Kirchenumfrage in Frankreich: Nie dagewesene Krise
Zwar geben 40 Prozent der französischen Bevölkerung an, das Vertrauen in die Kirche noch nicht verloren zu haben, doch 69 Prozent der Befragten erklären, dass sich ihr Bild von Bischöfen und Priestern verschlechtert habe. Allerdings gibt der Historiker und Soziologe Philippe Portier zu bedenken, dass 40 Prozent im Vergleich zu anderen Institutionen nicht wenig sei. Den Gewerkschaften etwa vertrauten nur sechs Prozent der Franzosen, den politischen Parteien gerade einmal drei Prozent.
Enttäuscht vom Papst
Die Aufrechterhaltung dieses Vertrauens erfordere Portier zufolge aktive Maßnahmen seitens der Geistlichen. Dass 65 Prozent der Franzosen – und 58 Prozent der Katholiken unter ihnen – Franziskus schlechtes Krisenmanagement vorwerfen, sieht der Soziologe in einer zu intransparenten Vorgehensweise des Papstes begründet.
Für eine demokratische Kirche
83 Prozent der Franzosen sehen im Missbrauchsskandal eine der schwerwiegendsten Krisen der katholischen Kirche. Ihre Lösungsvorschläge lauten: Aufhebung des Zölibats, Einführung des Frauenpriestertums, mehr Laien in Verantwortungspositionen. Ein Überleben der Kirche sehen die Befragten nur im Falle einer Demokratisierung der kirchlichen Strukturen gesichert. Hierfür bedarf es einer grundlegende Neuordnung, findet Portier.
Verunsicherung durch Skandale
Seit Monaten sorgt die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche Frankreichs für Schlagzeilen. Kardinal Philippe Barbarin (68) war am 7. März zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er einen Priester nicht angezeigt hatte, der vor rund 40 Jahren mutmaßlich mehrere Minderjährige sexuell missbrauchte. Vorübergehend leitet nun der Generalvikar von Lyon, Yves Baumgarten, Barbarins Erzbistum. Baumgarten soll laut Medienberichten kommende Woche zu einem Krisengespräch im Vatikan empfangen werden. Zudem läuft derzeit eine Untersuchung gegen den Papstbotschafter in Paris, Erzbischof Luigi Ventura. Ihm werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
(tc/kna – ap)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.