Kardinal Gugerotti: Friede ist ein zartes Gew?chs - Heiliges Jahr auch Ostkirchen wichtig
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Papst Franziskus schickt Kardinal Gugerotti nach Syrien, das nach dem Ende des Assad-Regimes vor einer Neuordnung steht, um den Menschen vor Ort ?die Zuneigung und Unterstützung der gesamten katholischen Kirche" sowie natürlich die Nähe des Papstes auszudrücken. Das erklärte der Vatikan bei Bekanntgabe der Reise am Mittwoch. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften spielen beim Übergang in Syrien eine wichtige Rolle. Der Papst hoffe, ?dass die Beschränkungen, die die Syrer ins Elend geführt und zu einer dramatischen Auswanderung ermutigt haben, endlich beseitigt werden“, und rufe ?zum Wiederaufbau eines friedlichen Landes auf, dessen Wohlstand von allen seinen Bestandteilen unter Achtung der Freiheit, der Würde der Menschlichen Person und der Vielfalt gewährleistet wird, beginnend mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung“, heißt es im Vatikan-Statement zu Gugerottis Reise. Im Interview mit Radio Vatikan äußert sich der Präfekt des Ostkirchendikasteriums mit Blick auf Syrien - und auf die seit Sonntag geltende Waffenruhe in Gaza:
?Ich glaube, diese Ereignisse sind Ausdruck einer ,unmöglichen Hoffnung' - ich meine, es sind kleinen Zeichen, Möglichkeiten, wieder Mut zu schöpfen. Wie es weitergeht, ist schwer zu sagen. Aber es gibt Wurzeln des Guten, die weiter wachsen können. Wir hoffen, dass das Gute - wie auch Papst Franziskus immer wieder betont - über das Böse siegen wird."
Friede ist ein zartes Gewächs
In Syrien begleitet der Apostolische Nuntius, Kardinal Mario Zenari, Kardinal Gugerotti. Besuchen wollen sie Damaskus, Aleppo und Homs und Vertreter der verschiedenen mit Rom unierten katholischen Ostkirchen treffen. Außerdem nehmen sie an der Vollversammlung der katholischen Bischöfe des Landes in Homs teil. Die Zukunft des Landes lasse sich aktuell nicht vorhersagen: Friede sei ein zartes Gewächs, verdeutlicht der Präfekt des Ostkirchendikasteriums anhand eines Bildes:
?Es ist die Einladung, zu versuchen, in der Wüste den Boden für das Wachstum sehr empfindlicher Pflanzen zu bereiten. Das ist sicher möglich, wie die jüngsten Ereignisse zeigen. Das kann dann auch Früchte tragen. Ich wiederhole aber, dass diese Pflanzen und Früchte sehr zart und empfindlich sind. Wie lange sie überleben, welchen Ereignissen sie widerstehen können, das ist unmöglich vorherzusagen, denn in jeden Krieg ist immer die ganze Welt involviert."
Keine Zeit für theologische Scharmützel
Kardinal Gugerotti betont im Interview mit uns auch, dass die Einheit der Christen (die katholische Kirche begeht derzeit die Gebetswoche dazu) besonders in schwierigen Situationen elementar sei:
?Auf den Unterschieden der Kirchen herumzureiten und Gegensätze zu den Ostkirchen zu betonen und die inner-orthodoxen Konflikte und Spaltungen, ist ein Luxus, wir uns heute nicht leisten können, da wir ums Überleben kämpfen. Wir müssen jetzt gemeinsam handeln, als Christen, denn wir wissen nicht, ob uns das Überleben als Christen garantiert wird. Wir wissen es nicht. Deshalb ist keine Zeit für theologische Scharmützel: Es ist Zeit für eine Solidarität des Überlebens"", so der flammende Appel des Kirchenmanns.
Heiliges Jahr der Hoffnung
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