?Vatikan versteht Lage in Ukraine sehr genau“
Beata Zaj?czkowska und Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Das sagte Andriy Yurash jetzt in einem Interview mit Radio Vatikan. Der Diplomat hat Erzbischof Paul Richard Gallagher bei seinen Gesprächen in Lemberg und Kiew, aber auch bei den Besuchen in Märtyrerstädten wie Butscha und Irpin begleitet.
?Dies war ein sehr wichtiger Besuch in dieser schwierigen Zeit. Die wichtigste Botschaft, die von Erzbischof Gallaghers Auftreten ausgeht, ist allerdings, dass der Heilige Stuhl die aktuelle Situation sehr gut versteht. Dank vieler Begegnungen und Gespräche ist sich der Erzbischof des Ausmaßes der andauernden Krise, des Leidens des ukrainischen Volkes und der Notwendigkeit, es zu unterstützen, absolut bewusst.“
Der enge Mitarbeiter von Papst Franziskus habe keinen Zweifel daran gelassen, dass Rom auch weiter auf Dialog zur Wiederherstellung des Friedens setze, so der Botschafter. Die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen sind allerdings derzeit unterbrochen, und es ist nicht abzusehen, wann sie wieder aufgenommen werden könnten.
Ukraine muss in alle internationalen Bemühungen einbezogen werden
?Eine weitere, sehr wertvolle Botschaft des vatikanischen ?Außenministers‘ an die Ukraine ist die Bekräftigung des Heiligen Stuhls, dass er alles tun wird, um unser Land auf verschiedenen Ebenen zu unterstützen. Dazu gehört es aus Vatikansicht, dass die Ukraine in alle internationalen Bemühungen einbezogen wird, ob es nun um humanitäre Hilfe geht oder um Initiativen zur Beendigung des Krieges.“
Für Kiews Mann beim Vatikan ist es ?von grundlegender Bedeutung“, dass die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit weiter dem Krieg gilt und nicht allmählich von anderen Themen absorbiert wird.
?Es handelt sich hier nicht nur um eine ukrainisch-russische Angelegenheit, nicht einmal um eine regionale. Es ist etwas, das die ganze Welt betrifft, da die Folgen dieses Krieges auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Gebieten nachhallen. Es ist immer noch wichtig, eine klare Aussage darüber zu treffen, wer das Opfer und wer der Angreifer ist! Das hat einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung.“
Pssst - Vatikan-Diplomatie bei der Arbeit
Botschafter Jurasz lässt durchblicken, dass er im Moment keine Angaben über die Bemühungen der vatikanischen Diplomatie für eine Lösung des Konflikts machen könne, dass es diese Bemühungen aber gebe – und zwar auf verschiedenen Niveaus. So sei der Vatikan an Initiativen beteiligt, die mit der Rettung von Menschen zu tun hätten. Zu den Einzelheiten dürfe er nichts sagen, aber in Zukunft werde das Engagement des Vatikans einmal ans Licht kommen.
Erzbischof Paul Richard Gallagher hatte bei seinem Ukraine-Besuch den Wunsch des Heiligen Stuhls bekräftigt, zum Frieden in der Ukraine beizutragen. Gleichzeitig respektiere der Heilige Stuhl das ?souveräne Recht des ukrainischen Volkes und seiner politischen Vertreter“, zu entscheiden, welche Verhandlungen oder Maßnahmen zum Frieden führen sollen, so Gallagher.
?In unseren Kontakten mit anderen haben wir immer gesagt, dass der Heilige Stuhl der territorialen Integrität der Ukraine voll verpflichtet bleibt. Das ist unsere Grundlinie“, sagte der vatikanische ?Außenminister“ grundsätzlich - ohne konkrete Empfehlungen abzugeben.
Kissinger in Davos: ?Verhandlungen aufnehmen“
Mit Blick auf territoriale Fragen hat der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger in diesen Tagen zu bedenken gegeben, dass die Ukraine für den Frieden notfalls auch einige Gebiete aufzugeben bereit sein müsse: ?Ich hoffe, die Ukrainer sind in der Lage, ihr Heldentum mit Weisheit zu mäßigen“, zitierten verschiedene internationale Medien den inzwischen 98-jährigen Spitzenpolitiker auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.
Nach Ansicht von Kissinger muss Kiew ?Verhandlungen aufnehmen, bevor es zu Unruhen und Spannungen kommt, die nicht leicht zu überwinden sein werden“. Er erinnerte daran, dass Russland Teil Europas ist und dass es ein ?fataler Fehler“ wäre, die Position der Stärke zu vergessen, die es seit Jahrhunderten auf dem Alten Kontinent innehabe. Der Westen dürfe seine langfristigen Beziehungen zu Moskau nicht aus den Augen verlieren, auch nicht angesichts der permanenten und immer stärker werdenden Allianz mit China, so der hochrangige US-Politiker und Diplomat.
Kissinger fügte hinzu, dass ?der Wendepunkt idealerweise die Rückkehr zum Status quo ante“ vor der Invasion sein sollte. Wenn der Krieg darüber hinaus fortgesetzt würde, ginge es nicht mehr um die Freiheit der Ukraine, sondern um einen neuen Krieg gegen Russland selbst“, warnte der US-Amerikaner.
(vatican news/diverse - sk/pr)
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