Kirche in Afrika: Kapstadts Erzbischof sieht gro?en Aufholbedarf
Brislin übt Kritik an der Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle in Afrika. Der ehemalige Präsident der Südafrikanischen Bischofskonferenz plädiert für einen ?aufrichtigen, transparenten und offenen Prozess". Hier gebe es noch Aufholbedarf auf dem Kontinent.
Dass nur wenige afrikanische Länder ein Regelwerk zum Umgang mit Missbrauch durch Geistliche erlassen haben, führt Kapstadts Erzbischof auf fehlende Hilfe für die Kirchen vor Ort zurück. Aber auch ?Differenzen im kulturellen Verständnis", wie mit Missbrauch umzugehen sei, spiele eine Rolle. ?Das bedeutet keinesfalls, dass solche Fälle in Afrika traditionell nicht geahndet werden, aber eben auf andere Weise", so Brislin.
Großes Thema: Missbrauch von Ordensfrauen
Ihm zufolge braucht es ein stärkeres Engagement von den afrikanischen Kirchen. ?Denn wir können Vorfälle von Kindesmissbrauch nur auf eine Art behandeln - nämlich als Verbrechen." Ohne ins Detail zu gehen, äußerte Brislin zudem Sorge, dass der Missbrauch von Ordensfrauen die katholische Kirche in Afrika in den kommenden Jahren vermehrt beschäftigen werde. Die Kirche durchlebe derzeit die ?schwierigste Zeit seit der Reformation".
Eine weitere Herausforderung, so der Erzbischof, bestehe darin ?eine Brücke zwischen den einzelnen Volksgruppen zu bauen ?Man darf nicht vergessen, dass die Apartheid auch ein geografisches Gebilde war, das getrennte Räume für Schwarze, Farbige, Weiße und weitere Ethnien vorsah", so Brislin.
Schwarze und weiße Gemeinden
Vielerorts, etwa in Kapstadt, habe sich aufgrund von Armut und Ungleichheit an der räumlichen Trennung bis heute kaum etwas geändert. Das habe dazu geführt, dass Glaubensgemeinden in vielen Regionen immer noch überwiegend schwarz oder weiß seien. ?Einige unserer Pfarreien haben traditionell drei Kirchen, eine für jede Hautfarbe", so Brislin.
?In Südafrika fällt es uns heute in vielen Bereichen schwer, eine multikulturelle Gemeinschaft aufzubauen", so der Erzbischof. Die Kirche sei um einen ?Kompromiss" bemüht. ". Um möglichst viele Gläubige zu erreichen, predige er neben Englisch auch in den Landessprachen Afrikaans und Sesotho, denn ?viele Gläubige bevorzugen Gottesdienste in ihrer jeweiligen Sprache. Das befürworten wir, solange sie regelmäßig einander treffen, etwa für Firmungen oder Familientage." So könne die Einheit von Pfarreien sichergestellt und zugleich ?ein gewisser Grad an Vielfalt" gewährt werden.
25 Jahre Demokratie
Am 27. April 1994 fanden in Südafrika die ersten demokratischen Wahlen statt. Die Ernennung Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gilt als Ende der Rassentrennung.
(kna – ap)
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