Irak: ?Wir haben unsere Erinnerung gerettet“
Mario Galgano und Gabriella Ceraso – Vatikanstadt
Fast hätten es die IS-Kämpfer geschafft, das gesamte Archiv der chaldäischen Kirche in Mossul zu zerstören. Einige mutige Christen in der Stadt hätten aber rechtzeitig gehandelt, so Erzbischof Najib.
?Was wir aus unseren alten Archiven retten konnten, waren tausende Dokumente und Manuskripte, die unsere Erinnerung bilden. Wir haben es geschafft, die Papiere vor den Terroristen zu schützen - und so haben wir unsere Geschichte und unsere Erinnerung gerettet. Die Extremisten wollten das alles zerstören. Doch bevor sie die Ninive-Ebene erreichten, hatten einige unserer Mitarbeiter das Archiv bereits weggeschafft.“
Dennoch ging fast ein Viertel der Dokumente verloren, räumte der Erzbischof ein. Es hätte aber in anderen Gegenden im Irak und Syrien gegeben, wo die Ortskirche es hingegen nicht geschafft habe. Dort sei für immer die Erinnerung an die Präsenz der Christen verschwunden.
?Auch die verloren gegangenen Dokumente bei uns sind nicht für immer verschwunden, weil wir schon zuvor alles eingescannt und fotografiert hatten. Deshalb hatten wir Glück. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass das eigentlich Archiv als Ort völlig zerstört wurde. Ich selber habe fast drei Jahrzehnte lang dort gearbeitet. Es war für mich schon immer ein großes Anliegen, die Erinnerung an die christliche, muslimische und jesidische Präsenz zu bewahren. Heute geht das weiter, indem wir vor allem durch das menschliche Zusammenleben daran arbeiten müssen. Um Frieden zu schaffen und Erinnerung zu bewahren, muss man die Menschen und die Bücher gleichermaßen respektieren. Das gehört zusammen.“
Vor knapp einer Woche hat Erzbischof Najib Mikhael Moussa sein neues Amt übernommen. Die Terrormiliz ?Islamischer Staat“ hatte Mossul 2014 unter ihre Kontrolle gebracht. Im Juli 2017 erklärte die irakische Regierung die Stadt nach monatelangen Kämpfen für befreit. Seither kehrt der friedliche Alltag langsam zurück.
(vatican news)
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