?Castel Gandolfo 1944“: Als die Papstresidenz zum Flüchtlingslager wurde
Silvia Kritzenberger und Paolo Ondarza - Vatikanstadt
Über 500 Tote, darunter Ordensfrauen und Kinder. Hunderte Verletzte. Mit Schwarzweiß-Fotos, Archivfilmen, Schriften und Gegenständen aus der damaligen Zeit rücken die Vatikanischen Museen und die Direktion der Päpstlichen Villen in der Gedenkausstellung ?Castel Gandolfo 1944“ ein dramatisches Jahr wieder ins Rampenlicht, das voller Angst, aber auch Hoffnung war.
Ein Zeugnis der Fürsorge, die Papst Pius XII. Kriegsflüchtlingen zukommen ließ, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Religion oder politischen Überzeugung: Die Ausstellung ?Castel Gandolfo 1944“, die am 10. Februar 2024 ihre Tore öffnete, soll an den ?langen Winter“ 1944 erinnern, als in den Päpstlichen Villen und der Sommervilla Propaganda Fide 12.000 Menschen Zuflucht fanden, die vor den Bombenangriffen auf die Ewige Stadt geflohen waren.
Hilfe für Menschen in Not
Doch das Unglaubliche geschah. Nur 14 Tage später wurde selbst diese Hoffnung zunichte gemacht. Die Bomben trafen auch das als sicher geltende exterritoriale Gebiet, das in wenigen Tagen zu einer ?Flüchtlingsstadt“ wurde. Menschen, die in den Zimmern und Sälen, auf den Treppen, in Zelten, Baracken und Hütten untergebracht waren oder zwischen den Brunnen und Rosengärten der üppigen Gärten der Papstresidenz kampierten. Und möglich geworden war all das dank der Koordinierung, die Monsignor Giovanni Battista Montini, der spätere , und der Direktor der Päpstlichen Villen, Emilio Bonomelli, auf Geheiß von Pius XII. vorgenommen hatten.
Die 36 Kinder, die im Bett des Papstes geboren wurden...
Am 10. Februar 1944, gegen 9.15 Uhr, wurden das ?Collegio di Propaganda Fide“ und Villa Barberini bombardiert. Die Zahl der Opfer konnte nie genau ermittelt werden, aber es wird geschätzt, dass mehr als 500 Zivilisten dabei ihr Leben verloren. Darunter viele Familien und Ordensleute. Die päpstliche Sommerresidenz wurde kurzerhand in ein improvisiertes Krankenhaus verwandelt, um die Verwundeten zu versorgen. Die Nächstenliebe Pius' XII. ging so weit, dass er auch private Zimmer - ja sogar seine eigene Wohnung - für die Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung stellte. Im Schlafzimmer des Papstes wurden in diesen Monaten 36 Kinder geboren. Darunter auch Zwillinge, denen die Eltern zu Ehren des Pontifex die Namen "Eugenio Pio" und "Pio Eugenio" gaben.
Eine historische Ausstellung von großer Aktualität
?Es war ein dramatisches Jahr, aber auch ein Jahr der Hoffnung“, ließ Barbara Jatta, Direktorin der Vatikanischen Museen, bei der Pressekonferenz zur Ausstellung den ?langen Winter“ 1944 Revue passieren. ?So viele Babys wurden im Bett des Papstes geboren! Die Ausstellung erzählt von den Tausenden und Abertausenden von Evakuierten, die hinter den Mauern dieser Orte aufgenommen und verpflegt wurden, die laut den Lateranverträgen zum Heiligen Stuhl gehörten - also neutral waren in dem Kriegskonflikt, der Europa zerriss, aber dennoch Teil des Schmerzes und der Dramatik jener Zeit.“
Exsul familia: Magna Charta der Fürsorge der Kirche für Menschen auf der Flucht
Als nach jenen dramatischen Tagen die Vertreibungen begannen, ordnete Pius XII. die Einrichtung eines ?Büros für die spirituelle Sorge der Emigranten“ an. Die denkwürdigen Worte, die der Papst am 12. März 1944 an die Kriegsflüchtlinge in Rom richtete, werden in der Ausstellung im Originalton und -text mit handschriftlichen Korrekturen dokumentiert. Von derselben Fürsorge für Menschen in Not getrieben, veröffentlichte Papst Pius XII. nach dem Krieg - im Jahr 1952, als es in Europa etwa 12 Millionen Vertriebene gab - die Apostolische Konstitution über die geistliche Betreuung von Zuwanderern.
Wichtige Info
Der Besuch der Ausstellung ist in der Eintrittskarte zum inbegriffen, die Sie auf der offiziellen erwerben können.
(vaticannews – skr)
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