Sch?nborn: ?Meine Synodenerfahrung: Kirche geht Richtung Süden“
Frage: Herr Kardinal, das ist nach menschlichem Ermessen Ihre letzte Synode hier. Es ist keine Bischofssynode mehr, sondern eine Synode neuen Zuschnitts. Wenn Sie auf diesen Prozess schauen, die Entwicklung der Synode, die gleichzeitig eine Entwicklung der Kirche ist – hin zu einem neuen Horizont – was ist es für Sie, das sich da abzeichnet?
Kardinal Schönborn: Es ist ein Weg. Das Wort Synode, ?synodos“, bedeutet ja ?gemeinsamer Weg“. Die Kirche geht diesen gemeinsamen Weg durch alle Jahrhunderte. Sie hat das Zweite Vatikanum als einen großartigen Weg erlebt, mit vielen Hindernissen, vielen Stolpersteinen. Und sie geht seither weiter. Ich erinnere mich an meine erste Synode 1985, vor fast 40 Jahren, damals noch als Theologe. Da war das Konzil gerade 20 Jahre her. Jetzt sind es 60 Jahre her. Der Weg geht weiter, und die Kirche wächst. Die Kirche geht durch große Prüfungen, Verfolgungen, auch durch schmerzliche Erfahrungen wie den Missbrauchsskandal. Aber die Kirche ist auf dem Weg. Und für mich ist die Erfahrung auf dieser Synode, meiner letzten, die: Die Kirche geht Richtung Süden. Die Kirche entwickelt sich sehr stark in der südlichen Hemisphäre. Das tröstet mich auch darüber hinweg, dass wir in Europa und in der westlichen Welt eine Zeit des Schrumpfens erleben.
Frage: Meinen Sie, dass die Synode in diesem neuen Zuschnitt das Konzil ablöst als Instrument der Weltkirche?
Kardinal Schönborn: Das glaube ich nicht. Denn Synode und Konzil sind zwei grundlegend verschiedene Zugänge. Ein ökumenisches Konzil ist etwas ganz Großes, ganz Außergewöhnliches. Das findet vielleicht alle 100 Jahre statt. Eine Synode hingegen ist eine regelmäßige Form. Nach Kirchenrecht könnten die Synoden viel häufiger sein. Seit dem Konzil, also seit 60 Jahren, sind wir an die Bischofssynode gewöhnt. Diese hat jetzt eine zusätzliche Ausweitung erfahren durch die Teilnahme von Christinnen und Christen, die als Getaufte daran teilnehmen. Die Synode wird sich weiterentwickeln.
Die Fragen stellte Gudrun Sailer.
(vatican news – gs)
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