Deutsches Pilgerzentrum Rom: Willkommen und Abschied
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der Chef-Wechsel wurde am Dienstagabend mit einer Messfeier und einem Empfang in Rom vollzogen. Paderborns Weihbischof Matthias König war dazu aus Deutschland angereist; er würdigte Werner Demmel als begnadeten Seelsorger.
Demmel, der früher lange in der Krankenhausseelsorge gearbeitet hat, war zehn Jahre lang der Haupt-Ansprechpartner für deutsche Pilger in Rom. Im Gespräch mit uns sagte er am Dienstag:
?Als ich vor zehn Jahren gefragt wurde, ob ich das Pilgerzentrum übernehmen könnte oder wollte, hatte ich keine Vorstellung, was auf mich zukommt – aber in den ersten zwei Monaten ist mir sehr schnell klargeworden: Das wird eine größere Baustelle werden. Allerdings muss ich sagen, mit Gottes Hilfe und mit viel Wohlwollen der Mitarbeiter ist es gewachsen in all den Jahren; es wurde immer vielfältiger und größer im Angebot und es war einfach schön, etwas wachsen zu sehen… bis Corona kam.“
Corona bedeutete einen ?groben Einschnitt“
Die Corona-Pandemie bedeutete einen ?groben Einschnitt“. Die Mitarbeiter im Pilgerzentrum, das gegenüber der Engelsburg in der Nähe des Vatikans liegt, hätten damals ?Angst gehabt, ob es danach überhaupt weitergeht“. Doch Pfarrer Demmel findet, dass man diese Probe ?gut überwunden“ habe: Seit diesem Jahr sei es im Pilgerzentrum ?fast wieder wie vor Corona“.
?Es ist viel gewachsen – und natürlich war es auch mein Kind, das Pilgerzentrum. Die Vielfältigkeit des Arbeitens hier, der Kontakt mit vielen Menschen, vielen Gruppen, Menschen unterschiedlicher Couleur, die oft mit Kirche gar nichts mehr am Hut hatten… Es hat einfach viel Spaß gemacht. Die Offenheit, die Ehrlichkeit. Zu merken, die Leute sind berührt von der Begegnung, von der Herzlichkeit der Aufnahme hier im Pilgerzentrum.“
Unser ?adoptierter“ Seelsorger
Pfarrer Demmel engagierte sich weit über das ?Verwaltungstechnische“ hinaus: Er feierte Gottesdienste mit Gruppen, kommentierte für Radio Vatikan in deutscher Sprache Angelusgebete oder Messfeiern des Papstes – und wurde von unserem deutschsprachigen Programm von Radio Vatikan als unser Seelsorger sozusagen ?adoptiert“. Während der Corona-Pandemie nahm er Fürbitten und Gebetsanliegen unserer Hörerinnen und Hörer entgegen und feierte in diesen Intentionen täglich eine Messfeier.
?Das hat mich sehr berührt; ich hätte nie gedacht, dass das so angenommen wird. Und das war eine spontane Idee von Radio Vatikan: Du, das wäre doch eine tolle Sache, wenn man das bei uns anbieten könnte für Menschen, die jetzt keinen Gottesdienst mehr erleben in ihrer Heimatgemeinde, weil die Kirchen zu sind, weil kein Gottesdienst gefeiert werden darf. Zu wissen: Da in Rom denkt einer an uns, nimmt unser Anliegen, unsere Sorgen mit in den Gottesdienst hinein… Es war eine großartige Erfahrung, wie offen die Leute waren und wie anhänglich, muss man fast sagen. Mit einigen stehe ich seit dieser Zeit immer noch im Austausch…“
Pfarrer Demmel verlässt Rom noch nicht sofort, denn er will seinem Nachfolger Christian Böck noch einige Monate lang beim Einarbeiten helfen. Er selbst habe vor zehn Jahren niemanden gehabt, den er mal etwas hätte fragen können, so Demmel; das soll dem neuen Leiter des Pilgerzentrums nicht passieren. ?Ich bin dankbar, dass ich noch da sein kann und sehe, es geht in gute Hände und geht weiter…“
Außerdem leitet Demmel im Moment noch das Gästehaus der Deutschen Bischofskonferenz auf dem Gianicolo-Hügel am Vatikan. Im April oder Mai nächsten Jahres aber will er (?Ich werde nächstes Jahr siebzig!“) dann nach Deutschland in den Ruhestand gehen.
Böck will Seelsorger bleiben
Neuer Leiter des Pilgerzentrums: Christian Böck, seit 25 Jahren Priester. ?Ich trete meine neue Aufgabe hier schon mit einem Gefühl der Ehrfurcht und des Verantwortungsbewusstseins an für die Aufgabe, die mir anvertraut wurde. Aber auch mit Freude über die neue Herausforderung und mit Zufriedenheit.“
Zuletzt war Böck Pfarrer in Fürstenzell im Bistum Passau – und Seelsorger will er auch im deutschen Pilgerzentrum bleiben, will etwas von seiner Pfarrerfahrung mit an den Tiber bringen.
?Vor allem, wie man auf die Leute zugeht… vor allem auch die Geschichten, die man von den Menschen hört in der Pfarrei… Dieses offene Ohr möchte ich mir bewahren – für die Menschen, für die Geschichten, die hier kommen. Ich habe jetzt hier schon einige Menschen kennengelernt, die das Büro aufsuchen, und viele wollen aus ihrem Leben erzählen. Von Schönem, aber oft auch aus den schweren Stunden. Das sind ja oft auch die Anlässe für eine Wallfahrt nach Rom.“
Böck ist kein Anfänger in der Ewigen Stadt: ?Ich war als Student hier im sogenannten Freisemester und habe zwei Semester an der Gregoriana Theologie studiert. Dabei wohnte ich am ?Collegio Teutonico‘, besser bekannt als Campo Santo.“ Jetzt hingegen ist es ein Gebäude im Komplex der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell’Anima, das ihn beherbergt.
Was das Schönste und was das Schlimmste an Rom ist? ?Fangen wir mit dem Positiven an! Das Schönste an Rom ist, dass man unendlich viele Menschen trifft aus allen Nationalitäten. Und natürlich die Architektur, die Geschichte. Das ist das Schönste an Rom. Das Schlimmste an Rom ist das Chaos, das einem oft begegnet; das ist man als Deutscher so gar nicht gewohnt, diese Ungeordnetheit…“
Im deutschsprachige Pilgerzentrum in Rom können Interessierte beispielsweise Freikarten für Generalaudienzen oder Messen mit dem Papst auf dem Petersplatz reservieren. Auch unterstützt das Zentrum deutschsprachige Pilgergruppen bei der Organisation und Koordination ihrer Reise nach Rom oder ermöglicht spezielle Gottesdienste in römischen Kirchen. Träger des Pilgerzentrums ist das Katholische Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz; als Verantwortlicher dafür firmiert von Seiten der Bischofskonferenz Weihbischof König.
(vatican news)
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