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Menschen in der indischen Stadt Amritsar, im April letzten Jahres Menschen in der indischen Stadt Amritsar, im April letzten Jahres  (AFP or licensors)

Vatikan: „Der Mensch ist kein Hindernis für Entwicklung“

Der Vatikan warnt davor, „die µþ±ð±¹Ã¶±ô°ì±ð°ù³Ü²Ô²µ als ein Problem zu betrachten, das ‚gelöst‘ werden muss“. Das sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO, Erzbischof Gabriele Caccia, am Montag vor der UNO in New York.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Vatikan-Diplomat äußerte sich zu einem heiklen Jubiläum: Vor dreißig Jahren hat in Kairo die UN-Konferenz zu Bevölkerung und Entwicklung stattgefunden. Damals wehrten sich der Vatikan und einige weitere Staaten vehement gegen die Anerkennung eines „Menschenrechts auf Familienplanung“ und gegen Pläne, künstliche Verhütung als legitimes Mittel zur Reduzierung der Überbevölkerung des Planeten zu bezeichnen.

Der auf der Konferenz von 1994 verabschiedete Aktionsplan, den eine Folgekonferenz fünf Jahre später bestätigte, stellte zwar einen breiten Konsens unter Staaten, NGOs und Entwicklungshelfern her. Er wurde jedoch vom Vatikan und auch einigen Ländern mit islamischer Bevölkerungsmehrheit nur teilweise akzeptiert.

Erzbischof Caccia
Erzbischof Caccia

Zitate aus dem Kairoer Aktionsplan

Auf diese Vorgeschichte ging Caccia am Montag nicht genauer ein. Stattdessen würdigte er die Kairoer Konferenz als einen „wichtigen Meilenstein für das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Bevölkerung und Entwicklung“. Dann zitierte er aus dem Aktionsplan von 1994, dass der Mensch kein Hindernis für Entwicklung bedeute, sondern vielmehr in den Mittelpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung gehöre. „Der Heilige Stuhl schließt sich diesem Grundsatz der Konferenz von Kairo weiterhin an“, so der Erzbischof.

Caccia würdigte, dass die internationale Gemeinschaft mittlerweile mit der sogenannten Agenda 2030 in Sachen Entwicklung und Armutsbekämpfung „eine gemeinsame Vision“ vor Augen habe. Doch habe sich die Debatte über die Weltbevölkerung „zurückentwickelt“, weil „viele versuchen, die Bevölkerung als ein Problem zu betrachten, das ‚gelöst‘ werden muss“. Als Beleg dafür verwies er auf ein „Drängen auf Abtreibung“ und die Bemühungen vieler Akteure, Abtreibung als Mittel zur Reduzierung der Überbevölkerung darzustellen. Das sei, so Caccia, „nicht nur ein schädliches Missverständnis des Aktionsplans, sondern der Entwicklung im weiteren Sinne“. Es führe auch zu einer „Aushöhlung der Achtung vor der Heiligkeit des menschlichen Lebens und der unveräußerlichen Würde der menschlichen Person“.

Neugeborenes Baby in China - Archivbild von 2011
Neugeborenes Baby in China - Archivbild von 2011

„Menschen sind die wichtigste und wertvollste Ressource jeder Nation“

Ein weiteres Mal zitierte der Vatikan-Diplomat aus dem Aktionsplan, um die Haltung des Heiligen Stuhls zu bekräftigen, dass nämlich die Menschen „die wichtigste und wertvollste Ressource jeder Nation“ seien. Caccia wörtlich: „An diesem dreißigsten Jahrestag ist es entscheidend, die Vorstellung zurückzuweisen, dass Bevölkerungskontrolle der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung ist. Stattdessen muss sichergestellt werden, dass alle Männer, Frauen und Kinder die Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial zu entfalten.“

Ein Jahr nach Kairo verfasste Johannes Paul seine Lebens-Enzyklika

1994 hatte Papst Johannes Paul II. , man dürfe nicht „Bevölkerungsfragen im Sinne von individuellen ‚sexuellen und reproduktiven Rechten‘ oder gar von ‚Frauenrechten‘formulieren“. Auch dürfe man nicht die Freiheit von Eltern beschneiden, „verantwortlich und ohne sozialen oder rechtlichen Druck über die Zahl ihrer Kinder zu entscheiden“. „Es sollte nicht die Absicht der Regierungen oder anderer Stellen sein, für die Paare zu entscheiden, sondern vielmehr die gesellschaftlichen Bedingungen zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, im Lichte ihrer Verantwortung angemessene Entscheidungen zu treffen.“

Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1995
Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1995

 

Ein Jahr nach der Konferenz von Kairo veröffentlichte Johannes Paul , in der er mit Blick auf das Bevölkerungswachstum eindringlich vor einer „geburtenfeindlichen Politik“ warnte. Empfängnisverhütung, Sterilisation und Abtreibung seien „Angriffe gegen das Leben“. Dahinter stehe die Angst „vieler Mächtiger der Erde…, dass die kinderreicheren und ärmeren Völker eine Bedrohung für den Wohlstand und die Sicherheit ihrer Länder darstellen“ (Nr. 16). 

Nach UNO-Angaben ist die Weltbevölkerung im November 2022 über die Schwelle von acht Milliarden Menschen angewachsen. Zum Jahr 2050 wird ein weiteres Wachstum auf etwa 9,7 Milliarden Menschen erwartet. Die bevölkerungsreichsten Länder der Welt sind China, Indien, die USA und Indonesien.

(vatican news)
 

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30. April 2024, 10:35