Krajewski in Cherson: ?Wir sollten uns nicht an den Krieg gew?hnen“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Seit wenigen Stunden befindet sich Kardinal Konrad Krajewski in Cherson. Krajewski ist zum sechsten Mal vom Papst in die Ukraine gesandt worden, um der durch den Krieg und seine Folgen verwundeten Bevölkerung Hilfe und Trost zu bringen. ?Eine evangelische Expedition“, nannte Kardinal Krajewski seine Solidaritätsreise in einer an Radio Vatikan/Pope gesendeten Sprachnachricht.
In der südukrainischen Stadt, in der in den letzten Wochen der Staudamm von Kachowka zerstört wurde, was zur Überschwemmung von mehr als 80 Dörfern und Städten, zur Verwüstung von 20.000 Hektar Ackerland und zum Auslaufen von mehr als 150 Tonnen Öl führte, traf der Kardinal mit einem Lastwagen voller Lebensmittel und vor allem Medikamenten ein. Die meisten Hilfsgüter stammten hauptsächlich aus Korea und es mehr als 100.000 gefriergetrocknete Suppen dabei. Die Güter wurden vom Vatikan, dem römischen Krankenhaus Gemelli und einer Solidaritätsinitiative aus Neapel gesammelt. Der Kardinal verließ Rom am 22. Juni und legte dabei 3.125 Kilometer zurück. ?So viele Straßen, so viele Kilometer“, sagt er.
Eine Nacht in Odessa
Krajewski verbrachte die Nacht in Odessa. Am Montag war er in Drohobytsch gewesen, in der Westukraine nahe der polnischen Grenze. Dort besuchte der Kardinal ein griechisch-katholisches humanitäres Zentrum, das Bedürftigen Hilfe und Unterkunft bietet. Er besuchte das Krankenhaus, das Zentrum für Alkoholiker und das Kinderzentrum, das jetzt in den Ferien Flüchtlinge aufnimmt.
Anschließend fuhr der Kardinal nach Mykolajiw weiter, wo er die katholische Gemeinde besuchte, die trotz des massiven russischen Bombardements noch immer offen und aktiv ist. Er blieb einige Stunden bei dem örtlichen Pfarrer: ?Letztes Mal konnte er nicht hinausgehen, jetzt konnte ich bei ihm bleiben“, so Krajewski. Er dankte ihm dafür, dass er nicht weggelaufen sei, dass er ?Widerstand“ geleistet und Mut bewiesen habe. Der Kardinal bedankte sich auch bei den Menschen und fügte an: ?Diejenigen, die nicht weggelaufen sind.“ Mit ihnen habe er mit den vom Papst geschenkten Rosenkränzen gebetet. Es sind Rosenkränze, die er als Geschenk mitgebracht hatte.
Begleitet wurde der vatikanische Almosenmeister von Bischof Jan Sobi?o, Weihbischof von Charkiw-Saporischschja. Gemeinsam hätten sie in Cherson, so Krajewski, ?sofort die Medikamente ausgeladen sowie Medikamente für die erste Hilfe“. Ein Arzt verteilte die Medikamente, dann seien die Krankenwagen gekommen, um die weiteren Arzneimittel an die verschiedenen Ambulanzen des Krankenhauses zu verteilen.
Alles ist geschlossen
Auf dem Programm stand auch ein Halt im Stadtzentrum: ?Es ist fast menschenleer, alles ist geschlossen“, bemerkte der Kardinal. ?Ab und zu haben wir Sirenen gehört, und als wir hereinkamen, wurden in der Tat Bomben geworfen. Einen Kilometer von uns entfernt sahen wir Rauch und Feuer, und auch heute Nacht wurde die Stadt angegriffen“, so Kardinal Krajewski. Trotzdem, so fügt er hinzu, ?gehen wir mit dem Pfarrer zu den Menschen, um mit ihnen zu reden und ganz konkrete Hilfe zu leisten“. An diesem Dienstagabend besucht Kardinal Krajewski die Ordensgemeinschaft der griechisch-katholischen Basilianer: ?Wir werden ihnen Trost spenden und die Umarmung des Papstes bringen, um ihnen zu sagen, dass er an sie denkt und dass kein Tag ohne ein Gebet für die Ukraine und die Leidenden vergeht.“
Der Kardinal wird in den kommenden Tagen viel reisen: ?Zwei Tage werden wir in Cherson bleiben und dann vielleicht nach Kyiv fahren. Ich werde mich mit den Gemeinden treffen, denn auch wir erhalten so viel, so viel von diesen Menschen.“ Der letzte Teil der Mission wird in Lemberg stattfinden, einer Stadt, die er auch bei seinen anderen Reisen in die Ukraine immer wieder besucht hat: ?Dann sind es noch so viele Kilometer und auf dem Rückweg, wer weiß, wie viele Begegnungen und Gebetsmomente es noch geben wird“, so Kardinal Krajewski.
Es gebe keine Termine für seine Rückkehr, nur ein Ziel: dasselbe wie bei den vorherigen Reisen und zwar ?im Namen des Heiligen Vaters bei diesen Menschen zu sein“. Es sei nicht nötig, viel zu sagen, es reiche, ?einfach da zu sein“, sagt Krajewski. ?Beten wir für sie alle“, lautet die Bitte des Sozialbeauftragten des Papstes. ?Und beten wir auch für uns selbst, damit wir uns nicht an diesen Krieg gewöhnen, sondern weiterhin Menschen in Not helfen.“
(vatican news)
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