Indien: Nach zehn Jahren noch keine Gerechtigkeit für die Opfer
In diesem größten Angriff auf Christen in der Geschichte Indiens sind im Distrikt Kandhamal mehr als 100 Menschen getötet worden. Über 40 Frauen wurden vergewaltigt, 6.500 Häuser sowie Kirchen, Schulen und Gesundheitszentren zerstört. 56.000 christliche Dalits und Angehörige indigener Gruppen flohen in den Regenwald. Es soll mehrere Fälle von Zwangsübertritten zum Hinduismus gegeben haben.
Auslöser für die Welle der Gewalt war der Mord an einem Hindu-Geistlichen. Obwohl maoistische Rebellen sich zu der Tat bekannten, wurden Christen dafür beschuldigt und von aufgebrachten Hindus attackiert.
Nur wenige Christen kehrten zurück
Nach Angaben des vatikanischen Fidesdienstes sind bis heute kaum Christen nach Kandhamal zurückgekehrt. Keiner der Täter von 2008 ist in Haft, während sieben Christen wegen des Verdachts auf Beteiligung am Mord an dem Hindu-Geistlichen noch immer einsitzen.
Zudem beklagt die katholische Kirche in Orissa, dass nur wenige Opfer bisher Entschädigungen von der Regierung erhalten haben. Von 3.300 Klagen wurden nur 820 vor Gericht verhandelt, 518 davon als berechtigt anerkannt und 247 fallengelassen, weil es an ausreichenden Beweisen fehle. Die restlichen Kläger warten nach wie vor auf Gerichtstermine. Nur ein Prozent aller ursprünglichen Beschwerden endete mit einem Gerichtsurteil zugunsten des Opfers.
Gedenktag für Opfer geplant
Im August 2016 urteilte der Oberste Gerichtshof, dass die Entschädigungen für Opfer und Angehörige von Kandhamal nicht zufriedenstellend seien. ?Die, die von der Liste der Entschädigung ausgeschlossen wurden, müssen sofort einbezogen werden“, heißt es in einer Stellungnahme des Gerichts. Für 315 Fälle von religiös motivierter Gewalt sind aber bisher noch immer keine Prozesse angestoßen worden. Das ?Nationale Solidaritätsforum“ für die Opfer von Kandhamal fordert deshalb die Einrichtung einer Task Force, die das Handeln der Gerichte beobachtet und dafür sorgt, dass die Kläger nicht eingeschüchtert werden.
Das ?Nationale Solidaritätsforum“ ruft für den 28. und 29. August außerdem an verschiedenen Orten in Orissa zu Gedenktagen für die Opfer auf.
(fides – jm)
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