Vatikan: ?ltester Kardinal der Weltkirche gestorben
Mario Galgano – Vatikanstadt
Zum Tod des slowakischen Kardinals Jozef Tomko hat Papst Franziskus sein Beileid übermittelt. ?Ich denke mit Dankbarkeit an sein langes und fruchtbares Wirken am Heiligen Stuhl als fleißiger und umsichtiger Mitarbeiter meiner Vorgänger“, so Franziskus in dem an den Erzbischof von Kosice (Kaschau), Bernard Bober, adressierten Telegramm am Montagabend.
Nachdem Kardinal Tomko am 25. Juni wegen einer Halswirbelverletzung in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert worden war, verbrachte er sechs Wochen im Krankenhaus und setzte seit Samstag, dem 6. August, seine Behandlung zu Hause mit Hilfe einer Krankenschwester des Vatikans fort. Während seines Krankenhausaufenthaltes besuchte ihn Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Das Treffen mit Papst Franziskus
Papst Franziskus hatte ihn am 30. April in der Audienzhalle anlässlich des Treffens mit den Teilnehmern der slowakischen Wallfahrt herzlich begrüßt und in seiner Ansprache gesagt: ?Ich grüße herzlich Kardinal Jozef Tomko, dessen Anwesenheit uns spüren lässt, dass die Kirche eine Familie ist, die das Alter als Geschenk zu ehren weiß. Aber ich habe Zweifel, er sieht jünger aus als ich!“
Bischöfe laden zum Gebet ein
Die slowakische Bischofskonferenz lädt die Gläubigen ein, für den Kardinal zu beten und teilt in einem Kommuniqué mit, dass die Beisetzung nach der Beerdigung in Rom in der Kathedrale der Heiligen Elisabeth in Ko?ice stattfinden wird.
Priester mit 25, Bischof mit 55
Tomko wurde am 11. März 1924 in Udavské, in der slowakischen Erzdiözese Ko?ice, geboren. Er schloss sein Studium an der Theologischen Fakultät in Bratislava ab und erwarb nach seiner Übersiedlung nach Rom am Päpstlichen Lateran Athenäum und an der Päpstlichen Universität Gregoriana Abschlüsse in Theologie, Kirchenrecht und Sozialwissenschaften. Am 12. März 1949 zum Priester geweiht, war er 15 Jahre lang (von 1950 bis 1965) Vizerektor des Päpstlichen Nepomuceno-Kollegs in Rom und des angeschlossenen Internats für Priester aus verschiedenen Ländern, darunter Missionsländer und Lateinamerika.
Ab 1962 war er Studienassistent und ab 1966 Leiter des Büros für die Glaubenslehre der Kongregation für die Glaubenslehre. Damals wurde er als einer der Sondersekretäre für die erste Synodenversammlung im Jahr 1967 ausgewählt. Im Dezember 1974 wurde er zum Unterstaatssekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt. Am 12. Juli 1979 wurde er zum Generalsekretär der Bischofssynode ernannt und zum Titularerzbischof von Doclea gewählt. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm am darauf folgenden 15. September, dem Fest der Schmerzhaften Muttergottes, der Schutzpatronin der Slowakei, die Bischofsweihe.
Engagement für Bischofssynoden
Während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Generalsekretär der Bischofssynode hat er zwei ordentliche Generalsynoden (1980 und 1983) und die Sondersynode der Bischöfe der Niederlande (1980) vorbereitet und geleitet. Auch beim Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils und bei der Ordentlichen Synode von 1987 über die Berufung und Sendung der Laien waren er engagiert, wobei er mit der Veröffentlichung der ?Lineamenta“ – also der Vorbereitungstexte für die Synoden – eine umfassende Konsultation in der Kirche einleitete. Er ist Herausgeber des Bandes ?Die Bischofssynode, Wesen, Methode, Perspektiven“. Tomko stärkte auch das Generalsekretariat der Synode und verlieh ihm eine neue Dynamik.
Ökumenische Dimension und kulturelle Aktivitäten
In den verschiedenen Aufgaben seines kirchlichen Dienstes hat er als Mitglied, Berater oder Teilnehmer an internationalen Aktivitäten im Bereich der Ökumene mitgewirkt. Unter anderem war er Mitglied der Delegation des Heiligen Stuhls von 1972 beim Lutherischen Weltbund und beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf. Er war auch Mitglied der Gemeinsamen katholisch-lutherisch-reformierten Kommission für die Theologie der Ehe. Er leitete auch die Delegation des Heiligen Stuhls bei der Tagung der europäischen Familienminister 1981 in Rom, war Mitglied des Obersten Rates der Päpstlichen Missionswerke und befasste sich mit Fragen des geweihten Lebens, der Gerechtigkeit und des Friedens sowie der Laien. Nach einer kurzen Erfahrung als Dozent an der Internationalen Universität ?Pro Deo“ (1955-1956) war er von 1970 bis 1978 Dozent für kanonische Fortbildungskurse an der Universität Gregoriana. Trotz all dieser Verpflichtungen versäumte er es nicht, in zahlreichen Pfarreien in Rom und in der Diözese Porto-Santa Rufina direkte pastorale Arbeit zu leisten.
Sein Engagement für die religiösen Probleme seiner slowakischen Mitbürger trug greifbare Früchte. Er war Mitbegründer einer religiösen Zeitschrift und des Instituts der Heiligen Kyril und Methodius in Rom. Er besuchte wiederholt slowakische Gemeinden in den Vereinigten Staaten, Kanada und verschiedenen europäischen Ländern. Auch kulturell war er sehr aktiv und veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu Themen von Theologie bis Recht, von Geschichte bis Spiritualität. Er wurde mehrmals vom Heiligen Stuhl zu Bischofstreffen entsandt: 1970 zur panasiatischen Bischofskonferenz in Manila; 1973 zur Vollversammlung der vier Episkopate Ozeaniens in Sydney; 1979 zur Konferenz von Puebla; 1980 zu den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des CELAM in Rio de Janeiro; 1981 zum Treffen des SECAM in Yaoundé.
An der Spitze der Kongregation für die Evangelisierung der Völker
Diese Begegnungen und die zahlreichen Besuche, die er zusammen mit den Synodenversammlungen in verschiedenen Ländern unternahm, ermöglichten es ihm, die Realität vieler Teilkirchen genau kennenzulernen und eine wirksame und lebendige Kollegialität zu erleben. Auf diese Weise bereitete die Vorsehung ihn darauf vor, sein Herz auf die Dimension der Weltkirche auszudehnen und die Kongregation für die Evangelisierung der Völker zu leiten, eine Aufgabe, die ihm Johannes Paul II. am 24. April 1985 mit seiner Ernennung zum Propräfekten anvertraute. Der Papst ernannte ihn im Konsistorium vom 25. Mai 1985 zum Kardinal mit dem Titel der Heiligen Sabina. Er war sechzehn Jahre lang, bis zum 9. April 2001, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Gleichzeitig war er Großkanzler der Päpstlichen Universität Urbaniana; außerdem war er Delegationspräsident der Sonderversammlung der Bischofssynode für Asien (1998). Vom 15. Oktober 2001 bis zum 1. Oktober 2007 war er Präsident des Päpstlichen Komitees für Internationale Eucharistische Kongresse.
Das Kardinalskollegium
Mit dem Tod von Tomko besteht das Kardinalskollegium aus 206 Kardinälen, von denen 116 Wähler und 90 aus Altersgründen nicht mehr wählen dürfen. Der älteste Kardinal ist nun Alexandre do Nascimento, emeritierter Erzbischof von Luanda (Angola), der am 1. März 97 Jahre alt wurde.
(vatican news)
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