Maltas Erzbischof erleichtert: Flüchtlinge dürfen von Bord gehen
Mario Galgano und Antonella Palermo – Vatikanstadt
49 Flüchtlinge mussten seit Wochen auf dem Mittelmeer auf Schiffen ausharren. Der italienische Innenminister Matteo Salvini hatte sich geweigert, sie in einem italienischen Hafen von Bord gehen zu lassen - selbst als die italienischen Bischöfe und katholische Hilfsorganisationen mit einer Aufnahmezusage eingriffen, sah es nicht danach aus, dass sich eine Lösung abzeichnen würde. Nach internationalen Appellen hat sich nun Malta bereit erklärt, die Migranten zumindest von Bord gehen zu lassen - in den kommenden Tagen sollen sie dann auf acht Länder der Europäischen Union verteilt werden. Das hatte Maltas Ministerpräsident Joseph Muscat am Mittwoch mitgeteilt.
Der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, ist zufrieden, dass es nun doch zu einer Lösung gekommen ist: denn es gehe hier um Menschen und deren Würde, sagte er im Interview mit Pope.
?In der Tat empfinde ich eine große Erleichterung, vor allem für jene Menschen, die diese harte Erfahrung der Überfahrt im Mittelmeer durchgemacht haben. Das ist vielleicht sogar euphemistisch ausgedrückt. Ich bin auch allen europäischen Ländern dankbar, die sich an der Lösung beteiligt haben. Sie haben eine konkrete Solidarität bekundet und zwar so konkret, wie es der Heilige Vater am Hochfest der Erscheinung des Herrn gefordert hatte.“
Die nun abgemachte Vereinbarung sieht vor, dass die Flüchtlinge mit einem Schiff des maltesischen Militärs an Land gebracht und schließlich von Deutschland, Frankreich, Portugal, Irland, Rumänien, Luxemburg, den Niederlanden und Italien aufgenommen werden. Erzbischof Scicluna hofft, dass künftig andere Lösungen gefunden werden und schlägt deshalb Aufnahmezentren vor, die Flüchtlinge in gesicherter Weise erreichen könnten.
?Der Appell des Papstes ist wie immer ein Aufruf an das Gewissen und das gilt auch für die Worte, die er beim Angelus gesprochen hatte. Seine väterlichen Worte sind eine Einladung und kein Zwang. Was der Papst sagt, ist doch ganz einfach: wir zeigen, dass wir eine zivilisierte Gesellschaft sind, wenn wir auch solidarisch mit Bedürftigen umgehen und zwar auf konkrete Weise.“
Doch in der Migrationsfrage sind die EU-Mitgliedsstaaten zerstritten. Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte hatte noch vor der Ankündigung Maltas in einem Fernsehinterview gesagt, dass die Flüchtlingsfrage eine Notsituation bleibe, solange es keinen europäischen Mechanismus zur Verteilung der aus Seenot Geretteten gebe.
?Wir hoffen, dass die Familien der Flüchtlinge beisammen bleiben dürfen. Das ist ein Grundprinzip, das uns am Herzen liegt. Ich glaube auch, dass die europäischen Institutionen dieses Prinzip teilen. Solidarität in Europa bedeutet auch Verteilung der Verantwortung und deshalb hoffe ich sehr, dass alle europäischen Staaten gemeinsam an einer Lösung arbeiten.“
(vatican news/afp)
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