Frieden zwischen Eritrea und ?thiopien ?fast ein Wunder"
Anne Preckel und Giada Aquilino – Vatikanstadt
Erzbischof Menghesteab Tesfamariam von Asmara hat den äthiopischen Regierungschef am Montag zusammen mit anderen Vertretern Eritreas am Flughafen empfangen. Er wertet die symbolträchtige Umarmung zwischen dem Reformer-Premier Abiy Ahmed und dem eritreischen Präsidenten Isaias Afewerki als Hoffnungszeichen für ein Volk, das über Jahrzehnte unter den Spannungen zwischen beiden Ländern gelitten hat: ?Diese Umarmung war sehr bewegend, sehr schön. Tausende Menschen haben das Friedensabkommen auf den Straßen der Hauptstadt und in unserem Land gefeiert. Das grenzt fast an ein Wunder“, kommentierte der Erzbischof von Asmara und erstes Oberhaupt der Eritreisch-Katholischen Kirche, die Geste im Interview mit Pope.
Nach 20 Jahren Feindschaft zwischen den Nachbarländern hatten die Politiker Ahmed und Afewerki einen ?Friedens- und Freundschaftsvertrag“ unterzeichnet. Sie vereinbarten darüber hinaus eine Zusammenarbeit in allen Bereichen.
Der Vertrag zieht einen Schlusstrich unter einen der längsten Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent. Rund 80.000 Menschen waren dem Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea allein zwischen 1998 und 2000 zum Opfer gefallen. Auslöser war ein Grenzstreit gewesen, Spannungen und Militarisierung hielten danach bis heute an und trieben unzählige Menschen in die Flucht.
?Der erste Schritt wird sein, die diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen”, erläutert der Comboni-Missionar Efrem Tresoldi, Direktor der katholischen Online-Zeitschrift ?Nigrizia“, die Umsetzung des nun getroffenen Abkommens gegenüber Pope. ?Es wurde vereinbart, dass Äthiopien, das keinen Meerzugang hat, die eritreischen Häfen am Roten Meer nutzen kann. Und dann wird auch der Rückzug der äthiopischen Truppen aus der Grenzregion erwartet. Ihre Präsenz war ja der Grund für die Spannungen und den bewaffneten Konflikt zwischen 1998 und 2000.“
Eritrea galt bis heute als eines der repressivsten und isoliertesten Länder der Welt. Nach dem Friedensschluss mit Äthiopien deutete die UNO jetzt an, dass Strafmaßnahmen gegen das afrikanische Land nun überflüssig werden könnten.
Eritrea hofft auf die Abschaffung des unbefristeten Wehrdienstes
Pater Tresoldi hofft, dass der Pakt sich jetzt positiv auf die konkreten Lebensumstände der Bevölkerung in beiden Ländern auswirken wird. So könnte in Eritrea jetzt zum Beispiel der lebenslang verpflichtende Militärdienst abgeschafft werden. Diesen hatte Eritrea aufrechterhalten, um für einen neuen Krieg gewappnet zu sein. Dazu Tresoldi:
?Da Äthiopien die in Algier unterzeichnete Friedensvereinbarung aus dem Jahr 2000 nicht anerkannte, sah Eritreas Präsident das Land in der Gefahr, jederzeit angegriffen werden zu können. Nach seiner Logik rechtfertigte diese Lage den unbefristeten Wehrdienst. Der war aber einer der Hauptgründe, warum so viele junger Eritreer auswanderten. Sie sahen keine Hoffnung für ihre Zukunft, weil sie in jedem Moment zu den Waffen gerufen werden konnten und sich kein eigenes Leben aufbauen konnten.“
Mit dem Friedensschluss könnte sich damit auch der Migrationsfluss verändern, denn hunderttausende Eritreer haben in den vergangenen Jahren das Land verlassen. Sie fanden etwa in Äthiopien Schutz, machten sich aber auch auf den Weg nach Europa.
Der neue äthiopische Ministerpräsident hatte die Aussöhnung mit Eritrea nach seinem Amtsantritt im April eingeleitet und Reformen wie die Öffnung seines Landes angekündigt. Bereits im Juni hatte eine Delegation aus Asmara Addis Abeba besucht.
Kann das Abkommen die Region stabilisieren?
Papst Franziskus hatte sich am 1. Juli beim zuversichtlich über die von beiden Konfliktparteien begonnenen Friedensgespräche geäußert: ?Möge dieses Treffen ein Licht der Hoffnung für diese beiden Länder am Horn von Afrika und für den ganzen afrikanischen Kontinent entzünden“, sagte Franziskus.
Das katholische Hilfswerk missio begrüßte den Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea als ?wichtigen Schritt in eine bessere Zukunft“. Das Abkommen könne die gesamte ostafrikanische Region stabilisieren, zeigte sich missio-Präsident Klaus Krämer am Dienstag in Aachen zuversichtlich. Krämer hofft in diesem Kontext auch auf eine Verbesserung der Lage der Flüchtlinge an der äthiopisch-eritreischen Grenze. Positiv hob er die Vermittlungsbemühungen der katholischen Kirche in beiden Ländern hervor: Trotz des Konfliktes und widriger Bedingungen hätten die Kirchenvertreter sich in den vergangenen Jahrzehnten weiter getroffen und den Kontakt nie abreißen lassen, so der missio-Präsident.
Die katholische Kirche in Eritrea hat einen Gebetsaufruf gestartet, um die Umsetzung des Friedensabkommens bis Mitte August geistlich zu begleiten.
(vatican news/missio – pr)
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