Zentralafrika: Dem Volk die Würde als Kinder Gottes zurückgeben
Silvia Kritzenberger und Xavier Sartre - Vatikanstadt
Ein Pastoralbesuch in Zentralafrika grenzt an ein Abenteuer. Kardinal Nzapalainga, Erzbischof der Hauptstadt Bangui, weiß, wovon er spricht. Er ist bereits in mehrere Teile des Landes gereist, hat die Menschen im Glauben gestärkt, Frieden und Harmonie gepredigt. Trotz der materiellen Schwierigkeiten und der noch immer mehr als instabilen Sicherheitslage zögert er nicht, hinauszugehen, um das Volk Gottes zu treffen.
Erst unlängst hat der Kardinal den Nordosten des Landes bereist, die Stadt Birao besucht, in der Nähe der Grenze zu Sudan und Tschad, etwa 1.350 Kilometer von Bangui entfernt. Eine Odyssee, wenn man bedenkt, dass es keine geteerten Straßen gibt, nur unwegsames Gelände voller Schlaglöcher. Sein Auto ging dabei zwar zu Bruch, aber das Risiko lohnt sich, so der Kardinal. Seit 10 Jahren hatte man den Gläubigen dort nicht mehr die Firmung gespendet. Es sei bewegend, die Freude auf den Gesichtern dieser Menschen zu sehen, die so lange keinen Priester mehr zu Gesicht bekommen hätten. Und ihr Glaube sei fest geblieben, trotz aller Widrigkeiten.
Der Notstand im Gesundheits- und Bildungssektor
?Die Lage im Gesundheitssektor ist katastrophal,“ beklagt der Kardinal. ?Ein Krankenhaus zu erreichen, dauert meist mehrere Stunden – und das auch nur, wenn man das Glück hat, ein Motorrad zu besitzen oder von einem LKW oder Pick-up mitgenommen zu werden. Und wenn man dann endlich angekommen ist, sind die Probleme noch lange nicht gelöst. Es gibt keine Ärzte, bestenfalls Krankenschwestern, die sich als Hebammen oder Chirurgen improvisieren. Nicht besser sieht es im Bildungssektor aus. Zugang zu Bildung ist kaum vorhanden. In der gesamten Region gibt nur zwei Lehrer.“ Es ginge nun also darum, den Menschen hier ?ihre Würde als Kinder Gottes zurückzugeben“.
Auch in Sachen Sicherheit läge in seinem Land noch vieles im Argen, unterstreicht der Erzbischof von Bangui. ?Trotz der Unterzeichnung des Friedensabkommens am 6. Februar kontrollieren die bewaffneten Gruppen noch immer den Großteil des Territoriums. Sie setzen ihr Gesetz durch und zwingen die UNO, die NGOs und die zentralafrikanische Regierung zu ständigen Verhandlungen“. Es ginge nun darum, auf Dialog zu setzen und den Aufbau eines besseren Landes voranzutreiben.
Die neue Kinderklinik: ein Vorbild für das ganze Land
Trotz großer Sicherheitsbedenken war Franziskus im November 2015 in die Zentralafrikanische Republik gereist, um dort vorab das ?Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ der katholischen Kirche zu eröffnen. Am 29. November 2015 durchschritt er die Heilige Pforte der Kathedrale von Bangui. ?Heute wird Bangui die geistliche Hauptstadt der Welt“, hat er damals gesagt. ?Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit kommt im Voraus in dieses Land. Ein Land, das seit vielen Jahren unter Krieg und Hass, unter Unverständnis und Mangel an Frieden leidet. Bitten wir um Frieden für Bangui, für die gesamte Zentralafrikanische Republik, für die ganze Welt, für die Länder, die unter Krieg leiden.“
Nachdem sich Franziskus vor Ort selbst ein Bild machen konnte, ihn vor allem das Schicksal der vielen unterernährten Kinder erschüttert hatte, bat er das römische Kinderkrankenhaus ?Bambino Gesù“, etwas für die Bevölkerung dieses vergessenen Landes zu tun.
Am 2. März 2019, knapp drei Jahre später, konnte die neue Kinderklinik in Bangui vom Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadera, und Kardinal Konrad Krajewski als Vertreter des Papstes offiziell eingeweiht werden. Bei seinem jüngsten Besuch im Vatikanpalast am 5. März hatte Touadera dem Papst für diese wohltätige Geste persönlich gedankt.
Gott gibt dem Volk seine Würde zurück
?Gott hat uns seine Nähe spüren lassen, uns nicht im Stich gelassen“, so der bewegte Kommentar des Erzbischofs von Bangui. ?Durch die Instandsetzung dieses Krankenhauses schenkt er Leben, gibt den Menschen ihre Würde zurück, die nun wieder wie Menschen, und nicht wie Tiere behandelt werden. Es ist die Geste der Nähe eines Vaters, der gekommen ist und nicht nur den Geruch der Schafe wahrgenommen, sondern sie auch berührt hat! Es ist ein großes Zeugnis der Liebe.“
(vaticannews)
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