Rund um die Synode: „Den Diakonat weiterdenken“
„Wir stellen uns - vor allem jetzt im Synodenprozess - einen synodalen, missionarischen Diakonat vor, einen Diakonat, der sich darauf konzentriert, an die Peripherie zu gehen und die gute Nachricht zu Menschen zu bringen, die in großer Not sind“, sagte uns Ellie Hidalgo, die Vizedirektorin von „Discerning Deacons“. „Ich denke da zum Beispiel an Menschen in Gefängnissen, in Haftanstalten für Einwanderer, in Flüchtlingslagern und Krankenhäusern... Es gibt einen großen Bedarf an diakonischen Amtsträgern, die das Herz Christi, des Dieners, haben und die sich um die Menschen kümmern und ihnen auf jede erdenkliche Weise dienen können.“
Liturgische und vor allem karitative Aufgaben
Die katholische Kirche kennt seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil drei Weihestufen: Diakone, Priester und Bischöfe. Im Gegensatz zu Priestern und Bischöfen können Diakone auch verheiratet sein. In diesem Fall handelt es sich um den sogenannten Ständigen Diakonat, ein eigenes kirchliches Amt, das haupt- wie nebenberuflich ausgeführt werden kann und bestimmte liturgische, vor allem aber auch karitative Aufgaben umfasst. Es ist also ein Dienst der Verkündigung mit Wort und Tat.
„Der Diakon bringt den Ambo auf die Straße und die Straße zum Ambo“, sagt mit einem Zitat des US-amerikanischen Diakons Bill Ditewig die 28-jährige Anna Robertson, die sich ebenfalls bei „Discerning Deacons“ engagiert. Sie verweist auf die Anfänge des Diakonats in der frühen Kirche: „Man entdeckte, dass die Witwen bei der täglichen Essensausgabe nicht berücksichtigt wurden. Also sagten die Verantwortlichen: Lasst uns einen eigenen Dienst schaffen, der dafür sorgt, dass das nicht passiert.“ Die Bewegung und Durchdringung von Zentrum und Peripherie, die im Diakonat wirkt, ist im Grundsatz synodal, also das, was der katholischen Kirche heute dabei helfen kann, sich neu auszurichten auf die Verkündigung hin. „Ich glaube also, dass wir uns in einer Phase der Erneuerung der Diakonie befinden“, erklärt Anna Robertson, „und zwar für uns alle, für unsere Berufung zur Diakonie als Christen und Christinnen und für den geweihten Dienst der Diakone in einer synodalen Kirche.“
Diakonat für Frauen?
Es war das Zweite Vatikanische Konzil, das den Ständigen Diakonat wiederbelebte. Fünf Jahrzehnte später könnten Gläubige in Westeuropa und Amerika, Nord wie Süd, sich vorstellen, den Diakonat auch für Frauen zu öffnen. De facto nehmen einige Katholikinnen in besonderen Situationen bereits heute diakonale Aufgaben wahr, in Amazonien und anderswo. Ellie Hidalgo, die kubanische Wurzeln und eine theologische Ausbildung hat, half zwölf Jahre lang in einer von vielen Latinos besuchten Pfarrei in Los Angeles aus.
„In der Gemeinde waren fünf der sechs Messen am Sonntag auf Spanisch. Und dann fragte mich der neue Priester, der kaum Spanisch konnte: ,Könntest du helfen, Sonntagsandachten zu halten? Das Volk Gottes braucht Nahrung.´ Da wurde mir wirklich klar: Ja, das Volk Gottes braucht die Nahrung des Wortes Gottes. So konnte ich einige Überlegungen zum Evangelium teilen, aber ich war dafür ausgebildet worden. Ich hatte einen Master-Abschluss in Pastoraltheologie.“ Für Ellie Hidalgo tun sich an dieser Stelle wichtige Fragen auf. „Gibt es einen Punkt, an dem die Kirche einfach nur die geschenkten Gaben anerkennen muss? Wie oft sehen wir Pfarrer, die Frauen der Gemeinde bitten, bei vielen Dingen zu helfen, einschließlich der Diakonie in einer Gemeinde, dem Besuch von Krankenhäusern, Gefängnissen und Menschen in großer Not: Inwieweit müssen wir einfach nur anerkennen, was Frauen bereits tun? Und dann erwägen, ihnen die Gnade zu geben, die das Sakrament bietet, die Gnade, mit Gottes Unterstützung viele Jahre lang in ihrem Dienst weiterarbeiten zu können.“
Die Unterscheidung geht weiter
Auf Anregung von Ordensoberinnen aus aller Welt setzte Papst Franziskus zwei Kommissionen ein, die die Frage des Frauendiakonats untersuchten. Sie kamen allerdings nicht zu einheitlichen Schlüssen, die Ergebnisse blieben unveröffentlicht. Die Unterscheidung geht also weiter. Auch bei der Synode. In den Synodenberichten aus den Kontinenten war die Frage des Frauendiakonats präsent, sie kommt deshalb auch in der Synodenaula auf.
„Und so zählen wir jetzt darauf, dass die Synode darüber nachdenkt und Fragen entwickelt, die uns das nächste Jahr begleiten“, so Ellie Hidalgo. Die Synode werde keine Entscheidung treffen, sie könne aber den Gemeinden und Bistümern Fragen mit auf den Weg geben, die sie gemeinsam bis zur Synodensitzung im Oktober 2024 vertiefen können. „Könnten wir uns vorstellen, dass Frauen zum Diakonat geweiht werden? Welche seelsorgerischen Bedürfnisse können wir feststellen, die dadurch möglicherweise gestillt werden könnten? Welche Bedenken würden die Menschen haben? Sind die Menschen vor Ort dafür bereit? Es gibt gute Fragen, die gestellt werden könnten, und wir hoffen, dass sie gestellt werden.“
Der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE, der litauische Erzbischof Gintaras Grusas, hatte zuletzt bekräftigt, dass sich bei der Synode eine „viel weitere Debatte“ jenseits des Ja-Nein-Schemas zum Frauendiakonat entwickelt habe. Auch neue Dienste für Frauen seien „Teil der Debatte“, bekräftigte Grusas. Allerdings verwies er darauf, dass das erhoffte Ergebnis der Synode mehr Synodalität in der Kirche sei und nicht eine Entscheidung in diesem oder jenem Reformanliegen. Fragen wie die über die Rolle der Frau in der Kirche „gehen nicht weg, sie gehören zum Leben der Kirche“, räumte Grusas ein. „Aber die Synode versucht nicht, lehrmäßige oder dogmatische Beschlüsse zu fassen.“
(vatican news – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.