Pakistan: Asia Bibi ist frei
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Die 47-jährige Christin und Mutter von 5 Kindern, die 2010 aufgrund einer falschen Blasphemie-Anklage zum Tode verurteilt und am 31. Oktober vom Obersten Gerichtshof in Pakistan freigesprochen worden war, wurde an diesem Mittwoch freigelassen und aus Sicherheitsgründen an einen geheimen Ort gebracht. Das gab ihr Anwalt, Saif ul-Mulook, France Press gegenüber bekannt: ?Mir wurde gesagt, dass sie in einem Flugzeug sitzt, aber niemand weiß, wohin es geht.“
Angst um Leib und Leben
Der Freilassungsbefehl wurde dem Gefängnis inMultan im Punjab zugestellt, in dem Asia Bibi inhaftiert war. Der Anwalt, der selbst massiv bedroht wurde und um sein Leben fürchtet, hat Pakistan verlassen und hält sich in Europa auf. Auch Asias Ehemann Ashiq Masih fürchtet um die Sicherheit seiner Familie. Er hat in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada und Italien Asyl beantragt. Es sei für die Familie zu gefährlich, in Pakistan zu bleiben, erklärte er. Auf Nachfrage von France Press sagte der Sprecher des Außenministeriums von Islamabad, Muhammad Faisal, dass sich Asia Bibi noch immer in Pakistan befinde.
Radikale Religionswächter fordern Asia Bibis Hinrichtung
Die Landarbeiterin war im Juni 2009 verhaftet worden, nachdem sie bei einem Streit mit zwei islamischen Kolleginnen ihre Religion verteidigt hatte. Als der Streit eskaliert war, wurde die Christin in ?Sicherheitsgewahrsam“ genommen und schließlich am 7. November, nach mehreren Verhandlungen, von einem Gericht in Punjab wegen Blasphemie zum Tode verurteilt. Ihr Freispruch von allen Anklagepunkten im Oktober hatte den Zorn radikaler Religionswächter ausgelöst, die die Hinrichtung Asia Bibis gefordert hatten. Auch ihre Richter waren massiv bedroht worden.
Vor einigen Tagen hatte die pakistanische Regierung angekündigt, sie habe eine Einigung mit den radikalen Islamisten erzielt, die das Land mit Protestbewegungen lahmgelegt hatten. Gemäß dieser Vereinbarung sollte der Fall Asia Bibi zur abschließenden Überprüfung an den Obersten Gerichtshof zurückverwiesen, die Frau auf eine Sonderliste gesetzt werden, die das Verlassen des Landes verbietet. Die Islamisten hatten angekündigt, dass die landesweiten Proteste aufhören würden, warnten aber, dass sie wieder auf die Straße gehen würden, falls das Abkommen nicht umgesetzt werden sollte.
Weltweite Solidarität
Der Fall der pakistanischen Christin hat weltweite Wellen der Solidarität ausgelöst. Sowohl Benedikt XVI. als auch Papst Franziskus verfolgten die Entwicklungen aufmerksam. Im vergangenen Februar empfing Papst Franziskus Verwandte Asis Bibis im Vatikan und nannte sie eine ?wunderbare Märtyrerin“. Im November 2010 hatte Benedikt XVI. zu ihrer Freilassung aufgerufen. Auch das Hilfswerk missio Aachen hat an diesem Dienstag eine E-Mail- und Briefaktion mit der Forderung freigeschaltet, Bundeskanzlerin Angela Merkel solle sich bei der pakistanischen Regierung persönlich für die Freiheit, Sicherheit und Ausreisemöglichkeit Asia Bibis einsetzen.
Menschenrechtsverteidiger sehen Asia Bibi als Symbol für den Missbrauch des Blasphemiegesetzes in Pakistan, das nach Ansicht von Kritikern oft zur Lösung persönlicher Konflikte instrumentalisiert wird.
(vaticannews)
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