Kardinal Tagle über Bahrain-Reise: Es war eine Entdeckungsreise
Mario Galgano und Devin Watkins – Vatikanstadt/Manama
Es sei eine Pilgerreise des Friedens und ein Aufruf an alle Völker der Religionen gewesen, resümiert der Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung der Völker. Vor allem sei es eine Reise voller Entdeckungen gewesen. Im Gespräch mit uns, sagt Tagle zur viertägigen Reise des Papstes nach Bahrain:
?Es war eine Visite, bei der es darum ging, dass die verschiedenen Religionen, Kulturen und Nationalitäten, unsere gemeinsame Menschlichkeit wiederentdecken. Denn der Heilige Vater hatte ein konkretes Anliegen, deshalb habe ich es eine Pilgerreise genannt, weil er jeden Punkt, über den er gesprochen hat, mit Gott und dem Gebet in Verbindung gebracht hat, damit wir alle in Gottes Augen entdecken, dass wir alle aus einer Quelle stammen und miteinander verbunden sind.“
Der Respekt vor dem Kontext präge das alltägliche Leben vieler Kirchengemeinden in Bahrain wie auch auf der übrigen arabischen Halbinsel, erinnert der Kardinal. Viele Christen wünschten Begleitung und den Trost Christi inmitten der alltäglichen Schwierigkeiten und Opfer. Das Bemühen darum, unnötige Kontraste mit der lokalen Mentalität und den politischen Apparaten zu vermeiden, habe oft dazu beigetragen, dass die Emire und Behörden, die auf der arabischen Halbinsel ihre Macht in Formen ausübten, die weit von westlichen Modellen entfernt seien, den Katholiken und ihren Bischöfen mit Zustimmung und offener Sympathie begegnen, hatte die vatikanische Nachrichtenagentur Fides zur Papstreise unterstrichen. Seit Jahrzehnten würden auf der Halbinsel, außer in Saudi-Arabien, Kirchen auf Grundstücken gebaut, die von Emiren und Herrschern zur Verfügung gestellt werden, wie in Bahrain die neue Kathedrale Unserer Lieben Frau von Arabien, die am 10. Dezember 2021 im Rahmen einer Eucharistiefeier unter dem Vorsitz von Kardinal Luis Antonio Tagle eingeweiht wurde. Jetzt konnte er abermals dorthin reisen und den Papst bei seinem zweiten Besuch auf der arabischen Halbinsel begleiten.
Eine Menge Symbolik
?Und so ist es für mich mit einer Menge Symbolik verbunden, eine Menge, ich würde sogar sagen, kulturpolitische Untertönen, aber letztendlich war es wirklich ein Aufruf zum Gebet und zur Anbetung des einen Gottes. Es gab also diese beiden Aspekte des interreligiösen Dialogs, und eine Solidaritätsbekundung gegenüber den Katholiken in der Golfregion.“
Die Verfassung Bahrains schütze zwar die Gewissensfreiheit und die Unverletzlichkeit der Kultstätten, weise jedoch darauf hin, dass diese Garantien im Einklang mit den im Land herrschenden Bräuchen ausgeübt werden müssten. So sei es beispielsweise Muslimen faktisch nicht gestattet, zu anderen Religionen zu konvertieren, auch wenn keine Gesetze erlassen wurden, die eine Konversion unter Strafe stellen. Aber auch innerhalb der christlichen Gemeinschaft gebe es Herausforderungen, so Kardinal Tagle:
?Der Papst hat sich auf die Christen konzentriert, die untereinander in der Ökumene gespalten sind. Franziskus hat uns ermutigt, in unseren Schulen, in unseren Krankenhäusern und in allen anderen Diensten ein Zuhause für alle Menschen zu schaffen. Und diese Golfregion ist wirklich ein Missionsgebiet. Und wie wir sehen konnten, haben wir starke Priester, Ordensmänner und -frauen. Aber unsere größte Mission in Bahrain sind die Laien, die hierhergekommen sind, um Arbeit zu finden, und wahrscheinlich erwarten sie nicht, dass sie irgendwie auch Missionare sind. Sie haben nicht nur ein Arbeitsplatz gefunden, sondern auch die Mission, und sie machen das sehr gut.“
Die große Unterstützung, die der Papst gebracht habe, sei somit auf die Laien gerichtet gewesen, erläutert Tagle:
?Die große Ermutigung, die ich hier erlebt habe, betraf vor allem die Laien, die hier leben. Sie sagten uns, dass sie sich in den Worten, die der Papst über sie gesprochen hat, bestätigt fühlen, nicht nur in der Arbeit, sondern in der Qualität ihrer Person, in der Beziehung den Menschen und zu Gott. Sie legen auf diese Weise ein Zeugnis für ihren Glauben ab. Das müssen wir gebührend anerkennen. Ich denke also, dass dieser Besuch viele unsichtbare Auswirkungen haben wird. Und die Menschen, die hier leben und arbeiten, werden Zeugen dieser Veränderung sein.“
(vatican news)
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