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Das Team der Apostolischen Vatikanischen Bibliothek 1936, vorne in der Mitte: Tisserant und Mercati Das Team der Apostolischen Vatikanischen Bibliothek 1936, vorne in der Mitte: Tisserant und Mercati 

Judenverfolgung: Vatikanische Bibliothek bot Schutz

In der Apostolischen Bibliothek des Vatikans wirkten vor und w?hrend des II. Weltkriegs Pers?nlichkeiten, die sich der antisemitischen Politik des Nazi-Faschismus widersetzten. Juden aus Italien, Deutschland und Frankreich fanden dort Zuflucht. Der emeritierte Pr?fekt der Bibliothek, Cesare Pasini, erinnert im Gespr?ch mit uns an das Engagement der Kardin?le Giovanni Mercati und Eugène Tisserant.
Kardinal Giovanni Mercati
Kardinal Giovanni Mercati

Paolo Ondarza und Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Beide Kirchenmänner hätten sich der antisemitischen Politik widersetzt, sie ?handelten konkret, um Hilfe zu leisten“, so Pasini. Beide erhielten 1936 von Pius XI. die Kardinalswürde. Mercati, der den amtierenden Papst Pius XI. seit Jahrzehnten kannte und mit seiner Linie übereinstimmte, nahm aktiv Kontakt zu jüdischen Wissenschaftlern aus Italien und Deutschland auf und bemühte sich, ihnen die Flucht in die USA zu ermöglichen. Sein Engagement blieb außerordentlich diskret: ?Er zeigte nicht, was er tat, war aber ein großzügiger Mensch“, so Pasini.

?Er zeigte nicht, was er tat, war aber ein großzügiger Mensch“

Tisserant als ?Gerechter unter den Völkern"

Eugène Tisserant, der nach dem Krieg Kardinal Mercati als Leiter der Bibliothek ablöste, erhielt 2020 posthum den Titel ?Gerechter unter den Völkern" vom Holocaust-Gedenkzentrum Yad Vashem. Der französische Kardinal, ein Mann von großer Kultur, Kenner der altorientalischen Sprachen und der Archäologie, setzte sich während des Zweiten Weltkriegs dafür ein, dass Juden der rassistischen Verfolgung entkommen konnten, indem er sie versteckte, sie in der Vatikanbibliothek beschäftigte oder ihnen Visa verschaffte. Er setzte sich sowohl für die französischen Juden ein, die nach dem Einmarsch der Deutschen in die freie Zone nach Italien flüchteten, als auch für die italienischen Juden während der rassistischen Verfolgung von 1938 bis 1944 und insbesondere nach dem Einmarsch Hitlers in Italien im Jahr 1943, aber auch für die deutschen Juden, die gezwungen waren, aus ihrem Land unter Hitler zu fliehen.

Das Team mit Namen
Das Team mit Namen

Zu den Personen, denen der Kardinal helfen konnte, gehörte Guido Mendes, Direktor des jüdischen Krankenhauses in Rom, der aufgrund der Rassengesetze seine Stelle verlor. Ihm verlieh Tisserant als Sekretär der Heiligen Kongregation der Orientalischen Kirchen und unter offener Missachtung der italienischen Regierung eine Ehrenmedaille für die Behandlung mehrerer an Tuberkulose erkrankter Studenten aus Nahost. Der Kardinal bemühte sich um Visa für die gesamte Familie Mendes, er half auch dem Rabbiner Nathan Cassuto, den Professoren Giorgio Levi Della Vida und Aron Friedman und beherbergte in seinem römischen Haus in der Via Po unter erheblichen Gefahren zwei jüdische Familien bis zum Kriegsende.

Das Tagebuch von Giorgio Levi Della Vida

Der jüdische Orientalist Levi Della Vida hielt in seinen Tagebüchern fest, wie konkret die Hilfe war, die er in der päpstlichen Bibliothek erhielt. ?Er wurde in den Vatikan gebracht und erhielt hier einen bezahlten Arbeitsauftrag, nachdem er sich geweigert hatte, den berühmten Treueeid auf den Faschismus zu unterschreiben, noch vor den Rassengesetzen“ von 1938, so Pasini. ?Giorgio Levi Della Vida schätzte Tisserant sehr, er beschrieb auch mit Offenheit einige Aspekte seines starken Charakters, der manchmal ruppig war, aber er erkannte, dass Tisserant ein Mensch von auserlesener Güte war“.

Der Ferienmonat und die Mutter

So habe der Kardinal dem jüdischen Intellektuellen in wirtschaftlich schmalen Zeiten auch im Vatikan das Gehalt erhöht, erklärte Pasini. ?Nicht nur das: Der Professor erzählte, dass Tisserant ihn eines Tages einlud, einen Monat Urlaub zu nehmen, obwohl der Arbeitsvertrag dies nicht vorsah. Während des Monats, in dem Levi Della Vida abwesend war, nahm Tisserant die Mutter des Professors bei sich auf, die ihm unendlich dankbar war“.

Kardinal Tisserant - nicht immer freundlich, aber äußerst integer
Kardinal Tisserant - nicht immer freundlich, aber äußerst integer

Deckname ,Minerva'

Um Tisserant herum bildete sich innerhalb und außerhalb der vatikanischen Mauern ein regelrechtes Geheimnetz, um Leben zu retten, so Pasini: Der Kardinal trug den Decknamen ?Minerva“, angelehnt an seinen Kardinaltitel ?Santa Maria Sopra Minerva“. Auch zu wirklich risikoreichen Aktionen griff der Kardinal. So schmuggelte er den jungen französischen Juden Miron Lehner in den Vatikan, versteckt im Kofferraum seines Autos. Die Lateranverträge von 1929, die den Vatikan zu einem vollständig souveränen Staat gemacht hatten, ermöglichten diese und andere Rettungsaktionen im Papststaat.

Ein humanistischer Auftrag

Das Verstecken verfolgter Juden vor und während des Zweiten Weltkriegs war eine konsequente Entscheidung, die mit der humanistischen Berufung der Bibliothek im Einklang stand, erklärte Pasini. Die Institution wurde 1451 von Papst Nikolaus V. gegründet und war stets der Bewahrung von Kultur und Menschenwürde verpflichtet. ?Die Apostolische Bibliothek des Vatikans entstand in der humanistischen Epoche“, so der emeritierte Präfekt. ?Humanismus bedeutet, dem Menschen und seiner Würde Aufmerksamkeit zu schenken. Wer diesen Reichtum in sich trägt, handelt entsprechend.“

(vatican news – gs)

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27. Januar 2025, 17:11