uriniert, dann hatten Unbekannte den Inhalt von Feuerlöschern auf den Kirchenbänken entleert, Wachs auf dem Sandsteinboden vergossen und eine Josephs-Statue umgeworfen. Didier meint, die Jugendlichen wüssten nicht, was ein Altar ist, was ein Tabernakel ist. Sie hätten sich ausgetobt wie auf einem Spielplatz.
Hakenkreuze auf den Stelen des jüdischen Friedhofs, zerstörte Tabernakel, zerbrochene Kruzifixe und auf den Boden geworfene geweihte Hostien – all das sind Traumata für die Gläubigen.
Täter zu finden ist schwer, denn nicht überall gibt es Überwachungskameras und ein Täterprofil gibt es auch nicht. Manchmal ist die Auflösung leicht, wie die Tapferkeitsprüfung in der Kathedrale von Saint-Alaoin in Lavaur im Südwesten Frankreichs. Zwei Teenager hatten das Gotteshaus im Rahmen einer Mutprobe durch eine umgestürzte Kerze auf dem Altar in Brand gesetzt – und sich anschließend entschuldigt.
Saint-Sulpice, eine der größten Kirchen in Paris, brannte vermutlich, so die Polizei, weil Obdachlose dort ihre Kleider verbrannten. Aber die Kirchen Notre-Dame in Dijon und Notre-Dame-des-Enfants in Nîmes wurden zweifellos absichtlich entweiht. Hier waren Menschen am Werk, die absichtlich handelten, die genau wussten, was sie taten, als sie mit unwürdigsten Handlungen geweihte Hostien schändeten.
Gelbwesten als Vorbild?
In den letzten Monaten waren die Straßen Frankreichs geprägt von Gelbwesten-Demonstrationen und Ausschreitungen. Muntzinger betont angesichts dessen die Krise der französischen Gesellschaft: Seit mehr als drei Monaten sähen Jugendliche quasi täglich im Fernsehen, was man alles kaputt machen könne, ohne erwischt und dafür bestraft zu werden.
Nach den massiven Zerstörungen ist es kein Wunder, dass Demonstrationen auf der Champs-Elysées und an anderen Orten Frankreichs verboten wurden. Und nach der Welle von Vandalismus und Entweihung stellt sich die Frage, wie man mit den Gotteshäusern umgeht. Der einhellige Wunsch ist, sie offen zu lassen, denn die Situation der katholischen Kirche in Frankreich ist dramatisch: Nur noch zwei Prozent der getauften Katholiken gehen regelmäßig in die Kirche – fast schon eine Splittergruppe.
(vatican news/welt/or – ck)
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